Dark Dogs

Coverfoto Dark dogs
Copyright: dtv

von Allan Stratton
aus dem Amerikanischen von Heike Brandt
dtv, 2018
Taschenbuch, 261 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-423-74038-8
13,95 Euro

“Je länger ich die Bilder betrachte, desto mehr Formen entdecke ich, desto klarer treten sie hervor. Schwänze. Zähne. Pfützen aus Blut. Mein Herz bleibt stehen. Hunde. Ein Rudel wilder Hunde reißt etwas auseinander.”

 

Camerons Mutter hat wahnsinnige Angst vor seinem Vater, wodurch die beiden ständig auf der Flucht vor ihm sind. Jedes Mal wenn sie denkt, ER hätte sie wieder gefunden, ziehen sie um. Das bedeutet für Cameron ständig neue Schule, neue Freunde, neues Leben. Dieses Mal landen sie auf einem alten, ziemlich herunter gekommenen Bauernhof. Cameron wird schnell klar, dass irgendwas mit dem Hof nicht stimmt. Der Vermieter scheint etwas zu verheimlichen, und im Keller findet er alte Spielsachen und unheimliche Kinderzeichnungen von Hunden, die etwas zu zerfleischen scheinen. Nachts meint er, die Hunde in den Feldern hören zu können und er fühlt sich ständig beobachtet. Irgendwann taucht Jacky in seinen Träumen und auch später, vor seinem inneren Auge, am helllichten Tag auf. Jacky ist ein Junge, der vor 50 Jahren auf der Farm gelebt hat und plötzlich spurlos verschwand. Ihm gehören die Spielsachen im Keller und Cameron befürchtet, dass etwas Grausames mit Jacky passiert sein muss. Irgendeine düstere Vergangenheit schwebt über dem Hof und Cameron ist fest entschlossen, das Rätsel um Jacky und die Hunde zu lösen. Doch vielleicht liegt die Bedrohung ja gar nicht in der Vergangenheit. Ist Cameron am Ende vielleicht sogar selbst derjenige, der in Gefahr schwebt?

Cameron ist ein sehr spannender Hauptcharakter. Seine Situation ist ziemlich kompliziert, da er ständig umziehen muss. Es ist bestimmt nicht leicht, sich ständig auf eine neue Umgebung einzustellen, doch für Cameron gehört es irgendwie zu seinem Leben dazu. Dennoch wünscht er sich, nicht mehr fliehen zu müssen. Und eigentlich weiß er selbst gar nicht mehr so genau, was sein Vater denn Schlimmes getan hat, da er damals viel zu jung war.

Gerade das macht die Geschichte wahnsinnig spannend für den Leser, da man nur die Angst der Mutter spürt, aber zunächst nicht genau erfährt, wieso sie solche Angst hat. Auf dem Hof wird Cameron mit ziemlich vielen Ängsten auf einmal konfrontiert. Im Keller stehen diese alten Spielsachen und beflügeln seine Fantasie.

Als dann Jacky zum ersten Mal auftaucht, weiß man als Leser genauso wenig wie Cameron, ob dieser nun einfach die Paranoia seiner Mutter übernimmt und sich Jacky einfach nur einbildet, oder ob Jacky wirklich da ist. Die Atmosphäre ist die ganze Zeit über sehr angespannt und an vielen Stellen wird es richtig gruselig.

Viele seiner Mitschüler machen auch sonderbare Andeutungen zu den Hunden, aber niemand sagt ihm Genaueres zu dem, was damals passiert ist. Cameron muss also selbst nachforschen und nach und nach die Vergangenheit des Grundstückes aufarbeiten. Dabei scheinen die Geschehnisse der Vergangenheit jedoch mit jeder Entdeckung grausamer zu werden. Camerons Angst wird immer größer, so dass langsam auch seine Mutter mitbekommt, dass etwas nicht stimmt. Doch sie nimmt ihn nicht Ernst, sondern geht davon aus, dass er Wahnvorstellungen wegen seines Vaters entwickelt.

Mir hat besonders gut gefallen, dass man das gesamte Buch über nie so richtig erfährt, ob Jacky nun wirklich da ist, oder ob Cameron ihn sich nur einbildet. Dadurch weiß man auch nie, ob seine Vermutungen über die Vergangenheit der Wahrheit entsprechen, oder nicht. Zusätzlich ist da noch die immer fortwährende Bedrohung durch Camerons Vater, der sie theoretisch jeder Zeit und überall finden könnte, wodurch die Geschichte einen richtig intensiven Gänsehauteffekt erhält.

Ann-Kathrin Opiolka, 16 Jahre

Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:

Es ist wie jedes Mal: Hastiges Kofferpacken, heimliches Auto beladen und panisches Davonfahren. Seit Cameron klein ist, flüchten seine Mutter und er vor seinem missbrauchenden Vater. Der neue Umzug führt die beiden in eine verschlafene Kleinstadt und ein altes Farm -Haus. Nach ersten Untersuchungen hat Cameron bereits ein mulmiges Gefühl in seinem neuen Zuhause: Etwas beobachtet ihn. Gerüchte, die in seiner Schule umgehen und ein kauziger Nachbar führen ihn schließlich zum Jungen Jacky, der vor langer Zeit in dem Farm- Haus gelebt hat und unter ungeklärten Umständen verschwunden ist. Als er schließlich sogar Jackys Stimme und das Bellen der Hunde, die angeblich seinen Vater getötet haben, hören kann, ist Cameron sich schon längst nicht mehr sicher, ob er seinem Verstand trauen kann.

„Dark Dogs“ mischt den perfekten Anteil an Thriller, Krimi, Mystery und Horror, um den Leser konstant nervös auf dem Stuhl herumzurutschen zu lassen. Cameron ist eine unglaublich gute Hauptperson, da ich mich auf der einen Seite sehr gut mit seinen Problemen identifizieren konnte, aber auf der anderen Seite über den Verlauf der Geschichte immer unklarer wird, ob man allen seinen Erzählungen wirklich hundertprozentig glauben kann. Ständig steht man im Konflikt zwischen seinen offensichtlich Trauma bedingten, psychischen Störungen und seiner andererseits stichhaltigen Logik und dem verzweifelten Wunsch ihm zu glauben. Dadurch war für mich der „Mordfall“ der Handlung auch eher Nebensache. Viel wichtiger waren Camerons innere Konflikte und besonders seine Beziehungen zu den anderen Personen. Besonders gut hat es mir hier gefallen, wie Cameron sich immer mehr von seiner Mutter abwendet hat und mehr Zeit mit Jacky verbringt, da er sich von diesem verstanden fühlt.

Auch alle anderen Charaktere sind zwar oft sehr verschroben und nicht unbedingt liebenswert, aber sehr gut ausgearbeitet und passen perfekt in die Atmosphäre des ländlichen Städtchens.

Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Es wird sehr viel mit dem Layout des Textes gespielt um Camerons innere Dialoge und Gedanken perfekt einzufangen.

Wieder mal eine absolute Leseempfehlung von mir. Ich bin sehr froh, dass ich das Buch eher durch Zufall entdeckt habe und mir mit dem Lesen die Nächte um die Ohren schlagen konnte, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte.

Imke Wellesen, 19 Jahre

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