von Timur Vermes
Bastei Lübbe, 2014
Taschenbuch, 394 Seiten
ab 16 Jahren
ISBN 978-3-404-17178-1
9,99 Euro
Es war vergleichsweise still, über mir war kein Feindflieger zu sehen, kein Geschützdonner zu hören, keine Einschläge in der Nähe, keine Luftschutzsirenen. Ich registrierte auch: keine Reichskanzlei, kein Führerbunker. Ich wandte den Kopf, ich sah, ich lag auf dem Boden eines unbebauten Grundstückes, umgeben von benachbarten Häuserwänden, aus Ziegeln gemauert, teilweise von Schmutzfinken beschmiert, ich ärgerte mich sofort und beschloss spontan, Dönitz herbeizuzitieren. Ich dachte zuerst gar, wie in einem Halbschlummer, ja liegt denn Dönitz auch hier irgendwo herum, dann siegte die Disziplin, die Logik, ich erfasste rasch die Eigenwilligkeit der Lage. Ich kampiere üblicherweise nicht unter freiem Himmel.
Der Führer ist zurückgekommen. 66 Jahre nach seinem Tod wacht er urplötzlich auf, mitten in Berlin. Für einen Imitator gehalten, bekommt er einen Beruf beim Fernsehen und avanciert zum Star. Er rechnet mit dem neuen Deutschland ab, ohne sich zu verstellen. Wer ihn mag, lobt seine Art, das „Original“ bis ins kleinste Detail perfekt zu imitieren, der Rest verzweifelt eben daran. Ob Ausländer, die Presse, die NPD oder die Zukunft von Claudia Roth und der EU, der Führer hat zu allem eine Meinung, und die teilt er seinen Mitbürgern schonungslos mit.
Timur Vermes‘ Roman ist ausgesprochen gut und dazu trotz seines Protagonisten seltsamerweise realistisch. Die Geschichte ist absurd, doch die behandelten Themen sind es absolut nicht. Diese Bewertung unserer Gesellschaft ist auch noch 7 Jahre später aktuell und wird dies noch für einige Zeit bleiben. Nach diesem herausragenden Buch war die Verfilmung für mich eine Enttäuschung. Die spontanen unbeabsichtigten Witze des Führers und die Situationskomik funktionieren im Buch um Welten besser, die unvergleichliche Atmosphäre der Vorlage fehlt dem Film leider.
Nach einem etwas holprigen Start lässt sich „Er ist wieder da“ sehr gut lesen und allen, die es noch nicht gelesen haben sollten, ist es wärmstens zu empfehlen.
Florian Frohreich, 16 Jahre