von Judith Kerr
Ravensburger, 1997
Taschenbuch, 256 Seiten
ab 12 Jahren
ISBN 978-3-473-58003-3
9,99 Euro
Anna lebt mit ihrem Bruder Max und ihren Eltern in einem Haus in Berlin. Die Familie ist jüdisch und Annas Vater ist von Beruf Journalist und kritisiert in seinen Werken die Nazis. Das führt dazu, dass die Familie 1933 kurz vor dem Wahlsieg der Nazis in die Schweiz reist und versucht, dort heimisch zu werden. Doch die Schweiz ist ein neutrales Land und will deshalb die Texte von Annas Vater nicht drucken. Die einst so wohlhabende Familie verliert immer mehr Eigentum. Alles, was sie in Berlin zurücklassen mussten, wird von den Nazis konfisziert, so auch Annas geliebtes rosa Kaninchen.
In der Schweiz können sie sich natürlich kein Haus leisten. Sie leben in einem Gasthof. Die Kinder der Gasthofbesitzer verstehen sich gut mit Anna und Max und sie spielen oft miteinander.
Durch die schlechten Arbeitsbedingungen für Annas Vater in der Schweiz ziehen sie ein halbes Jahr später nach Paris, denn dort kann Annas Vater arbeiten, da er Französisch spricht. Doch auch nach dieser Reise verliert die Familie Teile ihres Eigentums und es wird schwerer für sie, die Miete zu zahlen. Die erst so guten Arbeitsbedingungen für Annas Vater verschlechtern sich weiter und es gibt viel Streit zwischen Annas Eltern.
Immer wieder entstehen Probleme, die sich in der Schweiz oder in Paris der Familie in den Weg stellen und die ihnen das Leben erschweren. Doch es gibt auch immer wieder schöne Momente, in denen sich zeigt, dass die Familie zusammenhält.
Aber trotzdem gerät die Familie immer häufiger in Geldnöte und sie müssen Paris verlassen, da Annas Vater in London die Chance hat, eine gute Arbeit zu bekommen. Hat die Familie dort eine Chance?
Ich finde das Buch sehr interessant und spannend, da Judith Kerr ihre eigene Geschichte aus der Zeit aufgeschrieben hat, denn sie selbst ist Anna , und alles, was in der Handlung passiert, hat sie selbst erlebt.
Der Sprachstil des Buches ist einfach gehalten. So können auch jüngere Kinder das Buch lesen und das schwere Thema des 2. Weltkriegs besser verstehen.
Die Schriftgröße ist so groß, dass man alles gut und einfach lesen kann.
Es gibt kaum schwierige Wörter in diesem Buch, die das Lesen erschweren. Manchmal kommen aber französische Wörter vor, vor allem als die Familie in Paris lebt.
Auf dem Titelbild sieht man die junge Anna mit ihrem rosa Kaninchen und eine lange Zugstrecke, auf der ein Zug fährt. Die Zugstrecke endet in Paris (Eiffelturm). Das passt meiner Meinung nach gut zu der Geschichte, denn es symbolisiert die lange Reise, die Annas Familie machen muss, da sie kein Einkommen mehr haben.
Der Titel passt zwar zu der Handlung, denn Hitler bzw. die Nazis haben Annas rosa Kaninchen gestohlen, doch trotzdem fände ich einen anderen Titel passender, der das Buch etwas allgemeiner beschreibt.
Die Kapitel sind leider immer etwas länger und es braucht Zeit, bis man ein Kapitel gelesen hat. Ich musste manchmal auch ein paar Seiten zurückblättern und nochmal nachlesen, was an der Stelle passiert ist, auf die sich ein paar Seiten weiter wieder bezogen wird. Trotzdem fände ich zu kurze Kapitel unpassend, da die Dialoge sehr ausführlich geschildert sind und ein Dialog sonst über mehrere Kapitel gehen würde.
Es gibt keine Bilder in dem Buch, was ich aber völlig okay finde.
Mir gefällt, dass am Anfang jedes Kapitels ein paar wichtige Schlagworte fett gedruckt und größer geschrieben sind, denn so sieht man direkt, um welches Thema es sich im Kapitel handelt.
Anna ist ein Mädchen mit verschiedenen Eigenschaften. Sie ist höflich und etwas schüchtern, doch sie sagt auch ganz klar ihre Meinung und streitet sich mit ihrem Bruder. Trotzdem ist sie eine nette Figur und führt durch die Geschichte, die ja gleichzeitig ihr Leben ist.
Dieser Band ist das erste Buch der Trilogie, in der Judith Kerr ihre eigene Geschichte erzählt. Meine Empfehlung ist es deshalb, mit diesem Band anzufangen, da in den weiteren beiden Bänden die Geschichte da weitererzählt wird, wo der erste Band aufgehört hat.
Ich empfehle euch dieses Buch, wenn euch die Zeit um den 2. Weltkrieg interessiert, aber eigentlich sollte dieses Buch jeder einmal gelesen haben, damit allen Menschen klar wird, was damals den Menschen, insbesondere den Juden, wiederfanden ist und wie sie sich gefühlt haben.
Karoline, 13 Jahre