Davor und danach – Überleben ist nicht genug

Coverfoto Davor und danach
Copyright: Dressler

von Nicky Singer
Dressler, 2019
Paperback, 384 Seiten
ab 15 Jahren
ISBN 978-3-7915-0100-0
19,00 Euro

 

Die Welt ist nicht mehr so, wie wir sie kennen. Die vierzehnjährige Mhairi begibt sich mit ihren Eltern auf den Weg in den Norden. Überall herrscht Chaos. Die Welt ist überbevölkert und das Wasser ist knapp. Als Mhairi dann auch noch ihre Eltern verliert, ist sie plötzlich vollkommen auf sich alleine gestellt. Ein Kampf ums nackte Überleben beginnt, in dem jeder Tag ihr Ende bedeuten könnte. Doch als Mhairi eines Tages auf einen kleinen Jungen trifft, wird Mhairi vor eine Entscheidung gestellt. Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft und einer lebensgefährlichen Reise. Werden die Beiden es schaffen?

Nicky Singer hat ein Bild einer nicht unrealistischen Zukunft geschaffen, die einen augenblicklich in ihren Bann zieht. Durch Nicky SIngers atmosphärischen Schreibstil und die verschieden EInblicke, den man als Leser/ Leserin bekommt, wird man selbst Teil der erschreckenden und berührenden Geschichte der beiden Freunde.

Durch die Ich- Perspektive und eine kurze, teilweise abgehackte Satzbildung, bekommt man Einblicke in Mhairis Gedankengänge. Dadurch gelingt es schnell, ihr Schicksal und den damit empfundenen Schmerz, den sie anfangs noch unterdrückt, nachzuvollziehen. Man begleitet Mhairi bei ihrer Entwicklung und der Verarbeitung ihrer tragischen Vergangenheit. Dies gelingt ihr mithilfe des kleinen Jungen, den sie am Anfang der Geschichte aufgegabelt hat und für den es sich zu kämpfen lohnt. EIn Kampf um Hoffnung und eine bessere Zukunft.

Insgesamt ist Mhairis Geschichte sehr tiefgründig und es wird einem bewusst, in welche Richtung sich die Erde aufgrund des Klimawandels entwickeln könnte.

Dadurch, dass Nicky Singer dieses wichtige Thema der Erderwärmung und deren Folgen auf die Erde und die Menschheit, aufgreift, ist diese Dystopie eine Leseempfehlung für all jene, die sich mit dieser Thematik beschäftigen wollen und nicht die Augen vor einer realistischen Zukunft schließen möchten.

Coverfoto Davor und danach
Copyright: Dressler

Desweiteren haben mir vor allem das Cover und die liebevolle und außergewöhnliche Gestaltung der Illustratorin Frauke Schneider gefallen. Das Buch ist ein echtes Schmuckstück für jedes Bücherregal.

 

Samira Etzig, 20 Jahre

Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:

Mhairi hat einige Jahre mit ihren Eltern in Afrika gelebt, da ihre Mutter dort an einem Bauprojekt gearbeitet hat. Als es in den kommenden Jahren jedoch immer heißer wird und die Wasserversorgung zusammenbricht beschließen sie in ihr Heimatland Schottland zurückzukehren. Auf der Flucht werden Mhairis Eltern jedoch getötet und sie ist ganz alleine auf sich gestellt, bis sie den Flüchtlingsjungen Mo trifft. Eigentlich möchte Mhairi keine Verantwortung für ihn übernehmen müssen, aber schnell wachsen die beiden zusammen. Und sie müssen sich beeilen bevor die nördlichen Länder unter dem Druck der einfallenden Flüchtlingsströme die Grenzen dicht machen.

Das Buch ist mir direkt wegen seines einzigartigen Covers aufgefallen. Es ist simpel, aber wunderschön gestaltet mit den Umrissen der Protagonisten aus staubartigen Segmenten zusammengesetzt. Außerdem ist es eins der ersten Bücher mit Papierschutzumschlag, die ich gesehen habe. In diesem Fall ist das Design sehr gut darin eingearbeitet, also erstmal Hut ab dafür.

Zur Story: Ich fand es teilweise wirklich beängstigend wie realitätsnah und aktuell die Themen sind, die Nicky Singer in ihrer Geschichte anspricht. Lang anhaltende Dürren und akuter Wassermangel sind jetzt schon in vielen Ländern der Welt ein großes Problem und jetzt schon ein häufiger Grund für Konflikte und Flucht. Die Themen werden zwar auf die Spitze getrieben, präsentieren aber dennoch ein mögliches Zukunftsszenario. Durch die Augen von Mhairis und Mo wird eine sehr unvoreingenommene Sicht auf die politischen Entwicklungen gegeben und es wird auch viel auf die resultierenden zwischenmenschlichen Probleme geachtet. Obwohl Mhairi zunächst wie ein sehr kalter und unnahbarer Mensch wirkt, kann man sich gut mit ihr identifizieren und lernt schnell, dass sie vor allem durch ihre Erlebnisse geprägt wurde. Das Buch ist an vielen Stellen sehr unverblümt, vor allem, wenn es um Mhairis Vergangenheit geht, aber anders würde es zum Thema wahrscheinlich auch nicht passen.

Das Buch hat mich wirklich zum Nachdenken über unsere Zukunftsperspektiven gebracht und mir in vieler Hinsicht die Hoffnungen geraubt. Trotzdem hat das Lesen mir wirklich Spaß gemacht, da die Geschichte von vielschichtigen Charakteren und spannender Handlung lebt.

Imke Wellesen, 18 Jahre

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