von Jenny Jägerfeld
Urachhaus, 2020
gebunden, 246 Seiten
ab 12 Jahren
ISBN 9783825151898
17,00 Euro
Meine Strategie ist einfach. Mama ist mit ihrem Leben gescheitert. Und gestorben. Dafür gibt es eine Menge Gründe. Mein Leben soll gelingen, das habe ich mir vorgenommen.
Ein Buch über die Auswirkungen eines Selbstmordes zu schreiben, ist eine heikle Sache. Noch dazu, wenn die Tote die Mutter einer 12-Jährigen ist. Trotzdem ist dieses Experiment gelungen, vielleicht weil die Autorin selbst eine psychologische Praxis in Stockholm leitet und genau weiß, wie Jugendliche in diesem Alter und in dieser Situation „ticken“. Deshalb sollte niemand dieses Buch nur wegen des schwierigen Themas direkt wieder aus der Hand legen. Das hat es nicht verdient. Denn Jenny Jägerfeld erzählt mit leichtem Ton, mit trotzigem Humor und sehr viel Einfühlungsvermögen. Und das macht das Buch wirklich lesenswert.
Es geht um Sasha, fast 12, die damit fertig werden muss, dass ihre Mutter sie und ihren Vater allein gelassen hat. Ein schlimmer Gedanke, über den man eigentlich nicht mehr aufhören könnte zu heulen, aber genau das will Sasha partout nicht. Sie will nicht traurig sein und weinen wie ihr Vater. Egal, was passiert ist. Und deshalb macht sie eine Liste, um ganz anders zu sein als ihre Mutter es war. Es sind genau 7 Dinge, die sie tun will um zu überleben.
Ihre Mutter hatte lange Haare, Sasha dagegen rasiert sie sich ab und sieht nun aus wie eine „skalpierte Barbie“. Damit ist Punkt 1 „Haare abschneiden“ erledigt.
Auch der Vorsatz „Keine Bücher mehr lesen“, lässt sich einfach umsetzen, bringt allerdings in der Schule keine Sympathiepunkte.
Schnell abgehakt sind auch „Immer nur bunte Outfits anziehen“ oder „ Nicht mehr spazieren gehen. Den Wald meiden“.
Und so arbeitet sich Sasha akribisch durch ihre verrückten Vorsätze, doch die Trauer klebt wie ein dicker Kloß in ihrem Innern und macht sie superwütend.
Keine guten Voraussetzungen, um Comedy Queen zu werden. Denn Stand-up Comedy zu machen, das ist Sashas Traum und ihr größter Wunsch. Ihre Mutter hat die Leute zum Weinen gebracht, Sasha will genau das Gegenteil, alle sollen von Herzen über sie lachen. Und obwohl Sasha jeden Tag übt, Gags sammelt und witzige Sprüche ihrer Mitschüler aufschreibt, kommt sie irgendwie nicht weiter. Gut, dass ihre Freunde Märta und Ossi sie so mutig unterstützen…
Sasha ist ein kluges Mädchen, verletzlich, mutig und sehr zielstrebig. Und obwohl sie gerade in einer schweren Lebenskrise ist, bleibt sie sich immer treu. Auch ihre Freundin Märta ist mir ans Herz gewachsen, denn sie unterstützt Sasha auch dann, wenn sie sie gerade mal nicht versteht.
Trotz des traurigen Themas lässt sich die Geschichte gut lesen, sie zieht einen nicht runter sondern macht Mut, immer weiterzumachen und sich nicht unterkriegen zu lassen.
Das Titelbild passt super zur Geschichte, man ahnt sofort, dass die Hauptfigur ein „sperriger“ Charakter sein muss, aber man kann sich bei dem Schmollmund und der gelben, tief über die Augen gezogenen Strickmütze auch ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Ich hatte mir zwar etwas ganz anderes unter dieser Geschichte vorgestellt, aber das, was ich dann wirklich zu lesen bekam, hat mich absolut überzeugt.
Monika H.