von Estelle Laure
Fischer KJB, 2018
aus dem Amerikanischen von Sophie Zeitz
gebunden, 320 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7373-5327-4
17 Euro
„Es war eine Krise, das wusstest du in deinem zappelnden Krankenhirn, aber es berührte dich nicht. Weil du nicht mehr du warst. Du warst nicht mal mehr in der Nähe. Nirgends. Du warst kein Mensch mehr. O nein. Du warst der Wind in den raschelnden Seiten eines Buchs, du warst ein wogender Ozean aus Gras. Du warst die Trauerweide, die weinende, jedes Schlaflied auf einmal summend, leise und schön und unendlich.“
Bei diesem Buch handelt es sich um die Fortsetzung von „Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance“, in der die beste Freundin der Hauptperson Lucille am Ende ins Koma fällt.
Aus Edens Sicht wird in diesem Buch ihre Zeit nach dem Aufwachen aus dem Koma und ihrZurückkämpfen in ihr altes Leben erzählt. Sie fühlt sich immer noch nicht lebendig, weder körperlich noch geistig, und muss erst einmal verarbeiten, was in dem letzten Monat, in dem sie nicht da war, passiert ist. Denn ihrer Ansicht nach befand sie sich im „Dazwischen“. In diesem Zustand traf sie auf Jaz, das einzig andere Mädchen auf der Station, das ebenfalls im Koma liegt.
Als sie aufwacht, stellt sie fest, dass sie nicht nur in ihrer Fantasie, sondern auch in Wirklichkeit existiert. Durch Jaz trifft Eden auf Joe, den gutaussehenden, unnahbaren Jungen, der im Krankenhaus Blumen verkauft. Gleichzeitig ist er ein guter Freund von Jaz. Zusammen wollen sie einen Weg finden, um Jaz zum Aufwachen zu bringen und lernen sich dabei immer näher kennen, was schnell zu Komplikationen und Gewissensbissen führt. Darf das eigene Glück auf dem Leid eines anderen beruhen?
Was bei diesem Buch am stärksten in Erinnerung bleibt, ist der Schreibstil der Autorin. Ich kenne niemanden, der auf eine so poetische, ergreifende und mitreißende Weise schreibt wie Estelle Laure. Bereits ihr erstes Buch wurde für mich daher zu einem meiner Lieblingsbücher. Sie benutzt Sätze und Worte, die richtige Kunstwerke erschaffen und den Leser in eine Welt bringen, in der er alles von den Gefühlen und Gedanken der Protagonistin erfährt. Man lernt so Edens Schmerz, ihre Trauer, ihre Hoffnung und ihren Mut kennen. Dazu lässt sich die Geschichte sehr leicht und flüssig lesen.
Anfangs erscheint alles ein wenig unklar und eventuell unspannend, jedoch nimmt die Geschichte meiner Meinung nach Seite für Seite immer mehr an Gestalt an.
Man sieht an Edens Beispiel, wie sehr einem das Schicksal alles nehmen kann, was man vorher hatte. Den Traum, Profi-Ballerina zu werden, kann Eden nach dem Koma vorerst knicken und generell hat sie Schwierigkeiten, in ihr altes Leben zurückzufinden. Doch in Joe sieht sie jemanden, der sie zu verstehen scheint und im Gegensatz zu allen anderen, nicht Druck macht, wieder schnell zu all den früheren Dingen wie der Schule, zurückzufinden.
Joe und Eden verbindet etwas ganz Besonderes, was zugleich eine spannende Handlung aufbaut, denn neben ihrer Liebesgeschichte geht es auch um Leben und Tod, was oft einen starken Kontrast bildet.
Für Leute, die nicht an Esoterik, ein Leben danach und an Übermenschliches glauben, kann das ein starker Kritikpunkt sein. Mir selbst war es oft ein wenig zu fern von der Realität oder meiner eigenen Vorstellungskraft. Aber trotzdem hat es die Autorin geschafft, mich von Edens Geschichte zu überzeugen und ihr Dinge zu glauben, die anfangs vielleicht zu abstrakt wirkten.
Insgesamt behandelt diese Geschichte ein sehr ernstes und sensibles Thema, nämlich den Tod, jedoch in Zusammenhang mit dem Leben und all den Gründen, weshalb es sich immer lohnen sollte zu kämpfen und seine Träume nicht aufzugeben.
Greta Schulte, 16 Jahre