von Val Emmich mit Steven Levenson, Benj Pasek und Justin Paul
aus dem Amerikanischen von Catrin Frischer
cbj, 2019
gebunden, 416 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3570165652
18,00 Euro
Der siebzehnjährige Evan bekommt von seinem Therapeuten die Aufgabe, Briefe an sich selber zu schreiben. Durch einen dummen Zufall fällt einer dieser Briefe in die Hände von Connor Murphy, der den Brief an sich nimmt. Als Connor sich schließlich umbringt, finden seine Eltern den Brief in seiner Tasche und ziehen den Schluss, dass Connor und Evan befreundet sein mussten.
Evan will das Missverständnis zunächst aufklären, jedoch merkt er, wie viel Hoffnung die Vorstellung, ihr Sohn könnte einen tatsächlichen Freund gehabt haben, den Murphys gibt. Von daher beschließt Evan ihnen zu geben, was sie brauchen. Zusammen mit Jared fälscht er Emails, die seine geheime Freundschaft zu Connor beweisen sollen. So wird Evan in den Augen der anderen zu Connors bestem Freund, was auch sein Leben in der Schule ordentlich auf den Kopf stellt.
Plötzlich ist er nicht mehr unsichtbar, sondern der Freund „des toten Jungen“. Das ganze verselbständigt sich total, als eine Mitschülerin mit ihm das „Connor-Projekt“ starten möchte, um Connor zu gedenken und gleichzeitig den Menschen das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein.
Die Murphys werden ein immer größerer Teil von Evans Leben und vor allem Connors Schwester Zoe, wächst ihm immer mehr ans Herz. Und dabei basiert alles nur auf einer großen Lüge. Wie lange das wohl gut gehen kann?
Evans Geschichte ich wirklich ziemlich aufregend. Er ist es gewöhnt unsichtbar zu sein, und auf einmal steht er im Rampenlicht und die Leute hören, was er zu sagen hat. Das stelle ich mir ziemlich überwältigend vor. Aber Evan wächst an dieser Herausforderung und lernt mit seinen Ängsten umzugehen, sich zu engagieren und auf andere zu zugehen. Das finde ich ziemlich beeindruckend, da grade Ängste einen ja doch extrem lähmen können. In Evans Leben gibt es so viele Dinge, die nicht rund laufen. Sein Vater hat ihn und seine Mutter verlassen und gründet eine neue Familie. Evans Mutter ist ständig arbeiten und macht zusätzlich noch eine Weiterbildung, wodurch sie so gut wie nie Zeit für Evan hat. Dann ist da natürlich noch die Geschichte mit Connor und den Murphys.
Es ist beeindruckend, wie Evan sich da durchkämpft und ich persönlich finde, dass die Geschichte vielen Menschen in schwierigen Situationen Hoffnung schenken kann. Man hat immer die Chance, seine Ängste zu überwinden und ein neuer Mensch zu werden. „Das Ich, das ich bin, ist nicht mehr das Ich, das ich war.“ Man wächst ständig an neuen Herausforderungen und verändert sich im Laufe der Zeit, was ich einen sehr tröstlichen Gedanken finde. Alles ändert sich und keine Situation, egal wie schmerzhaft sie auch ist, hält für immer an. Zusätzlich fand ich ziemlich cool, dass „Dear Evan Hansen“ die Romanadaption zum gleichnamigen Musical ist und man im Roman selber merkt, an welcher Stelle, also bei welchem Lied man grade ist. Jedem Leser, der das Musical nicht kennt, würde ich daher zusätzlich empfehlen, mal den Soundtrack auf Spotify zu hören.
Ann Kathrin Opiolka, 19 Jahre
Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:
Der Roman „Dear Evan Hansen“ beginnt mit einem eigentlich ganz normalen Tag für den 17-jährigen Evan. Er geht zur Schule und schreibt wie fast jeden Tag einen Brief an sich selbst, der wie immer mit „Lieber Evan Hansen, das wird heute ein ganz fantastischer Tag – und ich verrate dir auch, warum.“ beginnt. Aufgefordert dazu hat ihn sein Therapeut. Durch ein paar unglückliche Zufälle landet der Brief jedoch bei Connor, der noch am selben Tag Suizid begeht.
Evans Brief befindet sich in Connors Hosentasche, als er stirbt und Connors Eltern denken nun, dass dies Connors Abschiedsbrief an Evan sein muss und, dass sie demnach Freunde gewesen sein müssen.
Evan bringt es nicht über sich dieses Missverständnis aufzuklären und so hat sich von Außen betrachtet dieser ganz normale Tag in einen wirklich ganz fantastischen Tag verwandelt. Schließlich ist er plötzlich als „bester Freund“ von Connor nicht mehr unsichtbar für seine Mitschüler. Und sogar Zoe, das Mädchen seiner Träume interessiert sich für ihn. Für Evan selbst hat sich dieser ganz normale Tag gleichzeitig auch in einen ganz schrecklichen Tag verwandelt, denn wie lange kann er diese Lüge aufrechterhalten und was passiert, wenn die schlichte Wahrheit ans Leben kommt?
Mir hat das Buch „Dear Evan Hansen“ ganz gut gefallen. Der Schreibstil ist leicht und angenehm zu lesen und der Roman ist aus der Perspektive von Evan geschrieben, wodurch man mehr mit ihm mitfühlt und sich mehr mit ihm identifizieren kann. Leider fiel es mir das ganze Buch über schwer mit Evan warm zu werden, da er mir nicht sofort sympathisch erschien und ich Probleme hatte, manche seiner Handlungen nachzuvollziehen. Andere Charaktere, wie z.B. Zoe oder Evans Mutter, waren mir auf Anhieb sympathisch. Lasst euch davon aber nicht abschrecken, da das eher eine subjektive Empfindung ist. Außerdem finde ich den Anfang echt gelungen, weil man sehr gut in die Handlung hinein geführt wird und es auch direkt spannend wird. Der Mittelteil hat sich jedoch für meinen Geschmack ein bisschen zu lang gezogen, da dort nicht wirklich viel passiert ist und ich zeitweise die Lust am Lesen verloren habe. Das Ende wiederum hat mir genauso wie der Anfang sehr gut gefallen, da es perfekt passt und sehr berührend ist.
Insgesamt kann ich den Roman nicht nur Jugendlichen empfehlen, sondern auch Erwachsenen, die ein berührendes Buch und/oder ein Buch zum Nachdenken suchen und jedem, der sich schon einmal selbst als Außenseiter gefühlt hat.
Sonja Schmitz, 16 Jahre
Und hier kommt noch eine dritte Meinung zu diesem Buch:
Evan Hansen ist ein Außenseiter und geht zur Therapie. Sein Therapeut trägt ihm auf, Briefe an sich selber zu schreiben, was er widerwillig macht. Als ein Brief in die falschen Händen gerät und Connor, der „Dieb“, sich kurz darauf umbringt, denkt sein ganzes Umfeld, dass Evan und Connor beste Freunde waren und, dass der Brief, den man bei Connors Leichnam fand, ein Abschiedsbrief an Evan ist. Trotz schlechten Gewissens spielt Evan die Lüge mit und wird immer beliebter und Leute, mit denen er noch nie geredet hat, kennen ihn plötzlich und nehmen Anteil. Doch wie lange kann der Schwindel gut gehen?
Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, da ich schon lange in das Musical gehen wollte. Ich fand die Idee sehr interessant und spannend. Dadurch, dass Evan vor allem anfangs nur wenig spricht, erfährt und lernt man viel über seine Gedanken, was mir immer sehr gut gefällt, da man einen guten Eindruck in das „Innere“ des Protagonisten gewinnt. Durch gute Beschreibung des Umfelds, kann man sich die Geschichte bildlich gut vorstellen und fühlt sich schnell integriert. Der Autor hat viele Chats und die Briefe abgedruckt, was mir gefallen hat, da es spannend ist, die „Reaktionen“ anderer im Buch, aber auch Evans Gedanken, die er in seine Briefe einfließen lässt, zu lesen.
Der stärkste Teil des Romans, war meiner Meinung nach der Epilog. Er war sehr gut geschrieben und hat die Geschichte dadurch abgerundet, dass man einige Informationen darüber erhält, was nach den Ereignissen des Romans mit den Protagonisten passiert.
Leider kam es mir so vor, dass die Charaktere sich selbst gegenüber widersprüchlich handeln. Beispielsweise wird Evan anfangs als sehr schüchtern und isoliert beschrieben, wird trotzdem jedoch am ersten Schultag ganz normal und freundschaftlich angesprochen und in Gespräche verwickelt, in denen er selbstbewusst auftritt. Das lässt mich an der Glaubwürdigkeit des Charakters zweifeln. Auf Evans psychische Probleme wird außerdem kaum eingegangen, was ich schade finde, da es eine gute Möglichkeit wäre, den Lesern einen Einblick in seine Krankheit zu geben. Jetzt weiß man nicht einmal genau, was Evan hat. Außerdem fand ich die kurzen Kapitel von Connor, der aus dem Jenseits die Ereignisse beobachtet, unnötig. Die Geschichte wird dadurch unrealistischer. Auch wenn man durch die Kapitel Hintergrundinformationen und Antworten zu Connors Wesen bekommt, hätte ich es besser gefunden, würden diese Ausschnitte nicht existieren.
Mara Frohreich, 17 Jahre
Und hier noch eine vierte Meinung:
„Das Ich, das ich bin, ist nicht mehr das Ich, das ich war.“
Evan Hansen ist ein unscheinbarer Teenager, der mit allerlei Ängsten und sich selbst zu kämpfen hat. Deswegen hat sein Therapeut ihm geraten, Briefe an sich selbst zu schreiben. Durch ein unglückliches Missverständnis gerät einer dieser Briefe in die falschen Hände. Und auf einmal sieht es so aus, als wäre er der beste Freund eines weiteren Einzelgängers seiner High School: Connor Murphy, der vor kurzem Selbstmord begangen hat. Dieses Missverständnis eröffnet Connor eine völlig neue Welt: Auf einmal wird er geliebt und beachtet. Von Connors Eltern, von den Leuten an seiner Schule und, was am wichtigsten ist, von Connors Schwester Zoe, in die er schon lange heimlich verliebt ist. Doch kann er all diese Beziehungen auf einem Gerüst von Lügen aufbauen? Evan kommen Zweifel, doch er verpasst immer wieder den Moment, um die Wahrheit zu sagen. Und so entwickelt sich seine Lüge immer weiter und trägt Früchte, wie zum Beispiel das Connor-Projekt, das verhindern soll, dass Connor vergessen wird. Denn:
„No one deserves to be forgotten“
Das ist ein Zeile aus dem Lied Disappear aus dem Musical Dear Evan Hansen, auf dem das Buch beruht. Ich wollte das Buch unbedingt lesen, weil mir die Musik aus dem Musical schon sehr gefallen hat. Jetzt, nachdem ich auch das Buch kenne, gefällt mir das Musical gleich noch viel besser, aber mit dem Buch habe ich mich etwas schwer getan.
Das liegt vor allem daran, dass es sich ziemlich gezogen hat. Da merkt man, dass es im Musical mehr zu sehen und zu hören gibt, was in Worten wiedergegeben eher langweilig wird.
Denn die Story an sich ist super und hat die richtige Botschaft:
„Niemand hat es verdient, vergessen zu werden.“ Und jeder Mensch hat sein eigenes Päckchen zu tragen, doch anstatt uns abzuwenden, sollten wir uns ihm zuwenden und unsere Hilfe anbieten. Das fand ich sehr eindrucksvoll.
Was ich persönlich an der Geschichte schwierig finde, sind Evans Lügen. Ich kann es nicht leiden, wenn man als Leser weiß, dass dieses Lügengebilde irgendwann zusammenbrechen wird. Ich mag dieses Gefühl einfach nicht. Aber das ist eine (vielleicht etwas merkwürdige) Eigenheit von mir.
Ansonsten finde ich nämlich, dass dieses Buch gelesen werden sollte. Wer sich das Lesen etwas versüßen will, hört einfach die Lieder aus dem Musical währenddessen. Die kann ich euch auch sehr empfehlen!
Carolin Wallraven, 21 Jahre
Und tatsächlich noch eine fünfte Meinung dazu:
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir etwas schwer. Ich musste mich an den Schreibstil des Autors gewöhnen und auch Evan hat es mir nicht einfach gemacht. In seine Perspektive einzusteigen war schwierig, aber es hat nach einigen Seiten trotzdem funktioniert.
Nebencharaktere wie Jared, auch wenn er zu Beginn sehr unsympathisch wirkt, haben mir sehr gut gefallen. Ich bin etwas überrascht, wie lange die Lüge von Evan am Ende wirklich durchgehalten hat, da ich viel früher mit dem Auffliegen gerechnet hatte, aber dementsprechend hat man immer mitgefiebert.
Ich finde es, auch wenn es bestimmt extra gemacht wurde, etwas schade, wie wenig insgesamt Evans Krankheit behandelt wurde und auch zu Collins Vergangenheit hätte ich eigentlich gerne noch mehr Informationen gehabt.
„Dear Evan Hansen“ ist eine nette Geschichte für zwischendurch, auch wenn ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht hätte. Lest trotzdem gerne mal rein!
Sarah Schröder, 20 Jahre
Die sechste Meinung:
„Dear Evan Hansen“ basiert auf dem gleichnamigen Musical. Es geht um einen Jungen mit Angststörung, welcher sich aufgrund dieser immer weiter in Lügen verwickelt. Es fing alles damit an, dass er endlich mal Freunde finden wollte und sich nach ein wenig Beliebtheit sehnte.
Ich habe dieses Buch geliebt, unter anderem da ich mich mit dem Protagonisten identifizieren konnte. Die Gefühle, die man mit einer solchen Krankheit fühlt, sind sehr schwer zu beschreiben, doch hier ist es sehr gut gelungen. Die Situation von Evan Hansen ist zwar weit hergeholt, aber nicht unmöglich. Dass gesamte Buch ist auch logisch aufgebaut und es gibt nur wenige Stellen, wo man sagen kann, dass es schlecht ist. Alles in allem hat es einen besonderen Platz in meinem Regal gefunden, zwischen den Fantasy Reihen und den Krimis.
Lukas Rothmeier, 16 Jahre