von Rachel Allen
dtv, 2019
gebunden, 368 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3423-76262-5
16,95 Euro
Als neben Spencer das hübscheste Mädchen einzieht, das er je gesehen hat, spürt er das sich einiges verändern wird. Gleich am ersten Tag ist Hope ihm eine gute Freundin. Statt sich wie manch anderer über sein Tourette-Syndrom lustig zu machen, steht sie auf seiner Seite und verteidigt ihn.
Zusammen klettern sie auf Bäume, planen Reisen und entdecken ihre Umwelt, doch im Laufe der Zeit verändern sich beide werden älter und sammeln Erfahrungen, sodass auch ihre Beziehung zu einander nicht mehr die selbe ist. Durch lauter Missverständnisse und Schicksalsschläge scheinen die beiden auseinander zu driften. Doch Spencer fühlt immer noch dieses magische Kribbeln im Bauch, doch was ist mit Hope, oder sieht sie ihn doch nur als einen Freund?
Von Außen erscheint das Buch „Spencers Taxonomie der Liebe“ hübsch, aber schlicht. Und auch der Klappentext verrät nur wenig über den eigentlichen Inhalt. Wie es so schön heißt, gilt auch hier, don ´t jugde a book by its cover, denn um ehrlich zu sein habe ich eine eher klassische Liebesgeschichte erwartet. Im Mittelpunkt des Buches steht überraschender Weise eher Spencer, neben seiner Beziehung zu Hope. Durch den flüssigen Schreibstil von Rachel Allen und die Ich-Perspektive ist man direkt in Spencers Welt und kann seine Handlungen und Gefühle verstehen.
Besonders seine logische, liebevolle Art, die gleichzeitig ängstlich und manchmal etwas kindlich ist, ist zwar etwas ungewohnt, jedoch auch sehr spannend kennenzulernen. Die Autorin schafft es, diese Einzigartigkeit aufs Papier zu bringen und seine Art in dem Buch lebendig werden zu lassen. Doch auch Teile der Nebencharaktere sind beeindruckend im Verlauf der Jahre zu sehen. Spencers Vater ist zum Beispiel sehr unsicher im Umgang mit Spencer und das Verhältnis mit seinem Bruder ist erst auf ein bisschen Eifersucht gegründet. Hier wird auch aufgezeigt, wozu Vorurteile und Ängste führen können und der Protagonist erklärt, wozu sie meistens führen.
Hope als Charakter ist auch interessant, jedoch finde ich sie manchmal etwas zu „einfach“ , auch sie hat Probleme und ist nicht perfekt, jedoch ist die Wandlung in den Jahren etwas ruckelig und weniger fließend, sodass ich persönlich sie nicht immer verstand. Denn die Besonderheit des Buches ist nicht nur der Hauptcharakter, sondern die Aufteilung des Buches in Spencers Altersstufen, wobei jedoch härtere Cuts entstehen und der Spannungsverlauf für mich etwas gestört wird, trotzdem bietet diese Art auch Vorteile.
Man merkt deutlich, wie er älter wird und ihn andere Themen betreffen und an Erfahrungen und auch Bekanntschaften wächst, jedoch wäre es manchmal schön gewesen, diesen Wechsel vollständig mit zu erleben. Die Liebesgeschichte ist vielfältig und braucht auch ihren Weg, ohne dabei zu schnulzig zu sein. Manche Handlungen sind dabei nicht ganz nachvollziehbar oder ärgern einen, z.B. wenn Spencer Hope nicht ausreden lässt und sich zu früh ein Urteil bildet, doch dadurch fühlt man auch mit, ob Fremdscham oder Freude, lachen musste ich auf jeden Fall.
Die Botschaft bleibt mir im Kopf, vom Älter werden und dass jeder seinen eigenen Weg braucht, egal in welche Richtung dieser zunächst führt. Insgesamt also ein Buch mit Stärken und Schwächen. Es ist besonders passend für Menschen, die gerne mal in andere Kopfwelten hinein schnuppern und/oder Liebesgeschichten mögen mit interessanten Charakteren. Dazu kommen kleine Skizzen von Taxonomien, die sich gut in das Gesamtbild einfügen. Spencer zeigt auf, was es bedeutet allein zu sein, aber auch seinen Weg zu finden, Freunde kennen zu lernen und sich anzupassen, sowie zu lernen, dass Anpassen nicht immer der richtige Weg ist. „ Und dann spaziere ich mit meinen Freunden nach Hause und es ist mir total egal, was drinnen auf der Party gerade alles läuft und was die anderen von mir denken. Ich habe meine Wahl getroffen.“
Marit Ueltgesforth, 15 Jahre