Long Way Down

Coverfoto Long Way Down
Copyright: dtv

von Jason Reynolds
dtv, 2019
Taschenbuch, 314 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-423-65031-1
14,95 Euro

„Und noch etwas über die Regeln. Sie sind nicht dazu bestimmt gebrochen zu werden. Sie sind für die Gebrochenen bestimmt.“

Will hat seinen Bruder Shawn bei einer  Schießerei verloren. Geplagt von Trauer und Rache beschließt er am nächsten Morgen, den vermeintlichen Mörder ebenfalls zu erschießen. Doch im Aufzug, auf dem Weg nach unten, begegnen ihm die Geister der Menschen, die bereits aus Rache sterben mussten. Gibt es wirklich keinen Ausweg?

Long way down hat mich irgendwie sehr an Charles Dickens „A christmas carol“ erinnert. Nur dass die Handlung hier in einem Aufzug spielt und es nicht um einen reichen Geschäftsmann geht, sondern um ein Kind, das gefangenen ist in einem nicht enden wollenden Bandenkrieg. Durch die einzelnen Personen, die den Aufzug betreten, wird eine Geschichte aus Hass und Gewalt erzählt, in die sich Will nun einreihen soll.

Das Buch ist eher kurz als lang, eher künstlerisch und nachdenklich als spannend und hektisch. Durch versetzte, fette und große Schrift wird Wills innerer Kampf bildlich, fast schon gedichtartig, dem Leser näher gebracht. Obwohl alles so distanziert erzählt wird, kann man seine Verunsicherung und  Angst hautnah miterleben.

Das Buch ist relativ schnell durchgelesen, ich habe ungefähr eine Stunde gebraucht, doch es lässt mich ratlos zurück. Jason Reynolds schafft es perfekt, ohne belehrend wirken zu wollen, den Bandenkrieg einzufangen und urteilt nicht über die Entscheidungen, die Will fällt. Eine Roman oder eine zusammenhängende Gedichtsammlung mit realem Hintergrund? Das muss am Ende jeder selber entscheiden.

Imke Wellesen, 18 Jahre

Und hier kommt noch eine zweite Rezension zu diesem Buch:

Wills Bruder Shawn wurde umgebracht – wie gefühlt schon alle Verwandten in seinem Umfeld. So ist es in seinem Viertel, denn alle halten sich an die drei Regeln:

Nr. 1: Nicht weinen!
Nr. 2: Niemanden verpfeifen!
Nr. 3: Sich für die Toten rächen!

Da es immer jemanden gibt, der die Regeln befolgt und es auch sein kann, dass die Rache mal den Falschen trifft, muss man vorsichtig sein, wenn man auf die Straße geht. Doch nach Shawns Tod, will auch William dessen Tod rächen.

Er nimmt die Pistole seines Bruders und steigt fest entschlossen in den Fahrstuhl im achten Stockwerk. Doch anstatt durchzufahren wie gewöhnlich, hält der Fahrstuhl auf jeder Etage. Jeder Mensch, der hereinkommt, erzählt Will seine Geschichte und seinen Umgang mit Gewalt, Rache und Tod. Wird sich William in den Teufelskreis begeben und sein Leben für die Rache opfern?

Das Buch Long Way Down ist unglaublich. Das Buch ist in Versform geschrieben, was ich zuerst ein wenig komisch fand, aber dann hatte ich mich eingelesen und ich fand und finde es fantastisch.

Die Geschichte des Autors ist so herzergreifend und hinterlässt einen nachdenklich. Durch das Gedichtartige erscheint dieses Buch einem künstlerisch und bedacht. Deshalb lässt es einen nicht unberührt. Man bekommt die Angst und den ständigen Kampf im Inneren so bildlich mit, als wären es die eigenen Emotionen. Es ist so geschrieben, dass man sich selbst in diesem Aufzug sieht und man miterlebt, wie schwer es ist, aus all den Bandenkriegen und Racheglüsten zu entkommen. Man selbst führt Krieg mit sich selbst, in der Hoffnung eine Lösung zu finden, die einen wieder aus der Trauer und Wut auftauchen lässt. Dass es solche Teufelskreise an manchen Orten auf der Welt wirklich gibt, hinterlässt einen nachdenklich.

Dahingehend fand ich die Handlung unglaublich gut und so passend verfasst, dass ich das Buch nur allen empfehlen kann. Natürlich ist es ein wenig harte Kost, aber es lässt einen sein kommendes Handeln überdenken. Der ungewöhliche Schreibstil ist eine erfrischende Abwechslung gegenüber der normalen Romanform.

Sophie Heuschkel, 14 Jahre

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