Uncover – Die Trollfabrik

Coverfoto Uncover-Die Trollfabrik
Copyright: Loewe

von Manfred Theisen
Loewe, 2020
Taschenbuch, 397 Seiten
ab 15 Jahren
ISBN 978-3-7432-0182-8
14,95 Euro

Phoenix betreibt mit seinem besten Freund Khalil und seiner Freundin Sarah den YouTube Kanal „Uncover“. Auf diesem berichten sie über aktuelle politische Themen und entlarven gefakte Nachrichten aus dem Internet. Als ihnen ein USB Stick mit sensiblen Daten über die russische Regierung zugespielt werden, treten sie damit eine ganze Welle an Ereignissen los. Schnell finden sie sich im Fadenkreuz eines Auftragskillers und einer ganzer Armee meinungsmachender Trolle wieder.

Das Thema, welches Manfred Theisen in diesem Buch anspricht, wird mit jedem Tag wichtiger. Politische Meinungsmache im Internet spielt besonders rechtsextremen Parteien immer wieder in die Hände, aber natürlich sind auch viele andere Bereiche betroffen.

Was mir besonders positiv aufgefallen ist, dass die Art und Weise wie der Autor mit diesen Worten und Themen umgeht, nicht zu gestellt wirkt. Viel Autoren schaufeln sich ihr eigenes Grab, indem sie besonders „Hipp und cool“ wirken wollen. In diesem Fall wirkt alles recht natürlich. Es wird nicht zu viel mit irgendwelchen englischen Wörtern und vermeintlicher Jugendsprache um sich geworfen. Es werden sogar einige Deutsche YouTuber erwähnt und generell wird die YouTube Szene sehr gut dargestellt und verwendet. Davon war ich sehr positiv überrascht.

Die Story ist auch spannend, der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Besonders die Handlungsorte werden sehr realistisch beschrieben, die Probleme der Einwohner auf den Punkt gebracht.

Trotzdem hat das Buch einige Mankos, die mich beim Lesen doch des Öfteren gestört haben. Einerseits finde ich, dass viel zu viele Personen vorgestellt werden. Alleine die Anzahl der wirklich erzählenden Personen liegt bei vier, und noch viele mehr sind sehr wichtig für die Handlung. Da ist es sehr schwer den Überblick zu behalten, vor allem was die erwähnten Politiker angeht.

Was bei mir allerdings einen besonders faden Beigeschmack hinterlassen hat, ist die politische Präsentation des Buches. Alles wird zu sehr auf ein einfaches „Schwarz-weiß“ Bild reduziert: In Russland sind die Bösen, in Europa sind die Guten. Das mag in vielen Dingen im echten Leben wohl auch stimmen, aber nicht alle Russen arbeiten daran, deutsche Staatsbürger mit gefakten Nachrichten zur Wahl der AfD zu bewegen, und auch Europa hat seine Hände nicht immer in Unschuld gewaschen. Die Feindbilder wirken irgendwie zu einfach, die Motivation flach wie aus einem alten „Mission Impossible“ Film, in dem immer der Russe der Böse ist. Das ist sehr schade, wo das Buch doch gerade besonders gegen Feinbilder arbeiten sollte.

Imke Wellesen, 19 Jahre

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