von Jacqueline Kelly
aus dem Englischen von Birgit Kollmann
Hanser, 2018
gebunden, 72 Seiten
ab 9 Jahren
ISBN: 978-3-446-25889-1
10,– Euro
Nichts von all den schrecklichen Dingen, die passiert sind, hätte passieren müssen, wenn das Stinktier nicht die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte, indem es unseren Garten umgepflügt und einen Berg Gemüse gestohlen hätte. Wenn das Stinktier nicht ausgerechnet ein Junges gehabt hätte, das ganz in der Nähe in einem Baum versteckt war. Und wenn mein jüngerer Bruder Travis das hungrige Kleine nicht gehört hätte und stehen geblieben wäre, um dem Weinen auf den Grund zu gehen…
Calpurnia lebt zusammen mit ihren 6 Brüdern, ihren Eltern und ihrem Opa auf einer großen Farm in Texas. Sie halten dort Pferde, Hunde, Katzen, Schafe und Kaninchen. Kein Wunder, dass Calpurnia und ihr jüngerer Bruder Travis sehr naturverbunden und tierlieb sind. Das haben sie von ihrem Opa geerbt, der selbst ein berühmter Naturforscher ist.
Als Travis zufällig in einem ausgehöhlten Baumstamm ein Stinktierbaby findet, das seine Mutter verloren hat und am Verhungern ist, nimmt er es an sich. Wohl wissend, dass seine Eltern strikt dagegen sind, denn Stinktiere sind Wildtiere. Wenn sie sich angegriffen fühlen, verspritzen sie eine übel riechende Flüssigkeit auf Menschen und Tiere, die tagelang furchtbar weiterstinkt.
Travis versteckt das Stinktier in einem weit vom Haus entfernten leeren Kaninchenstall und päppelt es auf. Dabei muss er höllisch aufpassen, dass es nicht von den Hunden entdeckt wird. Nur seiner Schwester Calpurnia vertraut er sein Geheimnis an. Als er aber ein paar Tage später noch ein zweites Stinktierbaby anschleppt, das noch viel schwächer als das erste ist, ist Calpurnia entsetzt. Das Tierchen wird sterben, so elend wie es aussieht. Doch Travis gibt nicht auf.
Als er die Tiere allerdings heimlich mit in die Schule nimmt, weil sie an diesem Morgen nichts gefressen haben und er denkt, dass sie krank werden, nimmt das Chaos seinen Lauf…
Auch der zweite Band von Calpurnias Tierstation ist eine wunderschöne und kurzweilig erzählte Tiergeschichte. Man lernt eine Menge über die Tiere, außerdem leidet und freut man sich mit Calpurnia und ihrem Bruder, die sich so liebevoll um ihre Schützlinge kümmern.
Das Buch spielt vor 100 Jahren, aber das ist für diese spannende und manchmal recht witzige Geschichte ganz nebensächlich. Denn eigentlich geht es um die Sorge und Pflege schutzbedürftiger Tiere. Und die beschreibt die Autorin, die selbst auf einer Farm aufgewachsen ist, sehr detailliert und kenntnisreich. Die vielen tollen Bleistiftzeichnungen von Alexandra Prischedko passen ganz wunderbar zum Text und sind ein richtiger Hingucker.
Selbst wenn die Geschichte mit ihren 72 Seiten sehr kurz und schnell durchzulesen ist, fehlt es ihr an nichts. Man klappt das Buch mit einem Seufzer zu und denkt: „Schön!“, auch wenn das Ende absolut nicht vorhersehbar ist.
Monika H.