von Emma Carroll
Thienemann, 2019
gebunden, 334 Seiten
ab 12 Jahren
ISBN 978-3-522-18516-5
15,00 Euro
Ich fiel langsam. Wie eine Feder, nur nicht so anmutig, denn meine Haare, mein Kleid und meine Haut blieben immer wieder an Ästen und Zweigen hängen, um gleich darauf zu reißen, während ich am Stamm entlang immer tiefer stürzte. Mit einem lauten Krachen kam ich unten am Boden auf.
Als 1783 ein prächtiger himmelblauer Heißluftballon in Versailles, am Hof des Königs Ludwig XVI, in den Himmel stieg, galt er als unglaubliches technisches Wunder. Die Brüder Montgolfier hatten ihn entworfen und gebaut, und eigentlich sollten sie bei diesem Probeflug im Ballon sitzen. Stattdessen flogen eine Ente, ein Hahn, ein Schaf und zwei Kinder….
Mit dieser Geschichte gewann Neal Jackson im Jahr 2014 den Ideenwettbewerb „The Big Idea Competition“ und jetzt, 5 Jahre später, ist aus dieser Geschichte ein ganz besonderes Kinderbuch geworden.
Das Mädchen Elster lebt auf der Straße und schlägt sich geschickt als Diebin durch. Eines Tages bekommt sie von einer geheimnisvollen Frau den Auftrag, in eine Villa einzubrechen und dort eine rote Schatulle zu stehlen. Was Elster nicht weiß: Die Villa gehört den Brüdern Montgolfier und in der Schatulle befinden sich ihre geheimen Baupläne für ein bis dahin unbekanntes Flugobjekt…
Elsters Einbruchversuch scheitert, sie wird von Pierre, dem Sohn der Montgolfiers erwischt, kann aber mit der Hälfte der Beute fliehen. Doch damit gibt sich ihre Auftraggeberin nicht zufrieden. Sie bedroht Elster und besteht darauf, dass diese noch einmal bei den Montgolfiers einbricht…
Dazu kommt es aber nicht mehr, denn Elster wird unfreiwillig Zeugin, wie die Montgolfiers versuchen, ein riesiges Bettlaken an Seilen fliegen zu lassen. Pierre wird mit diesem Bettlaken in die Luft gerissen und Elster kann ihn im letzten Moment retten. Dafür bekommt sie eine Anstellung als Hausmädchen bei den Montgolfiers. Fortan lebt sie als Elsa mit Pierre zusammen in der Villa und die beiden Kinder machen ihre eigenen Flugversuche….
Dieses Buch hat ganz viel. Es erzählt eine spannende Geschichte und verknüpft sie mit interessanten historischen Fakten. Es erklärt auf einfache Weise technische Experimente und verblüfft immer wieder mit neuen Ideen.
Immer, wenn man gerade denkt, jetzt weiß ich, wie die Geschichte läuft, kommt eine neue unvorhersehbare Wendung. So werden die gut 300 Seiten nie langweilig.
Das Buch ist flüssig geschrieben und lässt sich sehr gut lesen, der Druck ist angenehm und die vielen Schwarzweißzeichnungen unterstreichen den Text sehr stimmig. Pierre und Elsa sind Charaktere, wie sie verschiedener nicht sein könnten, und trotzdem arbeiten sie sehr gut zusammen. Denn jeder ist auf seine Art etwas Besonderes.
Die Geschichte ist neben „Nacht über Frost Hollow Hall“ ( auch in diesem Blog besprochen) das zweite Buch von Emma Carroll. Es hat mir wirklich gut gefallen, aber an seinen Vorgänger kommt es nicht ganz heran.
Monika H.