von Kevin Brooks
aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn
dtv, 2019
gebunden, 538 Seiten
ab 15 Jahren
ISBN: 978-3-423-76236-6
18,95 Euro
In der Zukunft ist fast das gesamte Geschlecht der Menschheit ausgestorben. Übrig geblieben sind ein paar hundert Stadtbewohner und die ihnen zahlenmäßig überlegenen Dau.
Getrennt sind die beiden verfeindeten Völker durch die Deathlands, eine Wüste in der wolfsähnliche Hunde leben. Es ist eine primitive Welt, in der einzig und allein das Überleben zählt. Nahrung und Wasser sind knapp und es ist klar, dass es irgendwann zu einer finalen Schlacht zwischen den Menschen in der Stadt und den Dau kommen wird.
Jeet, der in der Stadt lebt, ist ein Hundskind. Das bedeutet, dass er als Baby bei einem Überfall von Hunden entführt und aus unerklärlichen Gründen nicht von ihnen gefressen, sondern von ihnen aufgezogen wurde. Bei einem erneuten Überfall auf die Stadt, wurden alle Anwesenden seines Rudels getötet und er wurde von den Menschen rehumanisiert und in das Stadtleben eingegliedert.
Als die Schlacht gegen die Dau immer näher rückt, wird Jeet vom Anführer Gun Sur beauftragt, einen Bericht über die Schlacht und über alles, was er erlebt, zu verfassen. Gun Sur ist nämlich der Meinung, dass Jeet durch sein früheres Leben bei den Hunden eine andere Sicht auf die Ereignisse hat und damit als Einziger in Frage für diese Aufgabe kommt. Doch während seiner Recherche für den Bericht passieren erschreckende Dinge. Chola Se, ein weiteres Hundskind, wird von den Dau verschleppt und Jeet ist wild entschlossen sie zu retten.
Doch auch in der Stadt selber scheint nicht alles glatt zu laufen und der Berater Gun Surs wird mit der Zeit immer verdächtiger. Haben sie einen Verräter in den eigenen Reihen? Und wenn ja, können sie die Schlacht dann überhaupt gewinnen?
Sehr positiv an „Deathland Dogs“ fand ich, dass Jeet zu Beginn erstmal sich selber, die Stadt, ihren Aufbau und die Hierarchie ihrer Bewohner vorstellt um seinen Bericht einzuleiten. Dadurch findet man sich in der Geschichte schnell sehr gut zurecht, da man weiß, wer wer ist und welche Aufgabe die einzelnen Personen haben. Jeet an sich ist zusätzlich, genauso wie Chola Se, ein sehr spannender Charakter. Durch seine Zeit bei den Hunden ist er noch härter im Nehmen als die anderen Dorfbewohner. Er ist stark und perfekt an das Überleben in der Wildnis und den Überlebenskampf angepasst, was ihm einen gewissen Vorteil gegenüber den anderen Dorfbewohnern verschafft. Seine Beziehung zu Chola Se ist ebenfalls ganz besonders. Als Hundskinder wissen beide, was es bedeutet, ums nackte Überleben kämpfen zu müssen, und zusammen bilden sie eine unschlagbare Einheit, die niemand aufhalten kann. Obwohl beiden rehumanisiert wurden, haben sie nicht verlernt, wie ein Hund zu denken. In gefährlichen Situationen hilft ihnen diese Eigenschaft mehr als einmal aus der Klemme, da sie die verworrenen Gedanken der Menschen hinter sich lassen und alles fürs Überleben Unwichtige ausblenden können. Außerdem verbindet beide der Wunsch in die Deathlands zu den Hunden zurückzukehren und endlich wieder frei zu sein.
Ich persönlich finde es sehr interessant wie dadurch die einengende Wirkung menschlicher Sozial- Konstrukte in Frage gestellt wird. In der Stadt ist jeder eingeengt durch Regeln, Pflichten und die Begrenzung der Stadtmauern. Außerdem ist die Kommunikation zwischen den Menschen viel schwieriger. Sie lügen, hintergehen einander und sind in allem furchtbar kompliziert. Bei den Hunden jedoch sind Chola Se und Jeet frei. Bei ihnen zählt nur das Hier und Jetzt. Jeder kennt jeden in- und auswendig und es wird eher über Gefühle und Einheit kommuniziert. Ich persönlich fand diesen Kontrast zwischen Mensch und Tier -und Chola und Jeet als Brücke zwischen ihnen- sehr interessant. Das einzige, was ich nicht so ganz gelungen fand, war, dass die Geschichte gerade bei den spannenden Szenen während der Schlacht in der Vergangenheitsform geschrieben ist, da Jeet ja alles erst erlebt und dann aufgeschrieben hat. Für mich persönlich hat das ein bisschen die Spannung genommen, da dadurch klar war, dass Jeet das Ganze überlebt, da er es ja sonst nicht hätte aufschreiben können.
Ann-Kathrin Opiolka, 17 Jahre