von George Orwell
übersetzt von Michael Walther
mit einem Nachwort von Daniel Kehlmann
Ullstein, 2019
Taschenbuch, 543 Seiten
ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-548-28945-8
12,00 Euro
Der „Große Bruder“ kennt uns alle. Seine Partei beobachtet alles und jeden.
Krieg ist Frieden_ Freiheit ist Sklaverei_ Unwissenheit ist Stärke
Damit jene Partei bloß nicht den Überblick verliert, gibt es Ministerien für alles – Ministerium der Liebe, der Wahrheit … und sonstigem Denkbaren.
Der Große Bruder hat einfach ein Auge auf jeden. Alles kommt von ihm.
Auch Winston Smith ist Teil dieser Zeit. Er möchte ihr einen Widerstand entgegensetzen, arbeitet aber trotzdem für eines der Ministerien. Es ist einfach ist fest in den Köpfen aller:
Der Große Bruder hat immer Recht, er hat die Zukunft schon lange vorausgesehen und weiß das Richtige für alle.
Du glaubst dem Großen Bruder nicht? Dann wirst du es mittels grausamer Foltermethoden zu spüren bekommen!
Diese Dystopie ist einfach so unglaublich gut! Im Philosophieunterricht haben wir das Thema „Freiheit des Menschen“ behandelt, sodass ich auf das Buch „1984“ aufmerksam wurde. All diese, wirklich guten, Eindrücke lassen einen nicht mehr los. – Ganz im Gegenteil sie packen einen so sehr, dass man anfängt sich Gedanken zu machen. Auch außerhalb des Unterrichts habe ich mich selbst gefragt, was ich unter Freiheit verstehe. Das Buch hat mir indirekt vermittelt, dass meine Vorstellung von Freiheit Zukunft ist. Warum? Ohne eine gute Zukunft gibt es auch keine Freiheit.
Außerdem habe ich angefangen zu überlegen, wie sehr uns der Staat im 21. Jahrhundert überwacht. Selbst in diesem Moment sind wir nicht gerade frei. Wer weiß schon, durch wie viele Datenbanken und andere technische Maschinen alles fließt, was wir schreiben oder gar sagen. Beispielsweise ist Google ein mächtiger Datenträger. Wer von uns weiß, wo unsere Daten enden, und wie sie wirklich weiterverarbeitet werden? Sollte uns dieser Gedanke nicht Angst machen? In welcher Hinsicht spielen China und Hongkong momentan eine Rolle? Ist dort nicht auch „der Große Bruder“ am Werk?
All solche Fragen behandelt diese Dystopie, die bereits im Jahr 1946 von George Orwell geschrieben wurde, indirekt. Es ist einfach so viel vorausgedachte Wahrheit, die der Leser, trotz des schweren Schreibstils, filtert. Und eben gerade durch diese Filterung entstehen diese unglaublich komplizierten und sehr unerwarteten Fragen, die man sich selbst nur schwer beantworten kann.
1984 gehört zudem Büchern, zu denen man unendlich viele Gedanken und Eindrücke verfassen könnte. Gerade durch die Thematik ist es so vielfältig und kann von jedem anders aufgenommen werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Hype um dieses Buch mehrere Jahrzehnte andauern könnte.
Eine Leseempfehlung an alle, die dazu bereit sind zu fragen „was wäre wenn…?“ und ein Buchklassiker, den man nicht verpassen sollte.
Bengisu Bor, 14 Jahre