von T. J. Klune
Taschenbuch, 477 Seiten
Heyne, 2021
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-453-32136-6
16,00 Euro
Linus Baker arbeitet seit siebzehn Jahren als Sachbearbeiter in der Behörde für die Betreuung Magischer Minderjähriger, kurz BBMM. Seit siebzehn Jahren ist es seine Aufgabe zu prüfen, ob die Waisenhäuser, in denen die Kinder untergebracht sind, den VORGABEN UND VERORDNUNGEN entsprechen. Und auch wenn Linus das Ganze nicht wahrhaben will, würde man sein Leben von außen betrachtet wohl als ziemlich fade bezeichnen.
Doch dann erhält er einen äußerst ungewöhnlichen Auftrag. Einen ganzen Monat soll er auf einer kleinen Insel mitten im Meer verbringen und das dort angesiedelte Heim des mysteriösen Arthur Parnassus unter die Lupe nehmen. Alles unter strengster Geheimhaltung natürlich, schließlich ist eines der dort lebenden Kinder der Antichrist persönlich und diese Information sollte nun wirklich nicht der breiten Masse zu Ohren kommen – die Hysterie würde keine Grenzen kennen! Als Linus sich somit auf den Weg macht, um seinen Auftrag auszuführen, hat er sich für das Schlimmste gewappnet.
Doch auf der Insel merkt er schnell, dass sämtliche Erwartungen, die er an dieses Heim hatte, nicht weiter von der Realität hätten entfernt sein könnten. Denn ja -Lucy ist der Spross Satans und wird nicht müde zu drohen, Schrecken und Grauen über die Welt zu bringen, aber er ist vor allem ein sechs jähriger Junge mit einer unendlich großen Liebe zur Musik. Auch die anderen Kinder entpuppen sich als so viel mehr, als ihre Akten vermuten lassen. Und dann ist da natürlich noch Arthur Parnassus selbst, der Linus in seinen ganz eigenen Bann zieht. So kommt es, dass Linus nach siebzehn Jahren vor der Herausforderung steht, alles in Frage stellen zu müssen, was er glaubte zu wissen. Er muss sich die Frage stellen, wo er in seinem Leben hin möchte. Wärst du nicht gerne hier? – wie es sein Mousepad so treffend formuliert.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Dieses Buch ist einfach fantastisch! Von der ersten Seite an, hat es mich in seinen Bann gezogen. Besonders gefallen hat mir persönlich der Stil, in dem die Geschichte erzählt wird. Ein bunter Mix aus wortgewandter Rhetorik, wundervollen Formulierungen und einer guten Portion Humor. Vor allem der Humor – mal ganz trocken, wenn es um Linus tristes Leben geht und mal herrlich kindisch und albern, wenn die Kinder auf der Inseln einen Spruch nach dem anderen heraus hauen. Besonders Lucy mit seinen Drohungen, die Welt zu vernichten, hat mich ein ums andere Mal in schallendes Gelächter ausbrechen lassen. Damit wären wir auch schon beim nächsten Punkt: die Ausarbeitung und Gestaltung der Charaktere ist wahnsinnig gut gelungen. Obwohl es bei sechs Kindern schwer scheint, den Überblick zu bewahren, hat jedes Kind seinen Platz in der Geschichte und schenkt ihr so eine weitere schillernde Farbe für ein umfassendes Gesamtkunstwerk. Und auch Linus selber hat mir viel Freude bereitet. Mir persönlich hat es unglaublich gut gefallen, zu beobachten, wie er im Laufe der Geschichte an sich und an seinen Erfahrungen gewachsen ist. Während er zu Beginn eher zynisch erscheint und sich beine schon krampfhaft an seinen VORGABEN UND VERORDNUNGEN festklammert, lernt er im Laufe seines Aufenthalts bei Arthur und den Kindern, dass die Welt so viel mehr zu bieten hat als den grauen Regen der Großstadt. Er lernt, dass da eine ganze Welt voller Farben auf ihn wartet, für die es sich lohnt zu kämpfen und die es verdient hat, beschützt zu werden.
Ann-Kathrin Opiolka, 21 Jahre