Zusammen sind wir unendlich

Coverfoto Zusammen sind wir unendlich
Copyright: Carlsen

von Melissa Keil
aus dem Englischen von Yvonne Hergane
Carlsen, 2019
gebunden, 320 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 9783551583918
16,99 Euro

Die Welt der Zahlen war schon immer Sophias Rückzugsort. Egal ob physikalische Probleme oder knifflige mathematische Beweisführungen; in ihre Rechnungen vertieft, fand sie schon immer Ruhe vor all ihren Ängsten und Sorgen.

Doch so wohl sie sich zwischen all den Zahlen und Fakten fühlt, so unwohl fühlt sie sich zwischen fremden Menschen. Ihr fällt es schwer, auf andere einzugehen und ihre Emotionen klar auszudrücken. Der aufgezwungene Theaterkurs kommt ihr daher wie die Hölle vor. Eines Tages taucht jedoch auf unerklärliche Weise eine Spielkarte in ihrem Mäppchen auf und seitdem häufen sich merkwürdige Vorkommnisse, die sie am Ende zum Hobbyzauberer Joshua führen.

Er scheint irgendwie zu verstehen, dass ihr Verhalten keineswegs desinteressiert oder unfreundlich sein soll, sondern dass sie einfach nicht gut mit Gefühlen ist. Er wird durch kurze Unterhaltungen auf dem Schulflur langsam zu einem Teil ihres Lebens und mit der Zeit kommen die beiden sich näher. Aber kann Sophia ihre Ängste überwinden und sich ihren Gefühlen stellen? Kann Joshua ihr dabei helfen? Braucht sie überhaupt Hilfe, und was bringt die Zukunft für die beiden?

Sophia hat es in ihrem Leben echt nicht leicht. Sie ist wahnsinnig intelligent, aber manchmal ist ihr Kopf so voll, das sie von äußeren Eindrücken einfach nur noch überrannt wird. Dazu kommen Panikattacken und ein Haufen Ängste. Sie selbst hat sich schon als Freak abgestempelt, aber Joshua scheint sie verstehen zu können. Die Beziehung der beiden Charaktere ist wahnsinnig spannend zu beobachten, gerade weil sie keine einfache, kitschige Liebesgeschichte ist, sondern ständig an ihre Grenzen stößt und sowohl Sophia als auch Joshua teilweise ganz schön überfordert. Dadurch zeigt sie jedoch auch, dass egal wie viel Angst man hat, immer Hoffnung besteht. Es erfordert Mut und Anstrengung, aber man kann seine inneren Grenzen überwinden, egal wie hoch sie zu sein scheinen. Zusätzlich zu Sophias Ängsten vor Menschenmassen und Nähe, werden auch viele andere Ängste, mit denen Teenager sich so rumquälen, aufgegriffen. Zum Beispiel die Frage, was man denn nach der Schule machen will. Sowohl für Sophia als auch Joshua ist das nämlich noch ziemlich unklar.

Ich persönlich denke, dass die Aussicht, sich für eine der vielen Möglichkeiten entscheiden zu müssen, für viele junge Menschen sehr beängstigend wirken kann. Mir geht es ja selber nicht anders. Und wenn man sich dann entschieden hat ,muss man eventuell Opfer bringen, wie zum Beispiel seine Freunde und Familie hinter sich lassen, um an der Traumuni studieren zu können. All diese Entscheidungen wirken so groß, dass man ihnen gar nicht gewachsen scheint.

„Zusammen sind wir unendlich“ greift genau diese Unsicherheiten auf und zeigt, dass es auch O.k. ist, nicht sofort einen hundertprozentig ausgereiften Plan zu haben, was meiner Meinung nach eine Botschaft ist, die vielen Teenagern die Angst vor der Zukunft nehmen könnte.

Ann-Kathrin Opiolka, 16 Jahre

Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:

2 völlig verschiedene und einzigartige Protagonisten:

Sophia: Sie ist ein Genie. Mit Zahlen, Gleichungen und Physik kann sie richtig gut umgehen. Bei Menschen hat sie so ihre Probleme. Sophia kann Gesichter und die ausgedrückten Emotionen darauf nur sehr schwer erkennen und sie selbst wirkt oft kalt und emotionslos. Doch in ihr drin sieht es ganz anders aus: Sophia hat panische Angst vor der ungewissen Zukunft. Immerhin kann sie sich nicht nur darauf verlassen, dass sie klug ist, was wenn sie sich im wahren Leben nicht zurecht finden wird? Denn das wird ohne ihre beste Freundin Elsie schwierig. Sie war bis jetzt Sophias einzige Bezugsperson, doch Elsie will nach der High-School in die USA ziehen und dort studieren. Genau zur richtigen Zeit lernt Sophia also Joshua kennen. Doch kann sie sich auf so etwas wie eine Beziehung einlassen?

Joshua: Er ist ein Hobbymagier. Die Zauberei hat es ihm angetan und er schwärmt für die alten Künstler, die damals noch ohne große Show und hübsche Assistentinnen zauberten. Er selbst beherrscht viele Kartentricks bis zur Perfektion. Mit diesen Kunststücken will er eines Tages Sophia beeindrucken. Schon seit Ewigkeiten ist er in sie verliebt und himmelt sie aus der Ferne an. Doch jetzt spürt er: Der Moment ist gekommen. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um Sophia für sich zu gewinnen. Timing ist alles. Aber was, wenn das Timing doch nicht stimmt? Was, wenn sie ihn abblockt?

Meine Meinung:

Ich hatte am Anfang echt Schwierigkeiten, mich in das Buch einzufinden. Ich habe recht lange gebraucht, um mich in die Geschichte einzufühlen und die Charaktere waren mir irgendwie fremd. Aber dann ist der Knoten geplatzt! Ich kann jetzt im Nachhinein nicht festmachen, woran es gelegen hat, aber auf einmal habe ich mitgefiebert und habe mir für Sophia und Josh nur das beste gewünscht. Trotzdem konnte ich keine Beziehung zu Sophia, aus deren Perspektive der Großteil der Geschichte erzählt wird, aufbauen. Das ist einerseits schade, andererseits zeigt es nur, wie gut und konsequent diese Figur entwickelt wurde. Auch wenn ich sie mir nicht als beste Freundin vorstellen kann, war sie eine sehr authentische Figur. Es gab allerdings auch einige Kapitel aus Joshuas Sicht und über die habe ich mich immer echt gefreut. Mit seiner ungelenken und doch supersüßen Art ist er mir sehr ans Herz gewachsen.

Wenn so verschiedene und doch einzigartige Charaktere aufeinandertreffen, sind die lustigen und emotionalen Stellen natürlich vorprogrammiert. Ich habe vor allem mit dem Fortschreiten der Geschichte immer mehr schmunzeln und lachen müssen, weil es einfach schön zu lesen ist, wie diese beiden tollpatschigen Jugendlichen sich ineinander verlieben.

Was meinen Lesefluss leider des Öfteren gestört hat, waren einzelne Wörter in der Übersetzung. Sie schienen irgendwie nicht zu stimmen und passten für mich nicht ins Gesamtbild. Aber da kann ja die Autorin nichts für!

Trotz meiner Startschwierigkeiten habe ich das Buch sehr gerne gelesen und finde, dass es eine Geschichte beinhaltet, die durchaus ans Herz geht.

Carolin Wallraven, 20 Jahre

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