von Elizabeth Lim
aus dem Englischen von Barbara Imgrund
Carlsen, 2020
broschiert, 448 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3551584151
16,00 Euro
Als Kind war es Maias größter Wunsch, die beste Schneiderin des Landes zu werden und am Hofe des Kaisers zu dienen. In A’landi ist es allerdings nur Jungen/Männern gestattet zu schneidern und somit verblasst ihr Kindheitstraum immer mehr.
Doch eines Tages wird dieser Wunsch wieder zum Leben erweckt: Der Kaiser veranstaltet einen Wettbewerb, um den besten Schneider des Landes ausfindig zu machen. Ohne lang zu überlegen entschließt Maia sich, sich als Junge zu verkleiden und ihr Talent beim Wettbewerb unter Beweis zu stellen. Nicht nur das Schneidern bringt sie an ihre Grenzen, sondern auch eine lebensgefährliche Reise zusammen mit dem geheimnisvollen Zauberer Edan fordert einen hohen Tribut.
„Ein Kleid aus Seide und Sternen“ ist aus der Ich-Perspektive von Maia geschrieben und erinnert schon ein bisschen an ein Märchen: Die Geschichte beginnt nämlich mit dem Satz „Ich hatte einmal drei Brüder“. Der Schreibstil ist sehr leicht und angenehm zu lesen, was mich ein wenig – im positiven Sinne – überrascht hat. Meiner Erfahrung nach ist das bei Fantasy Büchern nicht immer der Fall. Maias Art, öfters mal Vorausdeutungen zu machen, fand ich auch sehr erfrischend und dadurch wirkte sie auf mich noch sympathischer.
Was mir auch extrem gut gefallen hat, ist der Einstieg in die Geschichte, weil Maia erstmal aus der Ich-Perspektive einiges über sich und ihre Familie erzählt. Dadurch konnte ich mich, als dann die eigentliche Handlung losging, viel besser in das Geschehen und Maia hineinversetzen.
Maia als Protagonistin wächst einem mit ihrer mutigen Art sofort ans Herz. Sie gibt niemals auf, was sehr bewundernswert ist. Und trotzdem wird deutlich, dass auch sie manchmal verletzlich ist, wodurch sie ein sehr authentischer Charakter ist. Zudem nimmt sie auch kein Blatt vor den Mund und es gibt einige amüsante Dialoge zwischen Edan und Maia. Edan, der anfangs fast nichts über sich preisgibt und sehr verschlossen ist, entwickelt sich zu einem echt liebenswerten Charakter, der bereit ist alles für die Menschen zu tun, die er liebt.
„Ein Kleid aus Seide und Sternen“ wird mit dem Satz „Mulan trifft auf Project Runway“ beworben. Dem Teil mit Mulan kann ich definitiv nur zustimmen, aber nichtsdestotrotz ist es eine ganz eigenständige Geschichte, die einen anderen Weg einschlägt. Was mir besonders gut gefallen hat, sind die vielen unerwarteten Wendungen. Leider wirkten jedoch auf mich viele knifflige Situationen viel zu schnell gelöst. Manchmal war ich so überrascht, dass die Aufgabe schon gelöst ist, dass ich dachte, ich hätte aus Versehen eine Seite übersprungen. Am Ende der Geschichte fiel es mir schwer, einige Taten der Charaktere nachzuvollziehen und ich frage mich, ob es nicht einen anderen, besseren Weg gegeben hätte. Ich hoffe sehr, dass das im zweiten Band, der im Englischen bereits unter dem Titel „Unravel the Dusk“ erschienen ist, ein bisschen genauer erklärt wird.
Was ich noch für erwähnenswert halte, ist, dass die Magie in dem Buch nicht zu kurz kommt und ich es echt magisch fand! Außerdem ist das Cover einfach atemberaubend schön und wird einen Ehrenplatz in meinem Regal bekommen. Die Fantasy Welt, in der die Geschichte spielt, fand ich auch wirklich interessant und die Karte, die vorne und hinten abgedruckt ist kam nicht zu selten zum Einsatz.
Insgesamt ist das Buch ein absolutes Muss für alle Fantasy und/oder Mulan Fans sowie für alle, die auf der Suche nach einer magischen, nicht zu komplexen Fantasy Geschichte mit einem Hauch von Liebe sind.
Sonja Schmitz, 17 Jahre
Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:
Maia Tamarin ist die Tochter eines Schneiders und als diese darf sie diese Handwerkskunst eigentlich nicht ausführen. Doch viele Schicksalsschläge haben dazu geführt, dass sie die Schneiderei ihres Vaters so gut wie alleine führt. In dem kleinen Dorf, in dem sie leben, stört es keinen, dass sie die Arbeit eines Mannes verrichtet. Als jedoch der Kaiser einen neuen Hofschneider sucht und auch Meister Tamarin eingeladen wird, muss Maia sich etwas einfallen lassen. Sie gibt sich als ihr Bruder aus und nimmt an dem Wettbewerb um den Platz des Hofschneiders teil. Verzweifelt versucht sie ihr Geheimnis zu bewahren, doch Edan, der Magier, hat ein Auge auf sie und scheint ihre Maskerade zu durchschauen. Gemeinsam mit ihm macht sie sich schließlich auf eine Reise, um die letzte schier unmögliche Aufgabe zu bestehen und damit den Krieg abzuwenden. Eine Reise, die sie für immer verändern wird.
Meine Meinung:
Die Geschichte erinnert mich stark an Mulan: Ein Mädchen gibt sich als Jungen aus, um das Kaiserreich zu retten und verliebt sich währenddessen in ihren männlichen Begleiter. Auch wenn das erstmal nach einem müden Abklatsch von Mulan klingt, verzaubert dieses Buch vor allem durch die magischen Elemente der Story. Mir hat der Grundgedanke der Geschichte also sehr gut gefallen. Ich mag das Setting und die ausgedachte Welt. Die Magie wird interessant in die Handlung eingeflochten und gewinnt nach und nach an Bedeutung, sodass die Geschichte am Anfang noch sehr „unmagisch“ ist und am Ende regelrecht verzaubernd!
Maia als Protagonistin mochte ich auch sehr gern und es war sehr schön, sie und Edan auf ihre Reise zu begleiten. Der Teil mit der Reise hat mir auch am besten an der Geschichte gefallen. Die Erzählung davor mit den Aufgaben und dem Wettbewerb zum Hofschneider war für mich kein sonderlich fesselnder Einstieg, was vielleicht auch daran liegt, dass der Klappentext schon viel vorwegnimmt. Nachdem ich den ersten 180 Seiten noch etwas skeptisch gegenüberstand, hat mich die Handlung danach ziemlich gepackt und ich habe bis zum Schluss mitgefiebert. Und jetzt stehe ich da, weil die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt wurde und stattdessen einen spannenden Fortgang der Handlung im zweiten Teil verspricht. Band 2 werde ich also definitiv auch lesen.
Und das obwohl der Schreibstil nicht ganz meinen Geschmack trifft. Ich denke, dieser Punkt ist wirklich eine Typsache, denn objektiv betrachtet, ist das Buch nicht schlecht geschrieben. Im Gegenteil, der Schreibstil ist sogar im Großen und Ganzen recht angenehm. Dennoch war er mir etwas zu zeitraffend. Ich hoffe, ich kann es verständlich erklären: Einige wichtige Stellen wurden mir einfach zu knapp und kompakt erzählt. Der eigentlich schöne Schreibstil hätte da noch deutlich mehr ausgeschöpft werden können. Aber wie gesagt, ich denke, das ist Geschmackssache, denn ich kann ja noch nicht mal richtig erklären, was genau mir daran nicht gefallen hat…:)
Was mir wirklich nicht gefallen hat, ist dass die erste Seite, also der Prolog, das Ende der Geschichte irgendwie vorwegnimmt. Klar, wenn man sie liest, versteht man noch nichts davon, aber irgendwie hat es bei mir Erwartungen geweckt, die dann erst ganz am Ende erfüllt wurden. Vielleicht hat sich daher der Anfang für mich so gezogen.
Insgesamt kann ich euch das Buch durchaus empfehlen. Wer Mulan liebt, wird auch Maia lieben. Wenn ihr Lust habt, euch ein bisschen von Edan verzaubern zu lassen, solltet ihr den etwas schleppenden Anfang in Kauf nehmen, denn es lohnt sich und ich setzte fest auf eine spannende Fortsetzung!
Carolin Wallraven, 21 Jahre