Alles, was wir träumten

Coverfoto Alles, was wir träumten
Copyright: Beltz & Gelberg

von Karen Foxlee
aus dem Englischen von Annette von der Weppen
gebunden, 347 Seiten
Beltz & Gelberg, 2020
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-407-75550-6
16,95 Euro

Lenny und ihr Bruder Davey könnten nicht verschiedener sein. Lenny liebt Käfer über alles und will später unbedingt Käferexpertin werden. Daveys Herz hingegen schlägt für alle möglichen Greifvögel. Beide lieben es jedoch, sich in andere Welten zu träumen.

Sie träumen von einer Blockhütte am Großen Bärensee in Kanada. Dort wollen sie unbedingt hin. Doch noch etwas unterscheidet Davey von Lenny. Davey wächst nämlich rasend schnell. Mit sechs Jahren ist er beinahe schon so groß wie ein Fünfzehnjähriger und es hört einfach nicht auf. Auf das Drängen der Schulkrankenschwester hin, besuchen sie einen Facharzt für Gigantismus. Dieser stellt fest, dass Davey Tumoren in der Hypophyse (das ist ein Teil vom Gehirn) hat, die ihn so schnell wachsen lassen. Diese plant er operativ zu entfernen. Dadurch würde er dann auch aufhören zu wachsen.

Für Lenny würde damit ein Traum wahr werden, denn obwohl sie ihren Bruder liebt, ist es ihr manchmal peinlich, dass er ist, wie er eben ist. Groß und laut und irgendwie anders. Doch wird es den Ärzten gelingen die Tumoren zu entfernen? Werden Davey und Lenny doch noch ein ganz normales Leben führen können? Werden sie irgendwann zum Großen Bärensee reisen oder werden die Tumoren am Ende doch ihren Tribut fordern?

Davey und Lenny sind wirklich wundervolle Geschwister mit all den Macken, die dazu gehören. Sie lachen zusammen und streiten, und manchmal kann Lenny genauso gemein sein wie Davey weinerlich. Aber ihre gemeinsamen Träume verbinden sie. Es ist wirklich schön, sich vorzustellen, wie die beiden abends in ihren Betten liegen und ihre Reise zum See planen. Generell sind alle Charaktere der Geschichte mit wahnsinnig viel Liebe zum Detail entwickelt. Ihre Mutter Cynthia zum Beispiel, die seit Daveys Geburt das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt. Sie kann super schimpfen, aber sie findet auch immer die richtigen Worte, um ihre Kinder zu besänftigen. In ihrem Leben hat sie es nicht leicht. Ihr Mann ist abgehauen, als Lenny noch ganz klein war und ständig wird das Geld knapp, da Davey schon wieder neue Klamotten braucht, wenn er mal wieder aus den alten heraus gewachsen ist. Und dann kommt natürlich noch Davey Krankheit hinzu, die sie zunächst leugnet und auf große Verwandte in Schweden schiebt, aber irgendwann muss sie sich eingestehen, dass sein Wachstum eben doch nicht normal ist. Auch die Nachbarin, Mrs. Gaspar, bei der die Kinder die Nachmittage verbringen, ist einfach nur fabelhaft mit all ihren Eigenheiten –von ihrer pfeifenden Lunge bis hin zu ihren eigenartigen Geschichten. Und so verhält es sich mit allen Charakteren. Alle werden mit Inhalt gefüllt und bekommen ihre eigene schillernde Persönlichkeit, wodurch die Geschichte wundervoll abwechslungsreich und unterhaltsam wird. Ich habe das Buch sehr gern gelesen, denn besonders zum Ende hin wird es immer besser.

 

Ann-Kathrin Opiolka, 18 Jahre

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