Die Autorin Nataly Elisabeth Savina hat im September 2018 ihr neues Jugendbuch „Meine Beste Bitch“ beim Fischer Verlag veröffentlicht. Beim Besuch der diesjährigen Frankfurter Buchmesse habe ich (Carolin Wallraven, 3.v.r. ) sie getroffen und für euch interviewt.
Wann hast du mit dem Schreiben angefangen?
Früher als Teenager habe ich Tagebuch geschrieben. Mit dem fiktiven Schreiben habe ich erst später angefangen. Davor habe ich erst noch Kunst- und Kulturwissenschaften studiert und mich in der Zeit viel mit Grafik und Malerei beschäftigt.
Das heißt, du bist sozusagen vom Fach und schreibst in deinem Buch von Kunstwerken, die es wirklich gibt?
Ja, die meisten Kunstwerke, die in meinem Buch vorkommen, gibt es wirklich, ich habe sie damals entweder selbst gemacht oder so in der Art um mich herum erlebt.
Schreibst du also oft von Ereignissen, die du selbst erlebt hast?
Das auch. Meine Geschichten sind häufig eine Mischung aus eigenen Erlebnissen, Begebenheiten, die ich für erzählenswert halte, und Erinnerungen, von denen mir Freunde oder Bekannte erzählen. Es ist also nicht alles ausgedacht. Aber im Laufe des Schreibprozesses entwickelt sich eine eigene Geschichte und ich erkenne erst dann, wie die einzelnen Elemente zusammengehören und wie ich sie verbinden muss.
Überlegst du dir denn vorher, was alles in dein neues Buch rein soll? Schreibst du dir vorher die einzelnen Erlebnisse oder Berichte auf?
Nein. Ich schreibe alles aus dem Gedächtnis. Das meiste sind sowieso Erzählungen, sich mir eingeprägt haben, weil sie so besonders sind. Wie zum Beispiel die übergroßen Möbel in diesem Buch. Ein Bekannter hat einmal erzählt, dass der Vater seines Bruders solche anfertigt und ich fand das sehr spannend. Ich weiß vorher ungefähr, was ich erzählen möchte. Aber jetzt bei dieser Geschichte wusste ich nicht sofort, für welches Alter das Buch sein würde.
Ich finde es gut, dass es ein Jugendbuch geworden ist. Immerhin handelt es von einer Jugendlichen, die gerade ihr Abitur gemacht hat.
Ja, genau. Es spricht eher Jugendliche an. Eine der ersten Versionen dieses Buches habe ich zwei meiner Freundinnen und ihren sechszehnjährigen Töchtern gegeben und sie testlesen lassen. Dabei ist klar geworden, dass es den Teenagern besser gefallen hat. Der Verlag schreibt das Buch für ab 14 Jahren aus. Dennoch würde ich es keiner Vierzehnjährigen in die Hand drücken. Ich bin froh, dass es die Möglichkeit gibt, Dinge oder Begriffe, die die Jüngeren vielleicht noch nicht kennen oder verstehen, im Internet nachzuschauen. So kann ich alles schreiben, was mir einfällt und muss nichts zurückhalten.
Eine Frage, die mich sehr interessiert: Hast du einen Lieblingsort zum Schreiben?
Ich habe nicht einen bestimmten Lieblingsort, aber ich schreibe viel in meinem Bett. Und in einem Café in Berlin. Ich habe mal in einem Interview gelesen, dass dort auch eine andere Autorin besonders gerne schreibt. Es ist täglich voll mit Laptops. Das scheint also nichts Besonderes zu sein. (lacht) Wo ich auch gerne geschrieben habe, war das Ramones Museum in Berlin. Das ist jetzt leider umgezogen. Dort gab es ein kleines Café, wo man sitzen und Lieder von der Band hören konnte.
Hörst du beim Schreiben immer Musik?
Eigentlich eher selten. Das Schreiben fordert viel Konzentration. Deswegen suche ich mir auch oft Cafés ohne W-Lan, sodass ich dadurch nicht abgelenkt werden kann.
Wie lange brauchst du denn ungefähr für ein Buch?
Dieses Buch konnte ich wirklich sehr schnell schreiben. Es fiel mir einfach sehr leicht. Dadurch, dass ich von Orten schreibe, die ich selbst sehr gut kenne, war ich gedanklich an diesen Orten. Das Buch, an dem ich jetzt arbeite fällt mir was das angeht viel schwerer.
Oh, kannst du uns schon Näheres verraten?
Auch in diesem Buch wird es eine jugendliche Protagonistin geben. Es ist auch wieder alles sehr realistisch gehalten. Aber mehr werde ich nicht verraten. (schmunzelt)
Informierst du dich darüber, wie deine Bücher bei den Lesern ankommen?
Oh ja. Ich bin sehr neugierig und gucke mir auf Amazon oder auf Blogs Rezensionen an. Bei „Meine Beste Bitch“ wird häufig kritisiert, dass es verrückt und chaotisch sei. Dabei habe ich mir doch eine klare Gliederung überlegt. Aber ich freue mich über jede Kritik und nehme das nicht persönlich. Ich bin was das angeht schon von meinen anderen Büchern abgehärtet. (lacht) Denn viele Leser empfinden es, glaube ich, als chaotisch, weil die Geschichte nicht so einen klaren Spannungsbogen aufweist, wie zum Beispiel Fantasy-Romane es tun. Aber weil viele Leser genau das gewöhnt sind, finden sie meine Bücher vielleicht verrückt. Dabei ist alles, was ich schreibe, eigentlich strukturell durchdacht und manchmal sehr persönlich.
Du hast so etwas eben schon mal erwähnt. Welche Stellen sind es denn in „Meine Beste Bitch“, die das Buch für dich so persönlich machen.
Es sind die Kleinigkeiten. Wenn zum Beispiel David Bowie irgendwo erwähnt wird, ist das kein Zufall. (lächelt) Oder die Eichhörnchen-Geschichte, wo Julian und Faina das kranke Eichhörnchen finden. Das ist mir selbst genauso passiert und mein Kumpel hat auch damals gesagt: Fass das nicht an, es kann Krankheiten haben. Und am Ende hatte er das Eichhörnchen bei sich zuhause und wollte es nicht mehr hergeben. Aber obwohl so viele Elemente der Geschichte auf wahren Begebenheiten beruhen, bleibt sie immer noch Fiktion.
Fainas Mutter ist Psychiaterin und einige Figuren haben psychische Störungen. Hast du dafür irgendwie besonders recherchiert?
Ich habe einen Bekannten, der Psychiater ist und habe viel mit ihm über seine Arbeit und auch einzelne Fälle gesprochen. Auch meine Mutter hat während ihres Medizinstudiums Erfahrungen im Bereich der Psychiatrie gesammelt und davon erzählt. Generell beschäftigt sich das Buch ja nicht mit dem Normalen. Ursprünglich trug das Buchprojekt auch den Arbeitstitel „Abweichung von der Norm“. Ich hatte die Geschichte grob im Kopf, die einzelnen Elemente haben sich aber im Laufe vieler Jahre angesammelt, sozusagen durch meinen „inneren Filter“ – was mir so als erzählenswert in Erinnerung bleibt – und haben sich dann wie von selbst aneinandergefügt. Es fühlt sich einfach richtig an.