von John Boyne
aus dem Englischen von Ilse Layer
Fischer KJB, 2017
gebunden, 316 Seiten
ab 12 Jahren
ISBN 978-3-7373-4062-5
16,99 Euro
Er lag einige Minuten still da und versuchte, sich die Fahrt ins Gedächtnis zu rufen, die ihn hierher geführt hatte. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass er aus dem Zug gestiegen und mit einer Frau, die sagte, sie sei seine Tante, den Bahnsteig entlang gegangen war. Sie waren in ein Auto gestiegen, das von einem Mann mit einer dunkelgrauen Chauffeursmütze gesteuert wurde. Danach verschwamm alles.
Pierrot lebt in Paris, sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Französin. Deshalb gibt es immer öfter Streit zwischen den Eltern, besonders, nachdem sein Vater aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Als Pierrots Eltern sterben, kann er eine Zeitlang bei seinem besten Freund Anshel und seiner Mutter unterkommen. Doch die beiden sind Juden und haben selbst genug Probleme. Deshalb kommt Pierrot ins Waisenhaus.
Als sich dort eines Tages eine Frau meldet, die seine Tante zu sein scheint, beginnt für Pierrot ein neues Leben. Seine Tante ist Hauswirtschafterin im Berghof, der Sommerresidenz von Adolf Hitler.
Pierrot soll sich dort so unauffällig wie möglich verhalten und er soll auch seinen Namen ändern und niemandem erzählen, dass er aus Paris kommt. Denn die Zeiten sind gefährlich, der zweite Weltkrieg steht kurz bevor und die Spitzel lauern überall. Peter,( wie Pierrot sich nun nennen soll), führt ein einsames Leben auf dem Berghof, er freundet sich ein bisschen mit Hitlers Chauffeur an und spielt so oft er kann mit den Tieren. Als Hitler und seine Freundin Eva Braun einige Wochen auf dem Berghof verbringen, lernt Peter „den Führer“ auch persönlich kennen und schätzen. Er bewundert seine Art und beginnt sie zu imitieren. Er liest Hitlers Bücher und geht ihm bei kleineren Diensten zur Hand.
Im Lauf der Zeit verändert Peter sein Leben und seine Persönlichkeit. Um Hitler zu gefallen und ihm seine Loyalität zu beweisen, liefert er sogar seine Freunde ans Messer….
Dieses Buch ist unfassbar gut, in ganz einfachen, aber sehr eindringlichen Worten erzählt es die Verwandlung eines Menschen und zeigt, wie eng Gut und Böse nebeneinander liegen. Peter erliegt den Verführungen der Macht, er verachtet und bestraft Menschen, die „ unter ihm stehen“ ohne nachzudenken– wie so viele Andere, die Hitler in seinen Bann gezogen hat. Als Peter erkennt, dass er auf dem falschen Weg ist, ist es schon viel zu spät. Er bereut seine Handlungen zutiefst, aber kann er noch einmal umkehren?
John Boyne wäre nicht John Boyne, wenn er die Geschichte nicht mit einem ganz besonderen Clou beenden würde, die alles noch einmal umdreht. Dieses Buch hat einen Preis verdient und kann gar nicht genug Leser finden. Immer wieder muss man sich beim Lesen fragen „Wie konnte das passieren?“ Aber auch: „ Hätte ich anders gehandelt in dieser Situation?“
Eine großartige Geschichte, die einen lange nicht loslässt!
Monika H.
Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:
“Pierrot starrte ihn an und hätte ihm am liebsten ins Gesicht gesagt, was er von Dieben hielt, die älter waren als er und ihm das Essen stahlen. Aber etwas an diesem Jungen ließ ihn begreifen, dass es noch sehr viel schlimmer kommen konnte, wenn er nicht den Mund hielt, und nicht nur weil Kohler größer war als er.”
Der Junge auf dem Berg erzählt die Geschichte von Pierrot. Nachdem seine Eltern sterben, kommt er in ein Waisenhaus und dann zu seiner Tante. Diese arbeitet im Berghof, Adolf Hitlers Sommerresidenz. Der zweite Weltkrieg steht kurz bevor und so lernt Pierrot Adolf Hitler kennen.
Schon bald steht Pierrot unter dem Bann des „Führers“, wie er ihn nennt. Als ein Anschlag auf Hitler verübt wird, ist Pierrot bereit, alles zu tun. Auch Verrat.
Dieses Buch hat mich tief berührt, weil es zeigt, wie schnell Menschen sich völlig verändern können. Als Pierrot auf den Berghof kommt, ist er ein schüchterner, freundlicher Junge. Schon bald ist er herrisch und grausam.
Du erfährst Pierrots Gedanken und Gefühle und kannst dich gut in ihn hereinversetzen. Die Schauplätze sind genau beschrieben, so dass du das Gefühl hast, neben Pierrot am Berghof anzukommen. Oft hat mir die bedrohliche Atmosphäre einen Schauer über den Rücken gejagt.
Ich empfehle dir dieses Buch zu lesen, wenn du dich mit der NS-Zeit beschäftigen möchtest. Es ist sehr flüssig geschrieben, doch stimmt es dich schnell nachdenklich. Auch wenn du ungewöhnliche Alltagsgeschichten aus einer anderen Zeit lesen möchtest, wird dir „Der Junge auf dem Berg“ gefallen.
Katrin Berszuck, 16 Jahre
Hier kommt eine dritte Meinung:
Pierrot lebt als kleiner Junge in Frankreich. Seine Mutter ist Französin und sein Vater Deutscher. Er kämpfte im ersten Weltkrieg und verlässt seine Familie aufgrund der schweren psychischen Probleme, die er zurückbehalten hat. Pierrots Mutter kümmert sich liebevoll um ihren Sohn, bis zu ihrem Tod. Auch der Vater ist in der Zwischenzeit verstorben, sodass Pierrot in ein Waisenhaus kommt. Dort erhält er einen Brief von seiner Tante aus Deutschland, die durch eine Nachbarin von ihm erfahren hat und ihn nun zu sich holt. Sie ist Hauswirtschafterin auf dem Berghof, dem Feriendomizil von Adolf Hitler. Der kleine Pierrot landet in einer völlig neuen Welt: Er soll jetzt Peter genannt werden und er darf nicht mehr über seinen besten Freund reden, geschweige denn ihm Briefe schreiben, denn dieser ist Jude. Vieles versteht Pierrot in seiner kindlichen Naivität nicht, doch als er den Führer kennenlernt, ist er begeistert von ihm. Immer stärker gerät er unter Hitlers Einfluss und beginnt die Annehmlichkeiten einer Uniform zu lieben. Aus dem kleinen unschuldigen Jungen wird schnell ein machtbegieriger Jugendlicher, der bereit ist, alles für sein Land und seinen Führer zu tun.
Das Buch hat mich wirklich berührt und nachdenklich gemacht. Zu erleben, wie Pierrot zu Peter wird, ist ein sehr eindrucksvolles Leseerlebnis. Dennoch, oder gerade deswegen ist Peter eine problematische Hauptfigur für mich gewesen. Ich habe ihn immer aus einer gewissen Distanz betrachtet. Trotzdem sind seine Handlungen und Motive vollkommen nachvollziehbar, auch wenn man sich noch so sehr wünscht, dass so etwas nicht passieren kann. Die Vergangenheit beweist das Gegenteil. Besonders Kinder und Jugendliche sind für diese Art von Gehirnwäsche empfänglich. Deswegen möchte ich das Buch allen Lehrern ans Herz legen. Nichts öffnet die Augen so sehr, wie eine gut erzählte Geschichte. Und es ist leider in unserer Gesellschaft immer noch wichtig, für dieses Thema zu sensibilisieren. Denn obwohl es sich um einen historischen Roman handelt, könnte er aktueller nicht sein. An dieser Stelle ein großes Lob an den Autor, denn man merkt, dass hinter den historischen Figuren, Orten und Ereignissen viel Recherche steckt. Es gibt viele eindrucksvolle Gespräche, die Peter mit Hitler führt und ich kann mir durchaus vorstellen, dass Hitler damals so gesprochen hat.
Mein Fazit: Das ist wirklich eine geniale Geschichte, die zum Nachdenken anregt und stark erschüttert. Ich möchte nichts über das Ende verraten, aber das ist meiner Meinung nach das eindrucksvollste an diesem Roman. Lest es selbst!
Carolin Wallraven, 18 Jahre