von Anna Herzog
Coppenrath, 2018
gebunden, 282 Seiten
ab 11 Jahren
ISBN: 978-3-649-62451-6
16 Euro
„ Das Porträt unterschied sich in nichts von den anderen. Etwas aber hielt Merles Blick gefangen – und das waren die Augen der jungen Frau. Sie lebten. Merle wandte sich noch einmal um und erschrak. Sie sah ihr nach! Die Frau auf dem Bild sah ihr nach!“
Merles kleiner Bruder Felix gewinnt die Teilnahme an einem Theaterworkshop und Merle muss mit, um auf ihn auf zu passen. Eigentlich spielt sie ja lieber Fußball als Theater, aber der Workshop findet in der alten Grafenburg im Heimatdorf ihrer Mutter statt, von der diese früher immer erzählt hat. Die Burg ist wunderschön eingerichtet, mit Wandverzierungen und Gemälden, unter anderem auch dem einer Frau mit ungewöhnlich lebendigen Augen. Was hat es mit diesem Gemälde nur auf sich? Auch der Graf der Burg ist irgendwie gruselig und jagt Merle vom ersten Moment an Angst ein. Außerdem gibt es Legenden von einer Hexe, die im Wald haust. Als Merle und ihre Freunde dann im Wald alte Kostüme finden und sie anprobieren, verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Theater und sie werden praktisch in ein Stück hinein gesogen. Wie ist es möglich, dass die Kostüme solchen Einfluss auf sie haben? Was hat es mit der Legende um die Hexe auf sich und stehen die Kostüme und das Theater am Ende vielleicht mit dem Bild der Frau in Verbindung? Irgendwas ist komisch an dieser Burg und Merle ist wild entschlossen heraus zu finden, was.
Die Handlung beginnt ganz harmlos mit einem Sommercamp, aber nach und nach kommen mehr und mehr Dinge hinzu, die sich nicht so leicht erklären lassen. Mir gefällt besonders gut, dass die Situation zu Beginn sehr realistisch ist, da eigentlich jeder schon einmal in einem Sommercamp war. Dadurch bekommt mal das Gefühl, dass alles, was im weiteren Verlauf der Geschichte passiert, auch in Realität geschehen könnte, was viel Platz zum Träumen lässt. Es ist außerdem total spannend, mit Merle und den anderen herauszufinden, was in der Burg vor sich geht und was der Graf zu verbergen versucht. Als Leser bekommt man nämlich kaum mehr Hinweise als Merle und ist daher mindestens genauso gespannt auf den Ausgang der Geschichte wie sie. Auch die Charaktere sind wunderbar und sehr vielfältig gestaltet. Es gibt den gruseligen Grafen, dann freundet sich Merle mit Jannis und Wladimir an, die total verschieden sind, und ihr kleiner Bruder ist einfach nur süß. Durch die vielen unterschiedlichen Charakterzüge wird es nie langweilig, da immer einer ein wenig in den Vordergrund rückt, was für Abwechslung sorgt. Der Hauptcharakter, Merle, ist total cool. Sie ist mutig, taff und eine treue Freundin, wodurch sie die perfekte Begleitung für den Weg durch die Geschichte ist und einen mitnimmt auf eine spannende Reise voller Herausforderungen.
Ann-Kathrin Opiolka, 16 Jahre