Tschick

Coverfoto Tschick
Copyright: Rowohlt

von Wolfgang Herrndorf
Rowohlt, 2012
Taschenbuch, 256 seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3871347108
10,00 Euro

 

„Im Ernst, du musst was machen. Wenn du nichts machst, wirst du verrückt. Lass uns da vorbeifahren. Ist doch wurscht, ob du denkst, es ist peinlich. In einem geklauten Lada ist eh nichts mehr peinlich.“

Maik und Andrej, genannt Tschick, könnten verschiedener nicht sein. Maik kommt aus wohlhabendem Elternhaus mit einer Mutter, die Alkoholikerin ist und einem Vater, der manchmal auch nicht vor Gewalt zurückschreckt, während Tschick aus einer ärmlichen russischen Familie stammt. Doch beide werden zu Beginn der Sommerferien nicht zur Geburtstagsfeier von Tatjana, Maiks großem Schwarm, eingeladen. Da Maiks Vater ihn außerdem für mehrere Wochen allein gelassen hat, beschließen die beiden, sich mit einem geklauten Lada auf den Weg durch Deutschland zu machen, eigentlich um Tschicks Verwandte in der Walachei zu besuchen. Auf ihrer Reise lernen sie viele interessante Orte und Gestalten kennen und lernen dabei auch einiges über sich selbst.

Viele werden dieses Buch wohl noch aus ihrer Schulzeit kennen. Ich weiß nicht genau wie, aber irgendwie hatte ich es bisher geschafft mich durch meine schulische Laufbahn zu schmuggeln, ohne dieses Buch gelesen zu haben. Es war dann wohl doch eher ein Zufall, dass ich beim Korrigieren einer Hausarbeit einer Freundin noch einmal darauf gestoßen bin und dann ganz spontan angefangen habe zu lesen.

Ich muss gestehen, dass ich ziemlich froh bin, das Buch erst so spät gelesen zu haben. Ich glaube nämlich, als Jugendliche hätte es mir nicht so gut gefallen. Es geht sehr viel um zwischenmenschliche Beziehungen und „erwachsene“ Probleme, Es gibt ziemlich viel, was ich jetzt mal liebevoll „melancholisches Geschwafel“ nennen würde, wofür ich in der Schule noch nicht zu viel Interesse gehabt hätte.

Die starke Seite des Buches sind auf jeden Fall seine Charaktere, die oft sehr skurril und seltsam, aber trotz meist kurzer Auftritte immer sehr gut ausgearbeitet sind. Auch Maik und Tschick fühlen sich sehr lebendig an und das Wachsen ihrer Freundschaft ist wahnsinnig schön zu verfolgen. Maik ist auch ein guter Erzähler, mit Humor und einer interessanten Sicht auf die Dinge, obwohl es sich an keiner Stelle wirklich so angefühlt hat, als würde hier ein 14-Jähriger sprechen. Besonders gut hat mir das Ende gefallen, weil nicht unbedingt alles happyend mäßig läuft, sondern relativ realistisch und passend.

Insgesamt ein sehr interessantes Buch, aus dem man definitiv ein paar Dinge mitnehmen kann. Wer es damals in der Schule gelesen hat, sollte dem ganzen vielleicht nochmal eine zweite Chance geben, ohne jedes zweite Wort analysieren zu müssen.

Imke Wellesen, 20 Jahre

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert