von Julie Murphy
aus dem Amerikanischen von Kattrin Stier
gebunden, 397 Seiten
Fischer, 2019
ab 15 Jahren
ISBN: 978-3-8414-4025-9
18,99 Euro
Ramona lebt, seit sie bei einem Sturm ihr Haus verloren haben, mit ihrem Vater und ihrer Schwester Hattie in einem heruntergekommenen Trailer Park in Eulogy. Was sie mit ihrer Zukunft anfangen soll, weiß sie noch nicht. In Eulogy fühlt sich alles viel zu eng und zu bedrängend an, aber ihre Schwester ist ungeplant schwanger geworden und ihr Vater arbeitet jetzt schon viel zu viel. Wegziehen und studieren schient somit völlig unmöglich. Irgendjemand muss sich schließlich um Hattie und das Baby kümmern.
Zu allem Überfluss taucht dann auch noch Freddie wieder auf, mit dem Ramona und Hattie als Kinder viel Zeit zusammen verbracht haben. Seit sie ein Teenager ist, identifiziert sich Ramona eigentlich als lesbisch und fühlt sich in dieser Rolle auch sehr wohl, da sie ihr Sicherheit gibt. Aber Freddie erobert nach und nach ihr Herz und verwirrt Ramona damit ziemlich. Wie soll sie sich nun identifizieren? Ist sie lesbisch, Bi- oder Pansexuell? Und wie sieht ihre Zukunft aus? Wird sie in Eulogy bleiben oder ihr Glück doch in der weiten Welt suchen?
Ramona ist wirklich ein unglaublich starker Charakter. Neben der Schule hat sie mehrere Nebenjobs und arbeitet täglich hart um ihren Vater zu entlasten. Ihre Familie ist ihr unglaublich wichtig und für Hattie würde sie alles tun. Und egal wie verzweifelt und aussichtslos die Lage in Eulogy auch scheint, würde Ramona niemals davon laufen ohne zu wissen, dass ihr Vater und Hattie über die Runden kommen. Doch gerade dieser Kampfgeist für ihre Familie sorgt dafür, dass sie häufig in ihrem eigenen Leben zurücksteckt und sich selber im Weg steht.
Im Laufe der Geschichte lernt sie, dass manche Probleme sich mit der Zeit lösen und dass man manchmal an sich selber denken und seinen eigenen Weg gehen muss. Das ist meiner Meinung nach eine sehr wichtige Botschaft, da man die Entscheidungen, die die eigene Zukunft betreffen, letztendlich nur für sich selber treffen kann. Man muss abwägen, womit man leben kann und will und womit nicht.
Der zweite Konflikt, dem sich Ramona stellen muss, ist ihre Sexualität. In vielen Büchern ist es ja so, dass jemand, der erst dachte er oder sie sei heterosexuell, dann plötzlich herausfindet, dass das vielleicht doch nicht ganz so einfach ist. Mir hat an Ramona Blue besonders gut gefallen, dass das in dieser Geschichte komplett anders herum ist. Ramona identifiziert sich als lesbisch, verliebt sich dann jedoch in einen Jungen. Die Fragen, die sie sich selbst stellt, sind natürlich größtenteils die gleichen, aber dazu kommt noch der Erwartungsdruck von außen. Gerade ihre Mutter hat ihr Outing nie so wirklich ernst genommen und sah das ganze eher nur als Phase. Mit Freddie würde sie sich natürlich nur bestätigt in ihrer Vermutung fühlen, was Ramona enorm unter Druck setzt. Aber sie stellt sich all diesen Dingen und zeigt somit, dass Liebe sich nicht unbedingt in Schubladen packen lässt, sondern genauso flexibel ist, wie wir Menschen eben sind.
Ann-Kathrin Opiolka, 17 Jahre