von Allison Rushby
Urachhaus, 2019
gebunden, 252 Seiten
ab 11 Jahren
ISBN 987-3-8251-5182-9
16,00 Euro
Am Maulbeerbaum geh nur behutsam vorbei, sonst holt er die Töchter sich, eins, zwei, drei. Im Dunkeln und heimlich- spurlos sogar, erleben sie nie ihr zwölftes Jahr.
Die fast elfjährige Immy hat großes Heimweh. Aufgrund eines schlimmen Unfalls musste sie Australien verlassen. Nun soll sie mit ihren Eltern in ein kleines Dorf in Cambridge (England) ziehen. Dort wird ihre Mutter als Psychologin an der örtlichen Klinik arbeiten und ihr Vater wird sich erst einmal als Hausmann beschäftigen. Denn er leidet unter einer Depression.
Doch die Suche nach einem geeigneten neuen Zuhause für die Familie gestaltet sich schwierig, denn alle drei haben besondere Wünsche. Als sie endlich ihr Traumhaus gefunden haben, will die Maklerin es ihnen nur unter Vorbehalt vermieten. Denn im Garten dieses Hauses steht ein riesiger knorriger Maulbeerbaum mit weit ausladenden Zweigen, die nach dem Haus zu greifen scheinen. Auf diesem Baum lastet ein Jahrhunderte alter Fluch. Man sagt, er lasse junge Mädchen spurlos verschwinden, und zwar genau am Tag vor ihrem 12. Geburtstag.
Immy und ihre Eltern wollen sich von diesem Hokuspokus nicht abschrecken lassen und mieten das Haus. Doch schon bald merkt Immy, dass von diesem Baum eine ganz besondere und dunkle Aura ausgeht. Er klopft nachts mit seinen knarzenden Ästen an ihr Fenster und zieht sie magisch an. Außerdem hört Immy in seiner Nähe Töne, die sich zu einem schwermütigen Lied zusammenfügen, das über den Fluch der Mädchen erzählt.
Immy beginnt, in alten Zeitungsartikeln und Büchern über den verwunschenen Baum zu forschen, aber sie stößt dabei schnell an ihre Grenzen. Auch die Bewohner der Stadt schweigen, wenn sie auf den Baum angesprochen werden und verhalten sich feindselig Immy und ihren Eltern gegenüber.
Nur ihr Mitschüler Riley, der selbst noch ziemlich neu im Dorf ist, hat keine Angst, mit Immy über den Baum und seine Vergangenheit zu reden… Und so finden die beiden nach und nach immer mehr seltsame Geheimnisse heraus. Als Immy kurz vor ihrem 12. Geburtstag steht, spitzen sich die Geschehnisse dramatisch zu…
Dieses Buch hat von der ersten Seite an eine seltsame Faszination auf mich ausgeübt. Mehr und mehr fühlte ich mich in diese geheimnisvolle Geschichte hineingezogen. Je mehr Details aufgedeckt wurden aus der Vergangenheit, umso verwirrter wurde ich. Nichts schien auf den ersten Blick zusammenzupassen, aber am Ende ergab doch alles einen Sinn.
Die Autorin hat erst nach und nach ihre Karten offen gelegt und so war die Geschichte bis zum Schluss sehr fesselnd. Auch das Ende war schlüssig, wenn auch ein bisschen „fantasymäßig“.
Immy war eine sehr aufgeweckte und mutige Protaganostin, die sich nie unterkriegen ließ und immer auf der Spur blieb. Riley, als zupackender und selbstbewusster Freund an ihrer Seite, war ein guter Gegenpart. Und Caitlyn, die gemeine und intrigante Gegenspielerin, machte auch eine spannende Entwicklung durch, die man gut nachvollziehen konnte.
Die Autorin, Allison Rushby, schreibt sehr flüssig und angenehm, so dass man die fast 300 Seiten schnell durchlesen kann.
Das Cover des Buches gefällt mir auch gut, denn es veranschaulicht die verwunschene Stimmung des Buches. Das Titelbild zeigt ein kleines Mädchen im Bann des kahlen und düsteren Maulbeerbaums. Wer das Buch gelesen hat, weiß auch, was die einzelne weiße Rose auf einer verdickten Astknolle bedeutet. Wer es noch nicht kennt, wundert sich. Und das wird auch während des ganzen Buches so bleiben. Denn die Spannung wird erst ganz am Ende aufgelöst.
Ein besonderes Buch, mit sympathischen Figuren und einer verblüffenden Geschichte. Empfehlenswert!
Monika H.