von Jutta Nymphius und Susanne Göhlich
Tulipan, 2017
Hardcover, 60 Seiten
ab 7 Jahren
ISBN: 978-3864-29343-6
10,00 Euro
Am Fenster ist etwas. Maja kann nicht erkennen, was. Aber es versucht, sich durch die Gitterstäbe zu quetschen. Es will zu ihr ins Zimmer. Stocksteif vor Schreck steht Maja da, starrt einfach auf das seltsame Wesen am Fenster. Vor den dunklen Wolken sieht es sehr hell aus, fast weiß. Und seltsam puschelig ist es auch.
Das hat Maja sich auch nicht träumen lassen. Grade war sie noch beim Schaukeln auf dem Spielplatz, und dann ist sie plötzlich im Krankenhaus. Sie hat sich den Arm gebrochen, weil sie auf dem höchsten Punkt abspringen wollte von der Schaukel – so wie die großen Jungs.
Und jetzt liegt sie in einem weißen Zimmer, zusammen mit einem fremden kleinen Mädchen, das ununterbrochen heult. Das sind ja tolle Aussichten für die Nacht. Maja fühlt sich furchtbar allein und ihr Arm tut auf einmal schrecklich weh. Zu allem Überfluss beginnt es auch noch heftig zu regnen. Da bewegt sich plötzlich etwas am Fenster. Es miaut leise und springt durch das geöffnete Fenster ins Zimmer. Maja und ihre Zimmernachbarin können es nicht glauben. Ein weißer Kater hat sich in ihr Krankenzimmer verirrt, er macht es sich in ihren Betten bequem und frisst ihr Abendbrot. Die Mädchen nennen den Kater „Doktor“ und kuscheln mit ihm. So geht es ihnen gleich viel besser.
Natürlich wissen Maja und Suse, dass sie im Krankenhaus keine Tiere halten dürfen. Das hat ihnen Schwester Rosie unmissverständlich klar gemacht. Aber was sollen sie tun, wenn „Doktor“ so anhänglich ist und sie bei jedem Regenguss besuchen kommt. ….
Dieses Buch ist bei Tulipan in der Reihe „Kleiner Roman“ erschienen. Dort finden sich hübsche kurze Geschichten für Leseanfänger, die mit vielen witzigen Bildern versehen sind. Das Besondere daran: Diese Texte sind wirklich Geschichten – und nicht nur einfache aneinander gereihte Sätze, wie man sie sonst so oft in den Büchern für die ersten Leser findet.
So wird das Lesen dieser „kleinen Romane“ wirklich zum Vergnügen und man hat das Gefühl, tatsächlich ein ganzes Buch geschafft zu haben, auch wenn man gerade erst Lesen gelernt hat.
Auch „Der Doktor mit dem weißen Fell“ ist so eine besondere Geschichte. Majas Schmerzen und Ängste werden in ganz einfachen, aber sehr eindringlichen Worten geschildert, so dass man sie gut nachempfinden kann. Und auch die Freude, die der weiße Kater „Doktor“ in das Krankenzimmer bringt, kommt beim Leser sofort an. Deshalb fiebert man auch mit den Mädchen mit, als sie versuchen, Doktor vor den Augen der Schwestern und Ärzte zu verstecken. Eine Geschichte, die bestimmt nicht nur kranken Kindern Spaß macht. Sie eignet sich zum Vorlesen genauso gut wie zum Selberlesen.
Monika H.