von Toby Ibbotson
aus dem Englischen von Peter Knecht
Dtv, 2017
gebunden, 348 Seiten
ab 10 Jahren
ISBN 978-3-423-76193-2
12,95 Euro
„War es vielleicht so ein Messer?“ fragte Iphigenia und zog aus ihrem Ärmel einen Dolch hervor. Etwas Dunkelrotes tropfte von der Klinge. Das Gesicht mit den leeren Augenhöhlen lächelte immer noch, als die Messerspitze direkt unterhalb des Ohrs in ihren Hals stach und dann über ihre Kehle fuhr. Von einem Krampf gepackt, schoss Vince´ Arm nach vorn. Seine Faust fuhr durch Iphigenia hindurch, die sich vor seinen schreckensstarren Augen in nichts auflöste.“
Nachdem die drei mächtigen Großhexen Drusilla, Fredegonda und Goneril sich zur Ruhe gesetzt haben, suchen sie ein ruhiges Plätzchen in der alten Burg Mountwood in Schottland, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Doch das wird ihnen bald zu langweilig und sie beschließen eine Geisterschule zu gründen, um anderen Gespenstern eine solide Berufsausbildung zu ermöglichen.
So bevölkern schon bald der Stinkende Druide von Llwnannog, die schimmernde Elfe Kylie, die indische Fee Vera, die Geisterfamilie Peabody, der ruhelose Phantomschweißer, und der so genannte Säger die Burg, um sich jede Nacht in den Fächern „Ächzen und Stöhnen“, „Heulen im Wandel der Zeit“, „ Zähneklappern und – Knirschen“ und „Effektvolles Abnehmen von Körperteilen“ zu üben. Doch die hohe Kunst des Spukens ist nicht so einfach, vor allem, wenn man selbst ein ängstlicher Typ ist und vor Furcht nur so schlottert. Besonders gebeutelt ist da das kleine Gespenst Percy. Es hat auf der Reise den Bus verpasst und damit seine Eltern verloren und irrt nun zitternd allein durch die Welt.
Glücklicherweise trifft Percy die Freunde David und Charlotte, die ihn nach langer Suche zurück zu seinen Eltern bringen. Dafür haben sie einen Wunsch frei und können die Gespenster rufen, wenn sie selbst einmal Hilfe brauchen. Diese Hilfe benötigen sie schneller als gedacht, denn ihre gesamte Straße soll einem neuen Einkaufszentrum weichen und alle Familien sollen ihre Wohnungen verlieren. Da kommen die bestens ausgebildeten Gespenster aus der streng geheimen Geisterschule ihnen gerade Recht….
Toby Ibbotson ist der Sohn der großartigen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Autorin Eva Ibbotson, die schon viele verrückte und wunderbare Kinderbücher geschrieben hat. Kurz vor ihrem Tod entwickelte sie die Idee zu diesem Buch und ihr Sohn hat es dann für sie zu Ende geschrieben.
Ich mag an diesem Buch vor allem den skurilen Humor und die wunderbar ausgefallenen Ideen, die die Geschichte immer wieder vorantreiben. Obwohl es viele detaillierte und sehr gruselige Beschreibungen von schauerlichen Szenen gibt, wird es nie zu gruselig, weil man auch sehr oft beim Lesen schmunzeln muss.
Das Buch ist groß gedruckt, sodass man es schnell durchlesen kann. Und auch wenn das Ende ziemlich vorhersehbar ist, bleibt es spannend, denn man staunt immer wieder über die unzähligen verschrobenen Schachzüge, die der Autor sich ausdenkt und die sind eben nicht vorhersehbar. Besonders gut hat mir auch das geheimnisvolle Titelbild gefallen, das sehr gut zur Geschichte passt.
Monika H.