Roxy -Ein kurzer Rausch, ein langer Schmerz

Coverfoto: Roxy
Copyright: Sauerländer

von Neal & Jarrod Shusterman,
Sauerländer, 2022
Taschenbuch, 439 Seiten
ab 14 Jahren,
ISBN978-3-7373-6120-0
16,00 Euro

 

Trigger Warning: Dieses Buch umfasst Süchte, das Leben eines/r Süchtigen und Drogen-/Alkoholkonsum!

Isaac ist ein ganz normaler Junge. Während seine Schwester oft auf heftigen Partys angetroffen werden kann und sich den Zorn ihrer Eltern zuzieht, ist Isaac nicht so draufgängerisch. Er ist ein Sportler und das steht bei ihm an erster Stelle. Ivy, seine ältere Schwester dagegen, konzentriert sich eher wenig auf die Schule und ihre einzige außerschulische Aktivität ist das Feiern. Isaac versteht nie, was Ivy darin sieht, bis er Roxy begegnet, die ihn in ihren Bann zieht. Roxy ist außergewöhnlich schön und Isaac fühlt sich, als würde er nur in ihrer Gegenwart existieren können. Nachdem er sie einmal hat, lässt sie ihn nicht mehr los und sein ganzes Leben dreht sich bald um sie.

Doch Roxy ist kein normales Mädchen aus seiner Klasse oder vom Sport, nein: Roxy ist eine Droge. Ein künstliches, manipulatives Mittel, das Isaac immer weiter einnimmt. Roxy ist nämlich auf der Suche nach ihrem ersten richtigen Wirt und ihrem ersten Todesopfer. Nur so kann sie beweisen, dass sie genauso tödlich ist wie ihre Artgenossen.

„Ich werde als Schmerzmittel bezeichnet, doch das greift viel zu kurz. Ich kann noch so viel mehr…“

„Roxy“ ist ein unglaubliches Buch!

Ich fand schon vor dem Lesen das Konzept sehr spannend, wusste aber nicht recht, wie die Autoren das umsetzen wollen. Es ist ihnen unglaublich überzeugend gelungen. Das Buch hat einen ganz neuen Blickwinkel auf Drogen und Süchte, den ich wirklich interessant finde, doch nun stelle ich euch das Konzept noch ein wenig detaillierter vor:

Ihr müsst euch vorstellen, dass das Buch mehrere Kapitel hat, die aus verschiedenen Sichten geschrieben wurden. Einmal aus der Sicht von Isaac und Ivy, die jeweils aus der dritten Person verfasst worden sind, und die von Roxy bzw. von den verschiedenen Drogen, die aus der Ich-Perspektive geschrieben worden sind. Das ergibt einen viel spannenderen Effekt, da man sich ja gegenüber den menschlichen Charakteren ein wenig distanziert und sie und ihr Leben von außen betrachtet. Wohingegen man die Sicht der Drogen viel eher persönlich nimmt. Zudem existiert ja nicht nur die eine Droge Roxy, sondern ganze Clans aus Drogen, die auch eigene Hierarchien und Konversationen haben. So werden die Drogen vermenschlicht dargestellt und haben eigene Charakterzüge, was der Leserschaft  die Süchte näher bringt, aber auch die Gefahren.

Echt super spannend finde ich auch Konversationen zwischen menschlichen Wesen und Drogen und deren Beziehungen, da es interessant, aber auch belehrend ist, diese gefährlichen, ja, toxischen Relationen zwischen den beiden darzustellen.

Ein anderes Konzept, das ich auch unterstreichen möchte, ist, dass jedes Kapitel fett gedruckte Buchstaben enthält. Diese Buchstaben lassen sich zu Wörtern zusammensetzen, die meist die Essenz des Textes hervorheben. Dies ist nicht nur spannend für die Leserschaft, sondern auch noch ein cooles Easter Egg und Rätsel.

Generell war ich auch früher schon ein Fan von vor allem Neil Shustermans Büchern (wieScythe), da ich finde, dass er und zudem auch sein Sohn sehr tiefgründige auch oft gesellschaftskritische Texte verfassen. Mir gefällt es, dass hinter den Werken oft ein ganzes Konzept steckt und alles sehr flüssig zu lesen und einleuchtend ist. Einleuchtend in dem Sinne, dass einfach keine Fragen am Ende offen bleiben. Natürlich gibt es immer auch einige Wendepunkte in den Geschichten ; )

Auch gut gelungen finde ich, dass Roxy selbst nicht eine der „klassischen“ Drogen, wie Crystl Meth und Kokain ist, sondern ein „normales“ Schmerzmittel und Medikament. Im Allgemeinen wird so nämlich auch Kritik an unserer Medizin und Verschreibungspraxis geübt und verdeutlicht wie schnell man auch von Medikamenten süchtig werden kann.

„Roxy“ ist eigentlich relativ offensichtlich, dennoch haben es die Autoren geschafft, den Spannungsbogen von Anfang an bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Und das sollte bei jedem Thriller und generell bei jedem Buch so sein!

Auch das Cover ist natürlich beeindruckend, wobei mich das Konzept und der Gedankengang hinter dem Werk noch mehr überzeugt haben.

Der Schreibstil ist ebenso gut wie die Geschichte. Sehr viele Szenen sind so bildhaft beschrieben und es werden viele Metaphern benutzt, um die Atmosphäre zu verstärken. Nicht nur der Wechsel der Perspektiven, sondern auch die Wortwahl sind immer bedacht und tiefgründig.

Hier noch ein Zitat für euch, damit ihr wisst, was ich meine:

„Man sagt uns nie, dass der Talisman unser Schöpfung auch die Fessel unserer Ewigkeit ist.“

Insgesamt habt ihr bestimmt schon bemerkt, dass mich das Buch echt überzeugt hat. Die Geschichte ist sprachlich und von der Storyline her ein voller Erfolg und echt empfehlenswert! Wenn ihr mal etwas Neues in Richtung Psycho- und Jugendthriller wollt, dann greift zu!

 

Sophie Heuschkel, 16 Jahre

 

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