von Hayley Long
aus dem Englischen von Josefine Haubold
Königskinder Verlag, 2018
gebunden, 330 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-551-56040-7
19,99 Euro
Seit sie denken können, führen Dylan und Griff ein echtes Wandererleben. Ihre Eltern sind Lehrer und halten nicht viel davon, lange an ein und demselben Ort zu leben. Deshalb steht die Familie nie still und zieht ständig um. Dylan und Griff sind in England zur Welt gekommen und haben schon in München, Shanghai, Barcelona und vielen anderen Städten gelebt und lieben das Leben in Freiheit. Doch als sie gerade aus dem Sommerurlaub zurück zu ihrem aktuellen Wohnsitz in New York fahren, kommt es zu einem schrecklichen Unfall. Von da an ist es Dylans Aufgabe, auf seinen kleinen Bruder aufzupassen und mit ihm den Verlust ihrer Eltern zu überwinden. Er gibt sein Bestes um seinen Bruder dazu zu bringen sich den Menschen, die ihnen helfen wollen, zu öffnen. Da ist zum Beispiel ihre alte Schulleiterin, die sie übergangsweise bei sich aufnimmt, doch sie können beide einfach nicht zu Griff durchdringen. Als es gerade so scheint, als habe sich Griff an die Situation gewöhnt, bestimmt das britische Konsulat, dass die Jungen in Wales bei der Cousine ihrer Mutter leben sollen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in die Heimat ihrer Mutter, um sich ihrer Vergangenheit und ihrer Trauer zu stellen…
Die Autorin greift den Verlust der beiden Jungen sehr gefühlvoll auf und findet genau die richtigen Worte um ihr Verhalten, ihre Gedanken und ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Dennoch ist die Geschichte nicht durchweg traurig. Es ist spannend mitzuerleben, wie die beiden den Verlust ihrer Eltern verarbeiten und langsam beginnen, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden.
Die Geschichte vermittelt ein Gefühl von Hoffnung und zeigt, dass die Zeit weiterläuft und nie stehen bleibt. Egal wie groß dein Schmerz ist, die Zeit geht weiter und das hat, finde ich persönlich, etwas sehr Tröstliches. Zusätzlich verdeutlicht das Buch, dass man sich nicht vor schmerzlichen Erinnerungen verschließen sollte, sondern dass sie zum Trauern dazugehören und helfen, das Geschehene zu verarbeiten.
Besonders gut hat mir auch gefallen, dass es immer wieder Rückblenden an Dylans „nächstfernen Ort“ gibt, wenn er sich vor der Gegenwart in die Vergangenheit mit seinen Eltern flüchtet. Dadurch lernt man sowohl seine Eltern als auch ihn selbst noch besser kennen und kann sich besser in ihn hinein versetzen.
Alles in allem zeigt die Geschichte der beiden Brüder auf sehr einfühlsame Weise, wie Kinder mit dem Tod ihrer Eltern umgehen, was zwar ein sehr trauriges aber auch ein sehr wichtiges Thema ist, da jeder mal einen geliebten Menschen verliert. Bücher wie „Der nächstferne Ort“ geben den Menschen Hoffnung und zeigen ihnen Wege, um ihre Trauer zu überwinden, sei es mit Hilfe von Musik, trostspendenden Tieren oder zuhörenden Menschen.
Ann-Kathrin Opiolka, 16 Jahre