von Mareike Krügel
Beltz & Gelberg, 2018
gebunden, 150 Seiten
ab 9 Jahren
ISBN: 978-3-407-82352-6
12,95 Euro
Sie hielt mir einen Apfel hin. „Für dich“, sagte sie. „Hab ich gefunden.“—„Du hast einen Apfel gefunden?“, fragte ich misstrauisch.“Wo?“—„Im Laden“, sagte sie.—„Gefunden heißt geklaut?“— „Gefunden heißt gefunden. Ich kann ihn auch allein essen, wenn du ihn nicht haben willst.“
Anton ist traurig. Sein Vater hat Hals über Kopf den gemeinsamen Urlaub abgesagt, weil er arbeiten muss. Und Antons Mutter hat gerade ihren Job verloren. Geld hat sie auch keins mehr, weil das Auto kaputt ist. Das können ja tolle Ferien werden! Gut, dass Anton bei seinem geliebten Meerschweinchen Pünktchen Trost findet, sonst wären die nächsten 6 Wochen gar nicht auszuhalten. Und noch besser, dass Anton eine Mutter hat, die sich auch in den verfahrensten Situationen etwas ausdenkt. So wie jetzt. Sie holt das alte zerbeulte Zelt aus dem Keller, packt zwei Rucksäcke und dann geht es los. Zu Fuß!!! Zum nächsten Campingplatz. Der ist ziemlich weit weg– und ausgebucht. Nicht mal für das allerkleinste Zelt ist noch ein Plätzchen frei. Doch Anton, Pünktchen und seine Mutter lassen sich nicht entmutigen. Sie schlagen ihr Zelt einfach mitten im Wald auf. Zum Duschen und zur Toilette schleichen sie sich heimlich auf den Campingplatz.
Anton liebt diese Art von Abenteuer. Allein mit seiner Mutter und seinem Meerschwein mitten im Wald, da kann er tun und lassen, was er will und niemand aus der Schule macht blöde Bemerkungen über „Anton, die Heulsuse“. Seine Mutter schenkt Anton ein Schnitzmesser und er schnitzt sich kunstvolle Pfeile. Er baut Pünktchen einen wunderschönen Freilauf neben dem Zelt und freundet sich mit Otto, dem Hund einer Spaziergängerin, an. Eines Tages kreuzt die wilde Liane seinen Weg. Sie ist schon 12 und macht mit ihrer Familie Urlaub auf dem Campingplatz. Obwohl Anton und Liane ziemlich unterschiedlich sind, unternehmen sie einiges zusammen und einmal „ rettet“ Anton Liane sogar das Leben. Doch dann ist plötzlich Pünktchen verschwunden und auch Antons Mutter kommt vom Einkaufen nicht zurück….
Dieses Buch ist eine wirklich wunderschöne Sommergeschichte. Es gibt keine große Action, aber Anton erlebt viele kleine, ganz besondere „Abenteuer“ im Wald und in der Natur. Und er wird, womit er gar nicht gerechnet hätte, irgendwie stärker und selbstbewusster durch diese Zeit. Man leidet und freut sich mit Anton und man kann seine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Seine neue „Freundin“ Liane ist ein ganz besonderes Mädchen, sie ist wütend auf die ganze Welt und auch ein bisschen auf sich selber, aber durch die Bekanntschaft mit Anton, der das krasse Gegenteil von ihr ist, entwickelt sie auch plötzlich ganz nette Seiten.
Der Schluss des Buches ist überraschend, aber sehr realistisch und auch das zeigt, dass die Autorin ganz nah dran ist an ihren Figuren und sie sehr gut versteht. Das Buch lässt sich gut und schnell lesen, es ist mit zahlreichen witzigen schwarz-weiß Zeichnungen bebildert, die wunderbar zur Geschichte passen. Ein ungewöhnliches Buch, sehr empfehlenswert und nicht nur für Jungen.
Monika H.