von Jason Reynolds
aus dem Englischen von Anja Hansen-Schmidt
dtv, 2019
gebunden, 287 Seiten
ab 12 Jahren
ISBN:978-3-423-64046-6
14,95 Euro
Seit Sunny denken kann, rennt er „die Meile“ und gewinnt damit jeden Wettkampf. Sein Vater spornt ihn an. Erinnert ihn, dass seine Mutter wollen würde, dass er rennt.
Seine Mutter, die bei seiner Geburt gestorben ist. Natürlich weiß Sunny, dass ihr Tod nicht seine Schuld ist, dennoch fühlt er sich manchmal wie ein Mörder. Und deswegen rennt er. Für sie. Für seinen Vater. Um wieder gut zu machen, dass sie nicht mehr da ist. Aber in Wahrheit hasst er die Meile. Er hasst es sie zu rennen. Er hasst es, die Wettkämpfe zu gewinnen, bei denen sowieso niemand mehr richtig zusieht. Es ödet ihn an. Er würde viel lieber tanzen, denn für Sunny hat alles einen Beat. Jede Bewegung ist mit einem Sound verbunden und den würde er gerne ausdrücken. Und deshalb hört er einfach auf zu laufen.
Mitten in einem Rennen hört er einfach auf zu laufen und lässt die anderen vorbeiziehen. Welche Folgen wird diese Aktion haben? Wird sein Vater ihm verzeihen? Kann er ihn verstehen? Wir er Sunny neue Interessen zugestehen oder an der Meile festhalten?
Sunny erzählt seine Geschichte in Form eines Tagesbuchs, in das er all seine Gedanken scheibt, damit diese nicht zu laut werden und an die Oberfläche dringen. Er erzählt von allen wichtigen Ereignissen in seinem Leben, aber manchmal braucht er auch einfach nur einen Ort, um mit sich selbst zu reden. Manche Einträge sind ganz kurz, andere richtig lang. Manche fröhlich und manche traurig. Dadurch ist die Geschichte sehr abwechslungsreich und es macht richtig Spaß, das Buch zu lesen.
Da Sunny selbst die Geschichte erzählt, erfährt man sehr viel über seine Beziehung zu den anderen Charakteren. Besonders das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater ist sehr angespannt. Sein Leben lang ist Sunny die Meile für seine Mutter gerannt, während sein Vater ihn immer weiter angespornt hat. Sunny hat nie Widerstand geleistet und als er dann plötzlich einfach aufhört zu rennen, befinden die beiden sich in einer Situation, in der sie so noch nie waren.
Es ist wahnsinnig spannend zu beobachten, wie sein Vater erst total sauer ist, aber dann langsam, Schritt für Schritt, versucht seinen Sohn zu verstehen. Neue Situationen sind nie leicht zu bewältigen, aber Sunnys Geschichte zeigt, dass man manchmal einfach auf sein Herz hören muss und sich anderen entgegenstellen muss, um glücklich werden zu können. Wenn diese Person der eigene Vater ist, ist es natürlich besonders schwer, aber man lernt durch Sunny auch, dass die Familie immer zu einem hält, auch wenn sie am Anfang vielleicht nicht so begeistert ist von den Entscheidungen, die man getroffen hat.
Ann-Kathrin Opiolka, 17 Jahre