Wütender Sturm- Die Farben des Blutes Band 4

Coverfoto Wütender Sturm
Copyright: Carlsen

von Victoria Aveyard
aus dem Englischen von Birgit Schmitz
Carlsen, 2018
gebunden, 778 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN 978-3-551-58381-9
24,99 Euro

 Achtung: Die Rezension enthält Angaben zu allen Bänden. Da ich den vierten Band gelesen habe/ rezensieren will und vorher die Geschichte der ersten Bände erzählen muss, „spoiler“ ich ein bisschen. Wer den Inhalt der ersten Bände nicht lesen will, scrollt am besten zu Band 4.

Die Welt: Die Gesellschaft, in der Mare lebt, ist gespalten. Hier gibt es nämlich Menschen mit rotem und Menschen mit silbernem Blut. Die Rotblütigen sind die Sklaven, Diener, Arbeiter und gleichzeitig die Soldaten der Silbernen. Die Silbernen sind ihnen überlegen, aber auch in ihrem Geblüt gibt es eine Spaltung. So gibt es normale Silberne, die dann als Offiziere oder andere gehobene Arbeiter arbeiten, und adlige Silberne, die von den ersten Silbernen abstammen und magische Fähigkeiten haben. Jeder Abkömmling hat ein Haus, je nach seiner Fähigkeit. So sind die Familienmitglieder des Hauses Samos „Magnetoren“, also Menschen, die Metall manipulieren können, die aus dem Haus Calore jedoch „Flammenwerfer“.

Band 1: Mare ist eine Rote. Ein Nichts. Sie hat keine Arbeit und wenn sie nicht bald eine finden wird, wird sie als Soldatin in die Todeszone geschickt, wie ihre Brüder. Sie ist eine Diebin, sonst kann sie nichts, aber ihre Familie nimmt ihr Diebesgut noch nicht einmal an. Mare ist völlig nutzlos. Dann trifft sie Cal, einen  silbernen jungen Mann, dem sie etwas stehlen will, der es aber bemerkt. Er hört sich ihre Geschichte an und rennt nicht direkt zu den Wachen. Mare bekommt eine Chance. Cal vermittelt ihr einen Job im Sommerpalast der Königsfamilie. An ihrem ersten Arbeitstag muss sie Getränke zur Königinnenkür verteilen. Hier kämpfen die Mädchen der Familien um den Kronprinzen. Doch ausgerechnet Cal ist der Kronprinz. Als die blöde Evangelina Samos gewinnt, beginnt Mare plötzlich, Blitze zu schießen. Von der Königsfamilie wird sie fortan als totgeglaubte Silberne ausgegeben. Doch Mare ist anders. Ihr Blut ist rot, doch ihre Fähigkeiten sind silbern. Sie wird mit dem jüngeren Prinzen Maeven verlobt und lernt nun die Lebensweise der Adligen kennen. Doch trotzdem sie silbern zu sein scheint, gehört ihr Herz den Roten. Auch Maeven entwickelt ein rebellisches Gefühl gegen die Spaltung der Gesellschaft. Die beiden schließen sich der Scharlachroten Garde an, einer rebellischen Gruppe von Roten, die für sich kämpfen und Gleichberechtigung wollen. Doch Maeven ist nicht der, für den er sich ausgibt. Er will eigentlich nur seinen Halbbruder Cal stürzen, was er dann auch schafft. Durch seine Mutter, eine Flüsterin, die Cal einflüstert, den König zu töten, wird Cals und Maevens Vater getötet und Cal und Mare werden des Todes angeklagt.

Band 2: In letzter Sekunde werden Mare und Cal von Shade, Mares totgeglaubtem Bruder und einem der Neublüter sowie der Scharlachroten Garde gerettet, in der Hoffnung, mit ihnen die Silbernen zu schlagen. Doch Mare hat ein eigenes Ziel vor Augen. Sie will die anderen finden, die genau so sind wie sie: die „Neublüter“. Doch das Blöde ist, dass Maeven die Liste mit den Namen der Neublüter auch gesehen hat und jetzt auch Jagd auf sie macht, um sie auszulöschen. Mare muss sie retten. Sie schafft es, einige zu retten, doch andere sterben durch Maevens Hand. Denkt Mare jedenfalls, bis Jon auftaucht, ein Hellseher, der sie auf ein Gefängnis hinweist, wo alle Neublüter versteckt sind. Doch sie müssen vorsichtig sein, denn allen ist klar, dass Maeven nur eines will: Mare.

Band 3: Um ihre Freunde zu retten, ergibt sich Mare und geht als Gefangene des Königs wieder zum Hof zurück. Dort lernt sie Schmerzen und Qual kennen. Und sie lernt, wie es ist, ohne Fähigkeiten zu leben. Monatelang. Sie erlebt mit, wie Maeven sich mit der Prinzessin der Lakelands verbündet, deren Reich jahrelang gegen Maevens Reich gekämpft hat. Sie sieht, wie durch diese Bindung ein Hauch von Frieden entsteht. Doch was sie auch miterlebt, ist die Abneigung einiger Häuser gegen Maeven. Sie sieht, wie Maeven um seine Mutter trauert und was diese ihm alles angetan hat. Sie lernt die tiefen Wunden kennen, die Maeven nicht zu heilen vermag. Mare lernt, Menschen nicht zu trauen. Wird das niemals enden? Wird niemand sie retten?

Doch. Nach Monaten, die sie als Marionette verbracht hat, retten ihre Freunde sie. Mit ihnen Cal. Sie müssen Maeven und die Lakelands aufhalten.

Sie schaffen es sogar, einige der abtrünnigen silbernen Häuser auf ihre Seite zu bekommen. Nun müssen sie nur noch Maeven stürzen. Cal steht eine große Entscheidung bevor. Fordert er das Recht der Krone ein, oder entscheidet er sich für Mare?

 Band 4: Cal hat Mare das Herz gebrochen, indem er die Krone gewählt hat. Nun zählt für sie nur eins: keine Monarchie und dafür Gleichberechtigung! Sie will, dass Neublüter, Rote und Silberne zusammenleben und es keine Diskriminierungen gibt. Jedoch muss sie, um Maeven zu stürzen und ihren Plan durchzuführen, sich mit den anderen, das heißt mit den abtrünnigen Häusern (unter Cals Führung) und den Lakelands, die sich ebenfalls von Maeven abgewandt haben, verbünden. Doch das ist gar nicht so leicht, denn ein Herz ist schwer zu heilen.

Wird sie/ Werden sie es schaffen, Maeven zu stürzen? Wird Mares Herz heilen? Wird Cal sich umentscheiden? Wird Frieden herrschen? Wird Cal die Roten mit den Silbernen gleichstellen, wenn er König wird? Wird es keine Diskriminierung und Sklaverei mehr geben?

Die Autorin ist sehr verwoben mit der Politik. Ihr Buch ist zwar ein Fantasy-Roman, doch die Aussage dahinter ist sehr politisch: „Keine Diskriminierung! Keine Rassentrennung! Keine Sklaverei! Keine Zwangsarbeit! Keine Monarchie, sondern Demokratie und Gleichberechtigung!“ Sie spricht mit ihrer Aussage an, was wichtig für ein friedliches Miteinander ist und ihre Bücher sind so etwas wie eine stille Demonstration. In ihrer Danksagung dankt sie allen Menschen, die für etwas Gutes und Wichtiges kämpfen, die für Rechte kämpfen, die stark sind. Eine bedeutungsvolle Autorin. Ich finde den Grundgedanken hinter ihrer Reihe sehr bemerkenswert.

Auch ihr Schreibstil ist richtig toll. So flüssig. Ich bin oft erstaunt, wie viele Seiten Autoren/Autorinnen schreiben können. Ich hab es auch mal versucht, aber auf 600 bis 700 Seiten komme ich nicht. Erstaunlich ist, dass diese Geschichte so komplex ist, dass sie für vier Bände mit je ca. 600 Seiten reicht. Meinen Respekt hat die Autorin verdient…

Die Charaktere sind so ausgefeilt, so als wären sie für den Leser wie die eigene Familie. Sie sind alle so klug und gerissen, leider auch die Bösen.

Die Idee mit den Fähigkeiten finde ich spitze. Und die Häuser, wie in Hogwarts nur mit mehreren und interessanteren Häusern, sind ebenfalls ausgezeichnet. Menschen mit besonderen Fähigkeiten ziehen mich an und lassen mich oft nicht mehr los. Spannung bis zum bitteren Ende.

Ich war echt enttäuscht, als ich gelesen habe, dass Band 4 der letzte Band rund um Mare sein wird. Aber nicht nur um Mare, sondern auch um deren Freunde und Feinde, die sich am Ende mit den Perspektiven abwechselten. Ich habe alle ins Herz geschlossen, egal ob gut oder böse. Sie sind/waren alle sehr cool und individuell. Ich bin so traurig, dass die Reihe vorbei ist : (

Sophie Heuschkel, 13 Jahre

Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:

Die Geschichte von Mare, der Blitzwerferin, geht in die finale Runde:

Mare wurde verraten. Und das ausgerechnet von der Person, die sie am meisten geliebt hat, der sie vertraut hat: Cal. Der Flammenprinz hat nur sein eigenes Ziel vor Augen: den Thron. Dafür war er bereit, Mare und alles wofür sie beide gekämpft haben, zu verraten. Er verspricht zwar, die Roten nicht länger zu unterdrücken, doch Mare weiß, dass sich für die Roten nur endgültig etwas ändern kann, wenn es keine silbernen Könige mehr gibt. So wie in Montfort, einem demokratischen Land, in dem Rote und Silberne gemeinsam regieren. Diese Regierungsform wünschen sich Mare und die Scharlachrote Garde auch für Norta. Doch diesem Ziel steht nicht nur Prinz Cal mit seinen Plänen im Wege, sondern auch sein Bruder Maven, der nicht bereit ist, seinen hart erkämpften Thron aufzugeben. Aber auch viele andere Silberne wollen die Privilegien, die sie genießen, nicht freiwillig aufgeben und stehen deswegen auf der Seite des Königs. Der gemeinsame Feind eint die Scharlachrote Garde, die Montforter und Cals Silberne. Trotz ihrer unterschiedlichen Ziele werden sie vorläufig zusammenarbeiten, um Maven zu stürzen. Aber wie wird es danach weitergehen? Wird es Mare gelingen, die Roten aus der Sklaverei zu befreien und kann sie dabei trotzdem an Cals Seite bleiben?

 

Meine Meinung:

Das war also der abschließende Teil der Farben des Blutes-Reihe. Wahrscheinlich ist nicht nur mir aufgefallen, dass die Bücher mit jedem Band dicker geworden sind. Beim dritten Band hat es mich noch gestört. Was da hundert Seiten zu viel waren, hätten jetzt gut und gerne noch hundert Seiten mehr sein können!

Alle, die von dicken Büchern eher abgeschreckt sind, kann ich an dieser Stelle also beruhigen. Ich finde, man kann den vierten Teil sehr gut und flüssig lesen. Die Seiten sind quasi nur so an mir vorbei geflogen und ich hatte keinen Moment das Gefühl, irgendwo festzuhängen.

Schade fand ich nur, dass das Ende so schnell abgewickelt war. Gerade die letzten hundert Seiten habe ich natürlich verschlugen und da muss ich sagen, dass mir zum Ende hin noch ein bisschen mehr gefehlt hat. Mehr Erklärungen wären schön gewesen und auch eine Portion mehr Emotionen.

Aber davon mal abgesehen, hat mir der finale Band sehr gut gefallen! Die Spannung war jedenfalls die ganz Zeit da und die Perspektivwechsel sehr erfrischend. Obwohl ich mir bei den Perspektiven ein bisschen mehr Einheitlichkeit gewünscht hätte. Es gab nur zwei Kapitel, in denen aus Cals und Mavens Sicht erzählt wurde und das war mir dann zu inkonsequent. Aber auf der anderen Seite war es natürlich schön, auch von ihrem Innenleben zu erfahren. Gerade über Mavens verschobene Persönlichkeit hätte ich gerne mehr erfahren und mir mehr Informationen gewünscht.

Aber alles in allem ist Wütender Sturm ein gelungener Abschluss für die Reihe und ich kann den finalen Band zusammen mit der ganzen Reihe nur weiterempfehlen!

Carolin Wallraven, 19 Jahre

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