von Ingolf Kern und Zsuzsanna Ilijin
Stiftung Bauhaus Dessau in der E.A. Seemann Henschel GMBH
gebunden, 60 Seiten
all age
ISBN 978-3-86502-428-2
16,00 Euro
Wer bei „Bauhaus“ an Nägel, Bohrmaschinen, Bretter oder an eine Baumarktkette denkt, der liegt tatsächlich ganz falsch. Der Name „Bauhaus“ steht in der Kunst für eine große Veränderung der Bau-und Wohnstile. Diese Veränderung begann vor 100 Jahren und hat bis heute großen Einfluss.
Der Architekt Walter Gropius und einige andere Künstler hatten damals die Idee, dass Häuser und Möbel vor allem schlicht und praktisch sein, dabei aber trotzdem gut aussehen sollten. Außerdem sollten sie bezahlbar sein und nicht nur etwas für reiche Leute. Deshalb gründeten sie in Weimar eine Kunstschule. Dort sollten die Schüler lernen, neue, moderne Formen zu finden und Handwerk und Kunst zu verbinden.
Viele der Architekten und Designer aus dieser Zeit waren sehr experimentierfreudig und offen in ihren Meinungen. Das haben aber nicht alle Menschen in Deutschland verstanden. Die Bauhaus-Künstler wurden, besonders in der Zeit der Nationalsozialisten, verfolgt und bedroht. Sie mussten das Land verlassen und sich eine neue Heimat suchen.
Davon erzählt dieses Buch aus der Serie „Seemanns Bilderbande“. Die Geschwister Lotte und Max verbringen mit ihrem Vater Urlaub am Mittelmeer. Ihr Vater liest ihnen aus einem Buch über das Bauhaus vor und begibt sich mit ihnen auf Spurensuche. Sie beginnen in Mexiko, in der kleinen Stadt Monte Alban. Dort lebte Anni Albers, die in Weimar angefangen hatte, Stoffe zu designen. Sie webte wunderschöne abstrakte Muster mit leuchtenden Streifen, Quadraten und Dreiecken. Bis heute druckt man diese Muster nach und verziert damit Schals oder Wandteppiche.
Die Reise geht weiter nach Moskau, wo der Schweizer Bauhaus-Künstler Hannes Meyer Parkanlagen mit quadratischen oder kreisrunden Gebäuden entwarf oder Gebäude, die aussahen wie Käsestücke. Doch auch er durfte seine Pläne nicht ausführen, seine Häuser und Paläste waren der Regierung zu modern.
Und in diesem Stil geht es weiter: Lotte und Max lernen die Bilder von Paul Klee, die Puppenstuben und Klappsofas von Friedl Dicker, die Fotos von Lucia Moholy oder die glitzernden Kugellampen und Teekannen von Marianne Brandt kennen. Aber auch die weltberühmten Wolkenkratzer und Stelzenhäuser von Mies van der Rohe oder die Mode der Michiko Yamawaki. All diese Bauhaus-Künstler haben auf der ganzen Welt ihre Spuren hinterlassen und die Menschen mit ihrer Kunst und den neuen Formen, Farben und Materialien verzaubert.
Und so reisen Lotte und Max in den Geschichten ihres Vaters von Israel nach Japan, von New York nach Nizza, vom Irak nach Südamerika. Dabei lernen sie die unterschiedlichsten Künstler und Kunstrichtungen des Bauhauses kennen und erkennen viele Dinge wieder, die es auch heute noch zu kaufen oder in Museen zu bestaunen gibt.
Wer sich noch nie mit dem Bauhaus beschäftigt hat, wird sich für meine Begriffe mit diesem Buch ein bisschen schwer tun, da doch eine ganze Menge an allgemeinem Wissen vorausgesetzt wird. Ich hätte es gut gefunden, wenn in einem kleinen Vorwort vorab einige Begriffe erklärt worden wären.
Trotzdem gibt dieses Buch einen interessanten ersten Überblick über die unterschiedlichen Bauhauskünstler. Die vielen farbenfrohen leuchtenden Bilder sind vielleicht vom Stil her Geschmackssache, sie lockern das Buch aber wunderbar auf.
Ich denke, dieses Buch sollten Kinder vielleicht besser zusammen mit Erwachsenen lesen, da manche Dinge vielleicht doch noch einmal nachgefragt und näher erklärt werden müssen.
Monika H.