Das Licht von tausend Sternen

Coverfoto Das Licht von 1000 Sternen
Copyright: dtv

von Leonie Lastella
dtv, 2020
Taschenbuch, 383 Seiten
ab 15 Jahren
ISBN: 978-3-423-74057-9
12,95 Euro

Ihr halbes Leben lang gibt Harper die vorbildliche Tochter, die brave Studentin und den Anker, den ihr Bruder braucht. Ben hat nämlich Autismus und jede kleinste Abweichung von der Normalität bedeutet für ihn reines Chaos in einer Welt, die sowieso schon völlig gegen ihn zu sein scheint und ihm höllische Angst einjagt. Harper liebt ihren Bruder und will auf gar keinen Fall schuld daran sein, dass er noch mehr leidet. Daher hält sie sich an alle unausgesprochenen Regeln und hilft ihrer Mutter neben dem Studium, wo sie nur kann.

Doch dann platzt Ashton in ihr Leben und ehe sie sich versieht, ist sie über beide Ohren in ihn verliebt und lernt eine Welt kennen, von der sie bisher nur träumen konnte. Sie lernt echte Freunde kennen, unternimmt verrückte Dinge und schnuppert zum ersten Mal seit langem einen Hauch von Freiheit. Dennoch muss sie stets darauf achten den Bogen nicht zu überspannen, um Bens fragile Welt nicht aus den Ankern zu reißen.

Und das alles hinter Ashtons Rücken. Der hat ihr nämlich anvertraut, dass seine kleine Schwester an Krebs erkrankt und gestorben ist. Seit dieser Zeit ist er für seine Eltern quasi Luft und er hat sich geschworen, nie wieder die zweite Geige neben einem kranken Kind zu spielen. Kann ihre Beziehung vor diesem riesigen Geheimnis überhaupt bestehen? Sollte sie ihm nicht vielleicht doch die Wahrheit erzählen und das Beste hoffen? Würde Ashton sich darauf einlassen? Ist ihre Liebe stark genug für diese Hürde?

Harper hat eine unglaublich starke Last zu tragen. Ihr Vater starb, als sie noch klein war und ließ sie, Ben und ihre Mutter alleine zurück. Seit dem müssen die Beiden sich alleine um Ben kümmern, was nicht immer leicht ist. Da ihre Mutter natürlich auch noch arbeitet, muss Harper sich akribisch an den Zeitplan halten und zum Beispiel nach der Uni direkt nach Hause kommen. Sie kann nicht mal eben noch mit ihren Freunden an den See oder in die Stadt, wie man es im Sommer ja eigentlich gerne spontan macht. Und obwohl sie wirklich keine Gelegenheit für Ausnahmen hat, schafft Ashton es, sich in ihr Leben zu schleichen und ihr Herz für sich zu gewinnen.

Zum ersten Mal wird ihr Herz nicht durch ihre Liebe zu Ben gesteuert, sondern durch Ashton. Und das bringt sie in eine moralische Zwickmühle, sie hat furchtbare Schuldgefühle gegenüber ihrer Mutter, da sie sie verhältnismäßig oft mit Ben alleine lässt. Dann ist da natürlich noch die Tatsache, dass sie Bens Autismus vor Ashton verheimlicht. Immer wieder kommt es zu Situationen, in denen sie ihn einfach ohne Erklärung stehen lässt, weil sie schnell nach Hause zu Ben muss.

Meiner Meinung ist ihr Handeln diesbezüglich furchtbar egoistisch und auch ein bisschen dumm. Einer der wichtigsten Aspekte an einer Beziehung ist, dass man einander vertrauen kann. Ashton erzählt ihr von seiner Schwester und seiner komplizierten Beziehung zu seinen Eltern und dennoch sagt sie ihm nicht die Wahrheit. Nur aus Angst ihn zu verlieren. Aber gerade durch diesen Vertrauensbruch wird ihre Beziehung auf eine harte Probe gestellt und Harper lernt, dass man einander vertrauen sollte. Manchmal ist die Wahrheit wichtiger, als die eigenen Bedürfnisse und wahre Liebe kann stärker sein als jede Hürde. Diese Botschaft hat mir gut gefallen.

Ann-Kathrin Opiolka, 18 Jahre

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