Zartbittertod

Coverfoto Zartbittertod
Copyright: randomhouse

von Elisabeth Hermann
cbj, 2018
gebunden, 474 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 9783570165133
18,00 Euro

Mia möchte einen Artikel über ein altes Familienfoto schreiben. Welches würde da besser passen, als das mit dem riesigen Nashorn aus Schokolade und ihrem Vorfahr Jakob Arnholt drauf? Da muss doch eine spannende Story hinter stecken ! Sie beginnt Nachforschungen anzustellen und fragt auch ihre Mutter nach dem Bild. Die berichtet, dass Jakob in der Kolonialzeit aus Namibia nach Lüneburg gekommen ist. Zusammen mit seinem weißen Lehnsherrn hat der kleine schwarze Junge ein Schokoladengeschäft aufgemacht. Bis er irgendwann seine eigene Familie gründete, nach Meißen zog und dort seine eigene kleine Chocolaterie eröffnete.

Das Geschäft führen heutzutage Mias Eltern, und auch sie selbst liebt die Schokolade über alles. Doch wer war dieser ominöse und unfreundlich dreinblickende Lehnsherr? Darüber hüllt sich ihre Mutter in Schweigen. Nur einen Namen erwähnt sie mit Abscheu: Herder. Dessen Nachkommen besitzen mittlerweile einen riesigen Schokoladenkonzern. Mit ein paar Fundstücken vom Dachboden im Gepäck, die einmal Jakob gehört haben,  macht Mia sich auf den Weg nach Lüneburg, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Doch dort angekommen jagt ein Unglück das nächste, und Mia gerät immer mehr in Mittelpunkt der fragwürdigen Ereignisse. Welchem schrecklichen Familiengeheimnis ist sie da nur auf die Spur gekommen, dass derjenige, der es geheim halten will, sogar über Leichen geht?

Meine Meinung:

Dieses Buch ist nicht nur einfach ein Krimi, sondern auch eine tolle Aufarbeitung der Geschehnisse während der Kolonialzeit. Ich kann natürlich nicht beurteilen, inwiefern sich das alles historisch belegen lässt, aber das liegt unter anderem auch daran, dass man sich in der Schulzeit im Geschichtsunterricht kaum mit der Kolonialzeit beschäftigt. Zumindest nicht aus deutscher Perspektive. Es werden immer die großen Kolonialmächte Frankreich und England angeprangert und im Nebensatz wird erwähnt, dass Deutschland auch irgendwann mal nach Afrika gefahren ist. Das war´s.

Dieses Buch zeigt, dass da deutlich mehr war — und dass die deutschen Soldaten teilweise ganze Eingeborenen-Stämme ausgelöscht haben. Ich finde, die Autorin schildert das sehr eindrucksvoll, denn sie hat ihre Geschichte mit Zitaten aus echten Briefen aus dieser Zeit gespickt, die die Mentalität der damaligen Deutschen widerspiegelt. Das Gute an dem Buch ist, dass es trotz der historischen Hintergründe ein Jugendkrimi bleibt, der sehr spannend erzählt ist.  Die Geschichte ist gleichermaßen unterhaltend und bildend.

Diese beiden Aspekte haben mir wirklich gut gefallen. Der fesselnde Schreibstil der Autorin hat das Ganze nur noch spannender gemacht und die gute Komposition der beiden Elemente – Thriller und Historie – unterstützt.

Dennoch ist mir ein Aspekt etwas zu kurz gekommen. Es gibt nämlich einen männlichen Charakter, der Mias Interesse weckt. Doch diese Liebesstory ist nicht wirklich authentisch und hätte meiner Meinung nach auch weggelassen werden können. Denn es war irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes.

Trotz des kleinen Kritikpunkts hat mich der Roman von Elisabeth Hermann überzeugt und ich kann ihn jedem weiterempfehlen, der ein bisschen was Neues (und Erschreckendes) über die deutsche Geschichte lernen will und dabei gut von einem Krimi unterhalten werden möchte.

Carolin Wallraven, 19 Jahre

Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:

Als Mia für ihre Aufnahme an einer Journalistik- Schule Recherchen über ein altes Familienfoto beginnt, ahnt sie noch nicht, welche Ereignisse sie in Gang bringen wird. Das Foto zeigt ihren Urgroßvater Jakob, der als Schwarzer mit einem deutschen Soldaten aus dem damaligen Deutsch-Südwestafrika nach Deutschland gekommen war, mit seiner Kreation eines riesigen schokoladenen Nashorns.

Obwohl das Foto schon seit Jahren in dem kleinen Chocolaterie-Geschäft ihrer Eltern hängt, kann ihr niemand etwas über das Schicksal des kleinen Jakob erzählen. Schnell lernt Mia, dass sein Leben eng mit dem des großen Schokoladenfabrikanten Herder verbunden ist. Doch sie muss feststellen, dass nicht alle dort ein Freund ihrer Recherchen sind.

Wenn ich dieses Buch in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es: Wow. Selten hat mich ein Buch so für ein Thema interessieren und faszinieren können wie „Zartbittertod“. Elisabeth Herrmann widmet sich in diesem Buch der dann doch wahrscheinlich nicht ganz so einfachen Thematik der deutschen Kolonialpolitik in Afrika. Ein Thema, dem nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, wie es eigentlich sollte. Meiner Meinung nach wirken die meisten Bücher mit dem Ziel, ein bestimmtes Thema zu transportieren, immer recht gestelzt oder erzwungen: Nicht so bei Zartbittertod! Die geschichtlichen Ereignisse sind gekonnt durch Briefe oder Tagebucheinträge in die Handlung eingearbeitet und bieten Motiv und Grundlage für die Handlungen in unserer Zeit. Alles wirkt extrem gut recherchiert und nichts wird beschönigt.

Auch die Personen agieren nachvollziehbar und ihre Gefühle und Gedanken sind derart mitreißend: Vor allem Mias Drang, Licht in das Schicksal ihres Urgroßvaters zu bringen und ihre nicht zu stillende Neugierde sind ansteckend. Als ich das Buch beendet hatte, hatte ich direkt Lust in meinem eignen Familienstammbaum nachzulesen, um über das Leben meiner Urgroßeltern zu recherchieren (leider nicht ganz so spannend, wie bei Mias Vorfahren XD).

Was mir auch noch besonders ins Auge gesprungen ist, sind Elisabeth Herrmanns großartige und liebevolle Beschreibungen der Schokolade. Sie schafft es, sehr genau die verschiedenen Geruchs-und Geschmacksnoten einzufangen und in Worte zu fassen. Auch Mias Kreationen und ihr „Entwicklungsprozess“ sind einfach so lebendig beschrieben, dass man die Schokolade gewissenmaßen im Mund spüren kann. Hut ab, ich hatte noch nie so ein volles Geschmackserlebnis bei einem Buch.

An Spannung fehlt es natürlich auch nicht. Die Ereignisse überschlagen sich, vor allem gegen Ende des Buches, und man versucht immer mit zu rätseln, wer der Täter sein könnte. Das Ganze wird gekrönt von einem angemessenen Finale und einer zufriedenstellenden Auflösung.

Ich brauche gar nicht viel zu sagen: Ich bin rundum glücklich. Vollste Leseempfehlung.

Imke Wellesen, 18 Jahre

Und hier noch eine dritte Meinung:

Mia wächst in der kleinen Chocolaterie ihrer Eltern auf. Als sie für die Bewerbung einer Journalistenschule die Geschichte eines Familienfotos recherchieren muss, wählt sie das Foto ihres Vorfahren Jakob. Auf dem Foto ist er zusammen mit einem riesigen Nashorn aus Schokolade und seinem Lehnsherrn zu sehen. Jakob ist schwarz, sein Lehnsherr jedoch weiß. Das Einzige, was Mia weiß, ist, dass Jakob als kleiner Junge aus der damaligen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ nach Deutschland gekommen ist. Sie beginnt nachzuforschen und setzt sich mit den Nachfahren von Jakobs Lehnsherren in Verbindung. Nach und nach deckt sie die Geschichten ihrer Familien auf und entdeckt dabei Verrat, Liebe und Rache…

Am Anfang fand ich es schwer in die Geschichte reinzukommen, aber nach den ersten Kapiteln konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Man erfährt viel über die Kolonialzeit, was ich sehr interessant, aber auch erschreckend finde. Außerdem sind alle Charaktere sehr realistisch und handeln normal, was in vielen Büchern nicht der Fall ist. Mias eigentliche Liebe zur Schokolade und zu dem Herstellen von Pralinen ist sehr stark, jedoch verdrängt sie diesen Aspekt häufig, da ihr Bruder die Chocolaterie ihrer Familie übernehmen soll, aber man merkt schnell, dass die Arbeit als Journalistin eher ihre zweite Wahl ist, was mir gut gefallen hat. Der Roman macht viel Spaß zu lesen, da viel passiert und man bis zum Ende mitfiebert.

Mara Frohreich, 16 Jahre

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