von Laura Cardea
Taschenbuch, 398 Seiten
Carlsen, 2020
ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-551-58436-6
14,00 Euro
Ihr ganzes Leben lang wurde Veris, Prinzessin des ewigen Frühlings, für eine einzige Aufgabe ausgebildet. Sie ist die Schönste in ihrem Reich und wird daher mit zwanzig in das Reich des Winters geschickt, so wie es die Tradition verlangt. Die schönste Frau als Opfer für den Prinzen des Winters, den Anführer der schönen und tödlichen Fae. Um ihr Volk vor seiner Macht zu retten, wird sie trainiert, den Prinzen zu töten und so die Welt vom Schrecken seiner Eissplitter zu befreien. Die Splitter seines gefrorenen Herzens kehren das Schlimmste in den Menschen nach außen. Machen sie gierig und rachsüchtig, sodass sie sich gegeneinander wenden. Doch all das Training kann Veris nicht auf das vorbereiten, was sie im Winterreich erwartet.
Der Prinz, Nevan, handelt nahezu unberechenbar. Erst lässt er sie foltern, um ihr Informationen zu entlocken, dann umschmeichelt er sie und bietet ihr die Krone an. Was genau ist sein Plan? Der Prinz scheint nicht in der Lage zu sein, irgendwelche Emotionen zu empfinden, aber was würde ihm eine Hochzeit mit Veris bringen? Würde sie seine Macht so sehr verstärken? Nicht nur diesen Fragen sieht sie sich gegenüber. Denn es gibt noch mehr Geheimnisse. Warum ist das Herz des Prinzen überhaupt gefroren? Ist er wirklich der Böse in der Geschichte oder doch nur eine weitere Schachfigur viel größerer Machthaber?
Veris ist ein unglaublich starker Charakter. Sie hat gelernt, alles zu tun um ihr Volk zu retten. Ihr Leben lang wurde ihr eingetrichtert, dass Nevan der Feind ist, dass sie ihn töten muss, um die Fae aufzuhalten und ihr Reich zu beschützen. Als sie dann im Reich des Winters ankommt, wird dieser Glaube durch die Tage unter Folter nur noch bestärkt. Als sie Nevan dann wirklich kennen lernt und er beginnt sie zunächst zu tolerieren, ihr ihre Sicherheit verspricht und dann beginnt um sie zu werben, weiß sie verständlicherweise erst gar nicht, was sie von all dem halten soll. Doch je länger sie sich in seinem Reich aufhält, desto mehr lernt sie seine Welt wertzuschätzen. Das Reich des Winters ist unglaublich liebevoll gestaltet, was mir beim Lesen total gut gefallen hat. All die verschiedenen Kreaturen, die dort leben, sind mit wahnsinnig viel Liebe zum Detail erdacht und machen dieses kalte Reich lebendig. Ich persönlich würde wirklich gerne mal durch Nevans Palast spazieren und den Fae begegnen. Veris beginnt irgendwann die Ansichten ihres Volkes zu hinterfragen, was ihr sehr schwerfällt. Sie ist mit dem Glauben aufgewachsen, Nevan töten zu müssen, aber irgendetwas in ihr weigert sich dies zu tun. Stattdessen sucht sie einen anderen Weg.
Denn d e r Nevan, den sie kennenlernt und der gelegentlich durch die kalte Fassade schimmert, ist nicht das Monster, das sie zu töten schwor. Dieser Wandel in Veris ist sehr spannend zu beobachten, da man nie so ganz weiß, was ihr aktueller Plan ist, wodurch die Geschichte wahnsinnig fesselnd und voller überraschender Wendungen ist.
Besonders gut hat mir außerdem gefallen, dass einige Passagen aus Nevans Sicht geschrieben sind, da man so einen guten Einblick in beide Charaktere bekommt und ihre Reaktion auf das Verhalten des Anderen beobachten kann, was immer sehr interessant und manchmal auch ziemlich unterhaltsam ist.
Ann-Kathrin Opiolka, 19 Jahre