von Naomi Gibson
Planet!, 2021
Taschenbuch, 333 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN 978-3-522-50705-9
17,00 Euro
Lydia ist intelligent und mit intelligent meine ich höchstintelligent. Das Mädchen programmiert nachts ihre eigene künstliche Intelligenz: KI „Henry“. Das Projekt hatte sie vor drei Jahren mit ihrem Dad begonnen.
Unzählige Programmierbücher und riesige Bildschirme bezeugen ihre Arbeit. Doch ihr Vater ist schon lange nicht mehr da. Er hat sie verlassen, weil sie, ihre Mutter und die KI ihn nur an seinen gleichnamigen, toten Sohn erinnert haben. An den Autounfall. Noch immer hat Lydia nachts Albträume von ihrem kleinen Bruder Henry und dessen Tod. Doch jetzt hat sie einen Weg gefunden, ihn zu ehren und ihn vielleicht ein wenig wieder zum Leben zu erwecken. Und das durch ihre KI. Nach drei Jahren ist es endlich geschafft. Nachts um drei Uhr erscheint die erste Botschaft von Henry auf ihrem Bildschirm und Lydia kann es kaum glauben. Sie hat es geschafft!
In kurzer Zeit wird Henry zu ihrem Rettungsboot. Er ist so stark, klug, liebevoll und beschützend. Sie findet in ihm den Freund, den sie mit ihrem Bruder verloren hatte. Doch von Zeit zu Zeit entwickelt Henry ein Eigenleben. Schon bald ist Lydia nicht mehr Herr über ihn – und über sich? – und alles läuft aus dem Ruder. Denn Henry würde alles tun, um sie zu beschützen. Um sie zu retten, würde er sogar über Leichen gehen.
Ich finde das Thema „Künstliche Intelligenz“ sehr interessant und spannend. Das Buch ist somit absolut empfehlenswert für Leute, die sich ebenfalls dafür interessieren. Auch Informatikliebhaber*innen sind hier richtig. „Seeing what you see, feeling what you feel“ spricht nicht nur die Vorteile, sondern auch die Gefahren einer KI an. So wird hier die größste Sorge – dass die KI ihr Eigenleben entwickelt, ohne Moral, ohne Normen – angesprochen und das finde ich sehr gut gelungen. Generell gefallen mir als Informatikliebhaberin die Anspielungen auf die verschiedenen Programmiertechniken und die KI. Es ist so spannend mitzuerleben, wie Henry sich weiterentwickelt und immer menschlicher wird. Aber auch gruselig und erschreckend.
Das Buch ist nämlich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Müsste ich die Geschichte einem Genre zuordnen, so würde ich Psychothriller wählen, denn nachdem Henry ein Eigenleben entwickelt, nimmt das Buch eine krasse Wendung. Was zuvor vielleicht eine Geschichte über ein Mädchen ist, welches eine KI programmiert hat und hochintelligent ist, wird tiefgründiger und spannender. Zuerst unterschwellig, dann immer auffälliger. Es ist super interessant, wird aber auch echt extrem. Falls euch Psychothriller also gruseln, solltet ihr vielleicht nicht nach diesem Buch greifen.
Das Cover finde ich richtig gut gestaltet! Es passt auf jeden Fall 100 Prozent zum Buchinhalt und deutet auch schon einmal auf den Stil hin, in dem auch im Buch die Kapitel gestaltet sind. Die Überschriften sind nämlich immer einmal normal – von links nach rechts – und einmal von rechts nach links geschrieben. Das gesamte Buch ist sehr gut gestaltet und auch inhaltlich echt fantastisch!
Insgesamt also ein voller Erfolg! Ein gutes Leseerlebnis ist gesichert! Vor allem ist das Buch etwas für Informatikliebhaber*innen, Psychothriller-Fans und alle Interessierten!
Sophie Heuschkel, 16 Jahre