von Wulf Dorn
Cbj, 2019
broschiert, 476 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 9783570165249
15,00 Euro
„Er hat seine Patienten gewogen, kurz vor ihrem Tod und direkt danach. Der Gewichtsunterschied müsste seiner Ansicht nach das Gewicht der Seele sein. Und einen solchen Unterschied gab es tatsächlich. Im Durchschnitt waren es einundzwanzig Gramm.“
Nikka war tot, und das ganze 21 Minuten lang. Der entspannte Abend, den sie eigentlich mit ihrer besten Freundin Zoe in einem Club verbringen wollte, endete in einem Alptraum. Nikka erwacht ohne Erinnerungen im Krankenhaus und Zoe ist spurlos verschwunden. Doch Nikka hat nicht nur mit ihrem Gedächtnisverlust zu kämpfen, sie hat auch etwas mitgebracht, von jenem dunklen Ort, an dem sie die 21 Minuten verbracht hat, die ihr ganzes Leben verändert haben. Und so sehr sie sich auch davor fürchtet, es könnte ihre einzige Möglichkeit sein Zoe wiederzufinden.
„21“ war ein Buch, welches mich bereits gefesselt hat, als ich es zum ersten Mal in der Hand gehalten habe. Das Cover ist unfassbar simpel gehalten und besteht quasi nur aus einer großen, roten 21. Das scheint zunächst wenig über das Buch auszusagen, passt aber, wie ich finde, unglaublich gut zu der Message der Geschichte.
Trotzdem hat die mich Story wirklich überrascht. Ich hatte vom Klappentext her eher mit einer typischen 08/15 Thriller Story gerechnet, aber das Buch geht mit seinen Ideen anderes um, als „herkömmliche“ Thriller es tun würden. Auch die im Klappentext genannte Gedächtnislosigkeit ist nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Story. Stattdessen steht viel mehr Nikkas Umgang mit ihrer Nahtoderfahrung im Vordergrund und die Frage, ob nach dem Tod wirklich nichts mehr von uns übrig bleibt. Die Hintergründe werden dabei so vielseitig recherchiert, präsentiert und sind so gut beschrieben, dass man nie das Gefühl hat, Nikkas Erlebnisse wären nur „horrormäßige Einbildungen“. Stattdessen fügen sie sich ganz natürlich in die Handlung ein. Es werden viele unterschiedliche Ansichten durch unterschiedliche Charaktere präsentiert, wie zum Beispiel die etwas kritischere Ansicht durch Nikkas Freund Sascha. Durch sehr persönlich geschriebene Gespräche werden dem Leser so unterschiedliche Erfahrungen zu teil.
Die Story bleibt dabei nicht zurück. Spannung ist garantiert und besonders Nikkas Gefühlschaos sorgt dafür, dass man förmlich in die Handlung hineingesogen wird. Die Auflösung ist zwar nicht wirklich komplex, aber durchaus solide und hinterlässt keine offenen Fragen. Die Charaktere sind, wie schon erwähnt, alle sehr gut geschrieben und nachvollziehbar. Nikkas und Saschas Beziehungsentwicklung hat mir besonders gut gefallen. Alles wirkt sehr natürlich und nicht übereilt.
„21“ hat mich echt überrascht, mit einem sehr guten Schreibstil und einer viel komplexeren Thematik, als zunächst angenommen. Der Klappentext tut dem Buch unrecht. Absolute Leseempfehlung!
Imke Wellesen, 19 Jahre