von Nina LaCour
aus dem Englischen von Sophie Zeitz
gebunden, 201 Seiten
Carl Hanser Verlag, 2019
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-446-26435-9
16,00 Euro
Als die Winterferien beginnen, bleibt Marin alleine im Studentenwohnheim zurück. Es gibt keine Familie, keine Heimat mehr zu der sie zurückkehren könnte um dort ein behagliches Weihnachten zu feiern. Stattdessen wartet die Einsamkeit auf sie und droht sie hinunter zu reißen. Doch vorher steht noch Mabels Besuch an. Mabel, deren Auftauchen eine Flut an Erinnerungen auslösen wird. Heimliche Küsse am Strand, verschränkte Hände und gemeinsames Lachen.
Aber vor allem sind es die Erinnerungen an das Leben vor dem Tod ihres Großvaters, die Marin zu schaffen machen. Er nahm sie bei sich auf und sorgte sich um sie, als ihre Mutter beim Surfen ertrank, doch nichts war wie es schien. Ein dunkles Geheimnis liegt um ihren Großvater. Ein Geheimnis, dass sie seit seinem Tod verdrängt, ein Geheimnis von dem sie nicht weiß, ob sie schon bereit ist, sich ihm zu stellen. Wird sie es trotz allem schaffen sich Mabel zu öffnen? Kann sie die Vergangenheit hinter sich lassen und ihr neues Leben akzeptieren?
Marins Geschichte wirkt auf den ersten Blick sehr traurig. Ihre Mutter ist gestorben, als sie noch ganz klein war und sie hat keine Erinnerungen mehr an sie. Ihren Vater kennt sie nicht und dann ihr Großvater. Er hat sie bei sich aufgenommen und sich um sie gekümmert, aber er hat zum Beispiel nie über ihre Mutter geredet. Sie hat keine Fotos, keine Gegenstände, keine Erinnerungen an sie. Nur die alten Freunde ihrer Mutter bringen ihr am Strand oft ihre Lieblingsmuscheln vorbei. Obwohl Mabel die soft verdrängt, wünscht sie sich doch nichts sehnlicher, als ihrer Mutter näher sein zu können, weshalb das Geheimnis ihres Großvaters sie besonders tief trifft.
Ihr gesamtes Leben scheint eine Lüge und sie weiß nicht, ob sie ihm je verzeihen kann. An der ganzen Geschichte um den Großvater hat mir besonders gut gefallen, dass man als Leser erst nach und nach in kurzen Flachbacks erfährt, was genau eigentlich passiert ist. Dadurch bleibt die Geschichte sehr spannend, da man erst nach und nach alle Puzzleteile zusammensetzen kann. Genau wie Mabel erfährt man nur ganz langsam was mit Marin passiert ist. Es dauert eben, bis Marin bereit ist, sich mit der Vergangenheit auseinander zusetzen.
Dann zeigt die Geschichte jedoch, dass nicht alles traurig sein muss. Marin muss lernen, sich anderen anzuvertrauen. Man kann etwas nur dann wirklich verarbeiten, wenn man jemanden hat mit dem man darüber reden kann und man muss bereitsein, Hilfe anzunehmen. Mabel ist trotz allen Schwierigkeiten für Marin da, kann jedoch nur helfen, wenn Marin sie lässt. Ich persönlich denke, dass das eine Lektion ist, die viele Menschen noch lernen müssen. Es ist nicht immer leicht sich helfen zu lassen, aber am Ende ist es so viel leichter als mit allem alleine fertig werden zu müssen.
Ann-Kathrin Opiolka, 17 Jahre