Papierklavier

Coverfoto Papierklavier
Copyright: Beltz & Gelberg

von Elisabeth Steinkellner
Beltz & Gelberg, 2020
gebunden, 140 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-407-75579-7
14,95 Euro

Die sechzehnjährige Maia wohnt mit ihrer Mutter und ihren beiden jüngeren Halbschwestern Ruth und Heidi in einer viel zu kleinen Zweizimmerwohnung. Ihre Mutter ist den ganzen Tag auf der Arbeit und Maia jobbt nebenbei im Saftladen, um die Familie über Wasser zu halten. Immer offen stand ihnen jedoch die Tür zu ihrer Nachbarin, die für sie alle nur Oma Sieglinde war. Sie hat für die Mädchen gekocht und Heidi das Klavierspielen beigebracht.

Doch dann stirbt Oma Sieglinde und auf einmal stehen sie vor einem weiteren Problem. Sie vermissen ihre Oma natürlich und dann bleibt da noch die Frage, wo Heidi denn jetzt Klavier spielen kann, denn Talent hat sie auf jeden Fall. Jedoch können sie sich nicht so ohne weiteres Klavierstunden leisten. Maia beschließt eine weitere Schicht im Saftladen zu übernehmen, aber ob das am Ende reicht?

Und dann sind da ja noch die ganzen Alltagsprobleme, die dazu kommen. Die Gesellschaft, die ein gewisses Schönheitsideal vorlebt, dem Maia so gar nicht entspricht und all die kleinen und großen Sticheleien, die sie über sich ergehen lassen muss. Aber da hat sie zum Glück ihre besten Freund*innen, die ihr zur Seite stehen. Da wäre zum einen Alex, die sich für Frauenrechte einsetzt und gegen das aktuelle Frauenbild kämpft und Carla/Engelberg, welcher sich nicht für Geschlechtsstereotype interessiert, sondern lebt, wie es ihr gefällt. All ihre Erlebnisse hält Maia in ihrem wahnsinnig künstlerisch gestalteten Buch fest.

Zu allererst möchte ich hier festhalten, wie wunderschön dieses Buch gestaltet ist. Man kann sich wirklich auf keiner Seite an all den kleinen Kritzeleien und Details satt sehen, was das Lesen furchtbar interessant macht. Dann ist da natürlich noch Maias Geschichte. Sie hat es nicht wirklich leicht in ihrem Leben, da sie teilweise die Rolle der Mutter für ihre Geschwister übernehmen muss, da ihre Mutter den ganzen Tag auf der Arbeit ist und am Abend so müde ist, dass sie kaum noch in der Lage ist, sich um die drei zu kümmern. Aber Maia gibt nicht auf, sondern kümmert sich so gut sie kann um ihre Geschwister, was ich Tag ein Tag aus für sehr beeindruckend halte. Maias Lebenseinstellung ist einfach eine ganz andere als die von diesen reichen Teenagern, die alles haben und dennoch unzufrieden sind. Anstatt immer das Negative zu sehen, sucht sie das kleine Glück im Alltag und ich denke, da können viele noch was lernen.

Manchmal sind wir so im Selbstmitleid versunken, dass wir gar nicht merken, dass jeden Tag auch immer wieder gute Dinge passieren. Maia zeigt uns, was für Dinge das sind und wie man sie sammelt, um sich in schlechten Momenten an das Gute zu erinnern. Außerdem schreibt sie in ihrem Tagebuch immer wieder über wichtige Themen wie Gleichberechtigung, soziale Normen, Freundschaft und vieles mehr. „Papierklavier“ ist somit eine vielseitige und wahnsinnig liebevoll gestaltete Ansammlung an Gedanken, die es sich wirklich lohnt zu lesen.

 

Ann-Kathrin Opiolka, 19 Jahre

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