erschienen: Februar 2025
copyright: Windpferd
ISBN: 9783864103940
Das Thema dieses Werkes hat mich gleich angesprochen. Es erscheint überraschend und interessant zugleich, da die Kritik am Buddhismus, er sei eine von Männern geprägte Philosophie, wie alle anderen Religionen, deutlich abgeschwächt wird.
Bedeutende Frauengestalten sollen beleuchtet werden, endlich hervorgehoben und so einen Perspektivwechsel des Lesers oder der Gläubigen bewirken.
Sobald man das Werk aufschlägt, wird deutlich, wie wichtig der Autorin Lama Agnes Pollner dieses Thema und damit auch dieses Buch ist. Bereits im Klappentext sagt sie: Ich erinnere mich noch genau, wie es mich ergriff, als ich zum ersten Mal die Statue von Buddha Tara erblickte. Ihr Anblick traf mich ins Herz, denn ich verstand in diesem Augenblick, dass es im Buddhismus die lebendige Überlieferung erleuchteter Frauen gab, kraftvoll, gesammelt und strahlend.
Besonders beeindruckend ist deren Stärke und die Bedeutung für den Buddhismus, aber auch für die Frauengestalten, die sie für dieses Werk gewählt hat. Trotz der schwierigen Umstände, denen Frauen auf deren spirituellen Weg ausgesetzt waren, finden sie ihren Weg: Wenn Frausein hilft, dann nutze es, wenn es hindert, dann schau, ob du es auch als Hindernis nutzbar machen kannst. (Jetsün Khandro Rinpoche)
Das Buch ist für alle Interessierten, Buddhisten und Nicht- Buddhisten gut verständlich, da nach einer ausführlichen Einleitung auch die verschiedenen Kapitel mit einer kurzen historischen Darstellung und einer kurzen Erläuterung der jeweiligen Lehre und deren Bedeutung beginnnen.
Protagonistinnen des ersten Kapitels sind die Frauen der Familie des Gautama Buddha: Als die Mutter des Siddharta stirbt, kümmert sich Mahaprajapati um den Kleinen, wird später als erste Frau vom Buddha ordiniert und gründet mit zahlreichen anderen Frauen den ersten Nonnenorden. Das Kapitel berichtet ausführlich von den Schwierigkeiten und Vorbehalten gegenüber Frauen zur Zeit des Buddha, jedoch auch deren Stärke und Zielstrebigkeit. Sie beweisen, dass auch Frauen erleuchtet werden konnten.
Besonders schön, und damit immer wieder zum Nachlesen, sind die ausgewählten Lieder und Texte der Frauen selbst. Beeindruckende Zeugnisse der verschiedenen Lehren, die man einfach nur genießen kann.
Nach dem Kapitel über die Zeitgenössinnen des Buddha, behandelt das zweite Kapitel die Mahayana- Lehren mit Texten aus den Sutras in Indien, den ersten Nonnen in China und Dichterinnen und Hausfrauen aus dem japanischen Zen.
Der Aufbau bleibt und auch die Begeisterung für diese Frauengestalten, die überall eine unglaubliche Kraft und Stärke beweisen, um ihrem Glauben zu folgen.
Die Lektüre eröffnet einen völlig neuen Blick auf die Frauen und deren Rolle im Buddhismus. Während sie bisher nur Nebenrollen spielten, schafft es Lama Agnes Pollner sie selbst, ihre Persönlichkeiten und ihre Lieder nun in den Mittelpunkt der Lehren zu stellen.
Mein persönliches Lieblingskapitel ist die Ausführung zu Avalokiteshvara, dem indischen Bodhisattva des Mitgefühls, der für mich etwas sehr Weibliches hatte. Immer schon fiel es mir schwer, ihn als eine männliche Erscheinung zu sehen. Gegen Ende ihres Buches stellt die Autorin nun die Frage, wie männlich Avalokiteshvara sei.
Und auch diese Möglichkeit, eine neue Perspektive einzunehmen, bietet dieses Werk, das nur zu empfehlen ist!