Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte

Coverfoto Im freien Fall
Copyright: Loewe

von Jessica Park
Loewe, 2014
gebunden, 384 Seiten
ab 13 Jahren
ISBN: 9783732001958
Preis: 8,99 Euro

 

Gerade in Boston angekommen, erlebt Julie einen großen Rückschlag: Die Wohnung, die sie eigentlich gemietet hatte, existiert gar nicht! Zum Glück hat ihre Mutter eine alte Freundin in der Stadt, bei der Julie für die Anfangszeit ihres Studiums unterkommen kann. Dafür passt sie auch gerne auf die 13-jährige Tochter des Hauses auf.

Auch wenn das gar nicht so leicht ist, wie es vielleicht klingt, denn Celeste ist nicht wie andere Teenager und schleppt darüber hinaus eine lebensgroße Pappfigur ihres Bruders Finn, der gerade durch die Welt reist, mit sich herum. Julie nimmt mit Finn Kontakt auf, weil sie hofft, mehr über die doch recht seltsame Familie, bei der sie wohnt, zu erfahren. Sie hat nicht damit gerechnet, dass es so viel Spaß machen würde, mit ihm zu mailen und, dass sie sich mit jedem weiteren Satz ein Stück mehr in ihn verlieben würde.

Meine Meinung:

Dieses Buch lag ewig auf meinem (virtuellen) SUB – Stapel ungelesener Bücher – und zwar ungefähr seitdem es rausgekommen ist. Heute gibt es das Buch als Hardcover schon gar nicht mehr, aber ich bin in unserer Bibliothek drüber gestolpert und dachte mir: Das wolltest du immer schon mal lesen, nutze die Gelegenheit! Damals hatte mich dieser einzigartige Titel angesprochen und das Konzept einer lustigen Lovestory mag ich noch heute. Leider konnte mich die Geschichte nicht wirklich überzeugen. Ich komme nicht umhin, mich zu fragen, ob ich sie damals als Teenager vielleicht besser gefunden hätte. Vielleicht schon. Vielleicht wäre sie mir nicht so vorhersehbar erschienen. Ich habe grundsätzlich nichts gegen vorhersehbare Wendungen, aber wenn ich schon nach der Lektüre des Klappentextes und der ersten paar Seiten ganz genau weiß, wohin die Geschichte führt, ist das schon ein Minuspunkt. Naja, immerhin war die Geschichte so geschrieben, dass ich trotzdem drangeblieben bin. Der Schreibstil ist nämlich sehr angenehm: Lustig, locker und leicht.

Julie als Protagonistin hat mir anfangs noch gut gefallen, doch dann haben mich immer mehr Dinge an ihr und ihrem Verhalten gestört. Außerdem wirkte ihr Charakter irgendwie nicht ganz rund und auch die Nebenfiguren blieben leider recht flach. Einzig Celeste hat mir als Figur wirklich durchweg gefallen. Sie hat auch als einzige eine merkliche, sehr schöne Charakterentwicklung durchgemacht.

Grundsätzlich finde ich die Idee der Handlung sehr interessant und die Probleme, die angesprochen werden, sind wichtig. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass es der Autorin an Sensibilität mangelt. Die Geschichte hätte etwas mehr Einfühlungsvermögen, auch seitens der Protagonistin Julie, vertragen können. Die Idee war also gut, die Umsetzung dagegen nicht.

Was mich am meisten stört: Das Buch wird angepriesen als „herzzerreißende Liebesgeschichte mit feinsinnigem Humor für Leser von Jojo Moyes und John Green“ – auch ein Grund, warum ich es unbedingt lesen wollte. Jetzt, nachdem ich es gelesen habe, finde ich den Vergleich mit diesen Autor:innen mehr als unpassend. Diese Geschichte reicht nicht einmal ansatzweise an die Bücher, die ich von ihnen gelesen habe, heran. Einzig der Humor ist ein wirklicher Pluspunkt der Geschichte.

Für mich muss ich also das Fazit ziehen, dass dieses Buch auf meinem SUB besser in Vergessenheit geraten wäre oder ich es schon damals gelesen hätte. Ziemlich sicher wären mir damals wegen des witzigen Schreibstils die vielen negativen Punkte nicht so aufgefallen. Eine Leseempfehlung kann ich daher guten Gewissens leider nicht aussprechen.

 

Carolin Wallraven, 22 Jahre

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