Dinge, die so nicht bleiben können

Coverfoto Dinge, die so nicht bleiben können
Copyright: Hanser

von Michael Gerard Bauer
gebunden, 222 Seiten
Hanser, 2020
ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-446-26801-2
15,00 Euro

Am Tag der offenen Tür der Universität trifft Sebastian ein absolutes PWW. Ein „perfektes weibliches Wesen“. Ihr Name ist Helena und Sebastian bildet sich tatsächlich ein, es wäre eine gute Idee, im Kino auf sie zu warten, da sie erwähnte, sie wolle den Film Casablanca sehen. Das ganze stellt sich natürlich als nicht ganz so gute Idee heraus, denn Helena taucht zwar auf, jedoch mit ihrem Freund…sie ist ein PWW… natürlich hat sie einen Freund.

Grade als Sebastian in die Not kommt, ihr erklären zu müssen, warum er alleine vor dem Kino wartet, taucht die quirlige Frida auf und erfindet kurzerhand die Geschichte, nach der sie und Sebastian bereits seit dem Kindergarten die besten Freunde sind. Kleiner Plot Twist:  die beiden kennen sich gar nicht.

Doch Helena scheint die Geschichte zu glauben und so beschließen Frida und Sebastian kurzerhand gemeinsam „Casablanca“ zu gucken. Und dann verbringen sie einfach den gesamten Tag miteinander. Sie treffen Sebastians besten Freund Tolly, der ebenfalls super mit Fridas offener und etwas verrückten Art zurechtkommt. Zusammen erfinden sie alle möglichen Geschichten über ihre Vergangenheit und ihr Leben. Doch mit der Zeit, fällt es Sebastian immer schwerer Wahrheit und Erfundenes von einander zu unterscheiden. Vor allem da Frida sich immer wieder in Ungereimtheiten verstrickt, wenn es um ihre eigene Person geht. Wer ist sie wirklich? Wie viel sind die beiden bereit einander preiszugeben? Und wie wichtig sind sie einander?

Zu allererst muss ich anmerken, dass dieses Buch genau meinen Humor trifft. Die Ironie und der Sarkasmus, mit dem Sebastian, aus dessen Perspektive die Geschichte geschrieben ist, einige Situationen beschreibt, sind einfach fantastisch. Dazu kommen einige echt schreckliche Wortwitze und eine unglaubliche Situationskomik. Ich habe schon lange nicht mehr ein so erfrischendes Buch gelesen. Die Geschichten, die Sebastian und Frida sich gemeinsam ausdenken, sind wahnsinnig amüsant. Generell die Dynamik in der Dreiergruppe zusammen mit Tolly hat mir wirklich gut gefallen. Sie albern vor allem am Anfang die ganze Zeit über herum und verbreiten eine Leichtigkeit, die beim Lesen wirklich Freude bereitet.

Natürlich hat die Geschichte auch ihre ernste Seite. Frida, die ihre eigenen Geschichten erfindet und das Spiel so weit treibt, dass Sebastian irgendwann klar wird, dass er keine Ahnung hat, wer sie eigentlich ist. Im Laufe des Tages merkt er immer mehr, dass das vielleicht daran liegt, dass Fridas Leben an sich ziemlich düster ist. Sie wird in der Schule gemobbt und auch zu Hause sieht es bei ihr alles andere als rosig aus, um es mal nett auszudrücken. Ihre lustige Art, ihr Humor und ihr ausgeflipptes Styling, stellen sich immer mehr als Schutzmechanismus heraus, mit dem sie versucht, das alles auszublenden. Sie schafft sich ihre eigene Geschichte, um die Realität zu verdrängen und Sebastian weiß nicht, wie genau er damit umgehen soll.

Mir persönlich hat dieser Teil der Geschichte besonders gut gefallen, da er wirklich zum Nachdenken anregt und dem Leser eine wichtige Botschaft mit auf den Weg gibt. Wenn man neue Menschen kennen lernt, weiß man nie, welche Lasten sie mit sich herumschleppen. Man kennt ihre Vergangenheit nicht und weiß nicht, welche Monster dort lauern. Das kann ziemlich erschreckend sein, aber Sebastian zeigt uns, dass die Menschen es wert sind, sich dieser Angst zu stellen und sich auf sie einzulassen. Am Ende kann man sich meistens gegenseitig helfen, denn wenn wir ehrlich sind, hat jeder von uns irgendwelche Dämonen zu bekämpfen und zusammen klappt das meist besser als alleine.

Ann-Kathrin Opiolka, 19 Jahre

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