von Thomas Engelhardt und Monika Osberghaus
Klett Kinderbuch, 2018
gebunden, 92 Seiten
ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-95470-186-5
14,00 Euro
„Eigentlich machen Gefangene fast die gleichen Sachen wie Menschen in Freiheit: Sie schlafen, essen, arbeiten, machen Sport, lesen, sehen fern, hören Radio und spielen an der Playstation. Mit manchen Menschen streiten sie sich, mit anderen verstehen sie sich gut. Trotzdem sind sie in einer anderen Welt.“
Sina´s Papa Robert ist spielsüchtig. Als er kein Geld mehr hatte zum Spielen, überfiel er eine Tankstelle und bedrohte den Kassierer mit der Waffe. Dafür schickte ihn ein Richter drei Jahre ins Gefängnis. Für Sina und ihre Mama beginnt nun eine schlimme Zeit. Die Mama muss viel mehr arbeiten, weil sie jetzt allein das Geld für die Familie verdienen muss. Und wenn sie nach Hause kommt ist sie müde und gereizt.
Sina ist viel mehr allein zu Hause und muss sich um viele Dinge nun selbst kümmern. Aber am meisten fehlt ihr der Papa beim Morgenkakao und beim Gute-Nacht-Sagen.
Sina findet es gemein, dass sie auch irgendwie dafür bestraft wird, dass ihr Vater etwas Schlimmes getan hat, schließlich kann sie ja nichts dafür. Deshalb ist sie oft nicht nur traurig, sondern auch wütend. Und drei Jahre ohne Papa sind schließlich eine Ewigkeit. Was soll sie denn in der Schule sagen, wo er solange ist?
In diesem Buch werden nicht nur Sina´s Gefühle und Gedanken beschrieben, sondern es wird auch ganz genau erklärt, wer ins Gefängnis kommt und warum. Aber auch, was das Gefängnis für ein Ort ist, wer im Gefängnis arbeitet und welche Sicherheitsmaßnahmen es gibt.
Die Autoren des Buches haben sich dafür lange mit den Gefängniswärtern, den Gefangenen, aber auch den betroffenen Familien unterhalten. Sie haben eine Weihnachtsfeier im Gefängnis besucht, waren im Besucherraum und beim Freigang dabei und haben versucht, diese Welt, die man normalerweise nicht betreten darf, genau kennenzulernen und zu beschreiben.
So ist dieses Buch eine Mischung aus Sina´s Geschichte sowie Informationen und Fakten über das Leben hinter Gittern. Susanne Hesselbarth hat das Buch sehr detailgetreu illustriert und dem Thema damit so ein bisschen von der Schwere genommen. Spannend ist auch der Schluss. In den letzten Kapiteln lernt man nämlich ein bisschen „Knastsprache“ und „Gefängnisdeutsch“. Wusstest du z.B., dass „Klavier spielen“ im Gefängnis „Fingerabdrücke abgeben“ bedeutet und „Dauerwurst“ eine lebenslängliche Gefängnisstrafe ist?
Etwa 100 000 Kinder in Deutschland haben einen Vater oder eine Mutter, die im Gefängnis sitzen. Für sie und alle andern, die sich für dieses wichtige Thema interessieren, ist dieses Buch gemacht. Und zwar gut gemacht! Und sehr empfehlenswert!
Monika H.