Von der Jugendjury ausgezeichnet mit dem
Deutschen Jugendliteraturpreis 2018
Kinostart: 24. Januar 2019
von Angie Thomas
aus dem Amerikanischen von Henriette Zeltner
Cbt, 2017
gebunden, 512 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 9783570164822
17,99 Euro
Die Geschichte:
Starr ist schwarz und lebt in einem Ghetto. Aus Angst um ihre Tochter haben ihre Eltern sie auf eine Schule weiter außerhalb geschickt, auf die fast nur Weiße gehen. Dort ist Starr eine andere. Sie achtet darauf, wie sie nach Außen wirkt, weil sie nicht das Image eines schwarzen Ghetto-Mädchens haben möchte. In ihrem Viertel sieht die Welt schon anders aus. Da ist sie die Tochter eines Ex-Gangmitglieds, der mit Drogen gedealt hat und deswegen im Gefängnis landete. Um seiner Kinder Willen hat er damit aufgehört und versucht nun vor allem Jugendlichen, die drohen in die Szene abzurutschen, zu helfen. Trotz aller Bemühungen ist das Viertel kein sicheres Pflaster. Es gibt so gut wie täglich Schießereien. Auch auf einer Party, zu der Starr von einer Freundin mitgenommen wurde, wird geschossen. Sie flüchtet zusammen mit Khalil, den sie nach langer Zeit wieder getroffen hat, mit dem Auto. Die beiden werden von der Polizei angehalten und der Officer erschießt Khalil ohne ersichtlichen Grund. Das sorgt für große Aufregung. Nicht nur in ihrem Viertel, sondern auch außerhalb und irgendwann verlangt so gut wie die ganze Welt „Gerechtigkeit für Khalil“. Starr steht vor einer schwierigen Entscheidung. Sie ist die Zeugin, hat alles gesehen. Macht sie den Mund auf und verlangt ebenfalls Gerechtigkeit für ihren Freund oder lässt sie es, weil es doch nur Ärger einbringt und am Ende sowieso nicht hilft, weil die Polizei die Macht hat?
Meine Meinung:
Ein sehr brisantes und auch leider allzu aktuelles Thema wird in diesem Buch thematisiert. Wie oft erreicht selbst uns, hier in Deutschland, die Nachricht von einem von der Polizei erschossenen schwarzen Jugendlichen. Und nur allzu oft verläuft der Fall im Sand und der Polizist wird freigesprochen. Das ist nicht nur Rassismus, sondern zusätzlich noch Machtmissbrauch. Die Autorin geht in ihrem Buch wirklich sehr gut damit um. Denn es wird in keinem Fall pauschalisiert. Starr klagt nicht aus Prinzip alle Weißen an. Schließlich hat sie auch weiße Freunde. Dafür wird einem vor Augen geführt, dass viele Weiße dazu neigen zu pauschalisieren. Der wurde erschossen? Dann hat er bestimmt mit Drogen gedealt, immerhin ist er schwarz. Dieses Buch mahnt uns und erinnert daran, nicht so zu denken. Das hat mir sehr gefallen, weil in unserer Gesellschaft in viel zu vielen Fällen alle über einen Kamm geschoren werden. Der ist Deutscher und trägt Springerstiefel. Das muss ein Nazi sein. Der hat ein orientalisches Aussehen, einen langen Bart und trägt einen großen schwarzen Rucksack? Der will bestimmt eine Bombe legen. Der ist schwarz und wurde erschossen? Dann muss er Dreck am Stecken gehabt haben. Sowas ist wirklich traurig und deswegen sind Bücher, die offen mit diesen Themen umgehen, wichtig und sollten gelesen werden! „The Hate U Give“ ist eines dieser Bücher. Es ist ansprechend für Jugendliche, da die Protagonistin selbst eine Jugendliche ist. Sie hat eine sehr starke Persönlichkeit und sie macht innerhalb der Geschichte eine spürbare Veränderung durch. Leider gingen mir ihre Gefühle nicht tief genug unter die Haut. Dafür gibt es viele charmante Nebenfiguren, die sehr liebevoll gestaltet sind.
An den Schreibstil musste ich mich erst etwas gewöhnen, denn manchmal wirkte alles zu sehr auf cool gemacht und dadurch weniger echt und teilweise sogar etwas übertrieben. Aber gleichzeitig trägt der Schreibstil dazu bei, dass man sich die Gespräche der Figuren sehr gut vorstellen kann. Denn die Unterhaltungen wirken nicht gestellt, sondern sehr lebensecht.
Mein Fazit lautet: Trotz der zwei kleinen Kritikpunkte möchte ich das Buch allen ans Herz legen. Denn der Inhalt ist wirklich wichtig und sensibilisiert in Hinblick auf Diskriminierungen, Rassismus und Vorurteile. Gleichzeitig vermittelt die Geschichte jedem Jugendlichen: „Deine Stimme ist deine Stärke. Setze sie ein!“ Das ist eine sehr wichtige Botschaft. Für jeden, egal welcher Hautfarbe oder Ethnie.
Carolin Wallraven, 18 Jahre
Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:
Er flucht leise, dreht die Lautstärke von Tupac runter und lenkt den Impala an den Straßenrand. Wir befinden uns auf der Carnation, wo die meisten Häuser leer stehen und die Hälfte der Straßenlaternen kaputt ist. Kein Mensch zu sehen, außer uns und dem Streifenwagen. Khalil macht die Zündung aus. „Ich frag mich, was der Idiot will.“ Der Polizist parkt ebenfalls und schaltet sein Fernlicht ein. Ich blinzle, weil es mich blendet. Dann erinnere ich mich an noch etwas, dass Daddy mir gesagt hat. Wenn du mit jemand anderem unterwegs bist, kannst du nur hoffen, dass die bei dem nichts finden, sonst seid ihr beide verloren.
Starr lebt parallel in zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: sie wohnt mit ihrer Familie in einem schwarzen Viertel, das nicht gerade den besten Ruf genießt, geht jedoch auf eine Privatschule mit überwiegend weißen Schülern. Diese beiden Welten werden vehement von ihr getrennt.
Als sie nach Jahren ihren besten Freund Khalil auf einer Party wiedertrifft, müssen die beiden überstürzt vor einer Schießerei flüchten. Sie werden von einem Polizisten angehalten, der unbewaffnete Khalil wird vor Starrs Augen erschossen.
Doch die Polizei hat kein echtes Interesse an der Aufklärung, so dass diejenigen, die Khalil nicht lediglich als Gangmitglied abstempeln, auf die Straße gehen und es zu Unruhen kommt.
Hin- und hergerissen zwischen Protesten, Gangs und ihrer Schule muss sich Starr nun entscheiden, ob und wie sie die Ereignisse dieses Abends verarbeitet und verbreitet.
„The Hate U Give“ ist aktuell: Rassismus war zwar schon immer ein Problem, doch gerade in unserer heutigen Zeit sollte sich jeder damit auseinandersetzen. Das Thema Polizeigewalt wird oftmals leider totgeschwiegen, deshalb sollte es mehr Bücher wie dieses geben, die sich explizit mit dieser schwierigen Thematik auseinandersetzen. Als negativen Kritikpunkt könnte man aufführen, dass „The Hate U Give“ in Umgangssprache geschrieben ist, doch das ist die Art, wie sich Starr und die restlichen Personen in ihrem Viertel unterhalten. Es lässt das Buch in meinen Augen authentischer wirken, außerdem findet sich am Ende ein Glossar der verwendeten umgangssprachlichen Wörter.
Alles in allem ist „The Hate U Give“ ein ausgesprochen gutes Buch mit einem wichtigen Thema, das ich jedem empfehlen kann.
Florian Frohreich, 15 Jahre