von Sarah Meyer-Dietrich/Sascha Pranschke (Hrsg.)
Klartext, 2017
broschiert, 302 Seiten
all age
ISBN 978-3-837-51747-7
9,95 Euro
Ein ganz besonderes Projekt, in dem Jugendliche für Jugendliche schreiben
Teil 1: Raumschiff Emscherprise – Ein Green-Capital-Roman
2067: Essen und das Ruhrgebiet sind in Sachen Umweltschutz Vorbild für die ganze Welt. Sogar Außerirdische besuchen den Kongress „50 Jahre Green Capital“, um von den Bewohnern des Reviers zu lernen, wie sie ihren Planeten retten können. Und endlich leben Menschen und Emscherfeen friedlich miteinander. Doch das scheinbare Idealbild trügt: Hinter den Kulissen des Kongresses arbeitet Dr. Jacob Bräuer fieberhaft an seiner Anerkennung als Wissenschaftler. Ein von ihm entwickeltes Medikament verheißt ewiges Leben. Um es auf den Markt zu bringen, riskiert Jacob in einem gefährlichen Experiment das Leben eines verzweifelten Jugendlichen. Nicht einmal die Emscherfeen scheinen dem Todgeweihten helfen zu können.
Diesen Roman hat sich eine Gruppe von 26 Jugendlichen zusammen ausgedacht. Die einzelnen Kapitel wurden von jeweils unterschiedlichen Gruppenmitgliedern geschrieben und dann zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Zuvor machten die Jugendlichen einen Stadtspaziergang durch Essen, sie besichtigten gemeinsam die Zechen Zollverein und Carl, das Emscherklärwerk in Bottrop sowie die Emscherkunst-Installation „Warten auf den Fluss“. Dann sammelten und entwickelten sie Ideen, wie ihre Stadt in der Zukunft aussehen könnte und mit welchen Mitteln man sie für die Menschen umwelt- und lebensfreundlicher gestalten könnte. Darauf aufbauend wurde der Plot dieses Romans zusammengestellt. Vieles mag dem Leser davon sehr fantastisch vorkommen, doch wer weiß schon, was in 50 Jahren im Ruhrgebiet los sein wird? Vielleicht wird diese Fiction ja tatsächlich schneller Realität als man sich das heute vorstellen kann.
Ich ziehe den Hut vor diesem Projekt, vor der Kreativität und dem Interesse der Jugendlichen, vor ihrer Geduld und ihrem Durchhaltevermögen. Denn von der Idee bis zur Fertigstellung des Buches wird es sicher auch einige Durststrecken gegeben haben. Auch wenn das Buch nicht so einfach wie ein Roman zu lesen ist und dem Leser auch einiges Mitdenken abverlangt aufgrund der vielen Handlungsstränge und Figuren, ist es ein guter Weg, andere Jugendliche ( und natürlich auch Erwachsene) zum Nachdenken anzuregen und vielleicht auch zu animieren, selbst ein Zukunftsprojekt zu entwickeln. Besonders gut haben mir auch der Titel und das selbst gestaltete Buchcover gefallen, das die Jugendlichen in einem zusätzlichen Workshop zusammen mit einem Graphikdesigner gestaltet haben.
Teil 2 Gwendolyns Vermächtnis ( Mord im blauen Klassenzimmer)
Im zweiten Teil dieses Buches gibt es noch eine etwa 70seitige “Bonus-Urban-Fantasy-Erzählung”, an der neben 12 anderen Kindern und Jugendlichen auch unsere Buchbloggerin und VOR-Leserin, die 13jährige Frida Bollwinkel mitgeschrieben hat. Für sie spielen Elfen und Feen eine ganz besondere Rolle.
„Das sind Wesen die schon ewig an der Emscher leben. Sie haben durch die Industrialisierung ihre Flügel verloren, da die Bäche und Flüsse verschmutzt wurden. Einige Elfen und Feen verloren dadurch auch ihren Lebensmut und verwandelten sich in Steine, in der Hoffnung wieder aufzuwachen, wenn eine bessere und sauberere Zeit herrscht.“
Die Geschichte:
Im Hahnenbach in Gladbeck wird die Leiche eines Mannes gefunden. Wieso hat er Flügelansätze am Rücken? Und wer ist der Mörder? Privatdetektivin Marie Malakoff will beweisen, dass ihr Bruder Luke unschuldig ist. Doch der hat noch ganz andere Probleme. Emscherfeen und Ghule beginnen, sich für ihn zu interessieren. Genauer gesagt: für ein Buch, das in seinem Besitz ist. Am Hahnenbach entbrennt eine nächtliche Schlacht …
„Gwendolyns Vermächtnis“ oder „Mord im blauen Klassenzimmer“ ist eine spannende Fantasygeschichte, die es in sich hat. Man muss beim Lesen gehörig aufpassen, damit man weiß, wer mit wem zusammengehört und wer gegeneinander kämpft. Sehr gekonnt spinnen die Kinder und Jugendlichen die Fäden zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Märchen und Wirklichkeit. Man merkt, dass alle mit viel Herzblut und Freude eine Geschichte entwickelt haben, die sich gut lesen lässt und am Ende auch noch unterschwellig eine Botschaft mitbringt. Respekt vor so viel Kreativität und „schriftstellerischem Können“. Respekt aber auch vor dieser ganz besonderen Teamarbeit, die im nächsten Jahr schon mit einer weiteren Geschichte „Mord im Wasserschloss“ fortgeführt wird.
Zum Projekt:
“Raumschiff Emscherprise”ist bereits der 8. Band der Reihe „FlussLandStadt. Eure Heimat-euer Roman“ , in denen sich Jugendliche mit ihrer Region auseinandersetzen. So entsteht ein ganz persönliches Bild der Emscherregion, wie sie früher war, wie sie heute ist und wie sie in der Zukunft sein könnte. Das Buch besteht aus zwei ganz unterschiedlichen Teilen, die auch von unterschiedlichen Gruppen geschrieben wurden. Diese Texte wurden im Rahmen einer so genannten “Projektfamilie” veröffentlicht, sie ist eine Kooperation des Friedrich- Bödecker-Kreises NRW, der Emschergenossenschaft sowie jugendstil, dem kinder-und jugendliteraturzentrum nrw.
Monika H.