Wenn Worte meine Waffe wären

Coverfoto Wenn Worte meine Waffe wären
Copyright: Dressler

von Kristina Aamand
aus dem Dänischen von Ulrike
Brauns
Dressler, 2018
gebunden, 268 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7915-0098-0
16,00 Euro

Sheherazades Familie ist vor dem Krieg nach Dänemark geflohen, als Sheherazade noch ganz klein war. Nun wohnen sie in einer Betonsiedlung in Parkerne, in der viele muslimische Familien wohnen und ein sehr hoher Druck herrscht, weil jeder jeden kennt und den Eindruck einer perfekten Migrationsfamilie erwecken möchte. Sheherazade soll einen guten Abschluss machen, Medizin studieren, irgendwann einen von der Familie anerkannten muslimischen Mann heiraten und ihren Eltern viele Enkel schenken. Doch ihr Vater wird ins Krankenhaus eingeliefert, weil der Krieg ihn nicht loslässt und sein Herz unter der Aufregung leidet.

Im Krankenhaus lernt Sheherazade  Thea kennen, deren Mutter aufgrund einer Krankheit vorübergehend gelähmt ist. Die beiden helfen einander durch die schwere Zeit, kommen sich immer näher und verlieben sich in einander. Doch hat diese Liebe eine Zukunft? Werden Sheherazades Eltern eine Beziehung zu einem Mädchen und dann auch noch einer Dänin akzeptieren? Sheherazades größte Angst ist, dass der „Schock“ zu viel für das Herz ihres Vaters ist. Wird sie am Ende doch zu ihren Gefühlen stehen können?

Sheherazade, oder kurz She, ist ein unglaublich starker Hauptcharakter. Durch die Erwartungen ihrer Eltern lastet ein wahnsinnig hoher Druck auf ihr, und dann ist ihr Vater auch noch im Krankenhaus. Dennoch lässt sie sich nicht unterkriegen. Sie bemüht sich für ihre Familie da zu sein und kümmert sich um ihre Mutter, die unter der Krankheit des Vaters besonders leidet. Auch in der Schule lässt She sich nicht unterkriegen. Sie ist die einzige Muslima in ihrer Klasse und muss sich häufig auf Grund ihrer Kultur rechtfertigen. Dennoch gibt sie ihr Bestes und lässt sich nicht fertig machen. Als sie Thea kennen lernt, wird ihre Welt ziemlich auf den Kopf gestellt. Sie hatte nie ein Interesse daran auszugehen oder die Regeln ihrer Eltern zu brechen, doch durch Thea beginnt sie gerade die strengen Ansichten ihrer Mutter in Frage zu stellen. Sie geht heimlich mit Thea aus, leidet dabei aber unter dem Druck der ständigen Lügen. She versteht nicht, wie sich ihre Mutter so stark verändern konnte. Sie hat alte Fotos gesehen, auf denen ihre Mutter offene Haare trug, Motorrad gefahren ist und geraucht hat. Erst als sie nach Parkerne gezogen sind, fing ihre Mutter an, die „Vorzeige- Muslima“ zu spielen. She hat totale Angst davor, ihrer Mutter zu sagen, dass sie mit Thea zusammen ist, doch gleichzeitig ist ihre Beziehung zu Thea auch das einzige, was sie glücklich macht und ihr durch die Belastung des Krankenhausaufenthaltes ihres Vaters hilft.

Die Entwicklung der Beziehung von She und Thea ist total schön zu beobachten. Sie haben beide ihre Probleme und es gibt auch immer genug Themen, um mal ordentlich zu diskutieren, doch im  Endeffekt sind sie immer für einander da und harmonieren super mit- einander. Für She ist es eine ganze neue Erfahrung, sich in ein Mädchen zu verlieben, doch sie hat den Mut sich ihren Gefühlen zu stellen. Besonders gut an dem Buch fand ich außerdem, dass es sich zwar um eine Coming-out Geschichte handelt, dies jedoch nicht explizit in den Vordergrund gestellt wird. Man bekommt zusätzlich einen guten Einblick in das Leben und die Probleme einer Familie, die vor einem Krieg geflohen ist, aber auch in Teile der muslimischen Kultur. Dadurch wirkt das Buch sehr vielseitig und bleibt immer spannend.

 

Ann-Kathrin Opiolka, 16 Jahre

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