Rosalie- Als mein Vater im Krieg war

Coverfoto Rosalie Als mein Vater im Krieg war
Copyright: Gerstenberg

von Timothee de Fombelle und Isabelle Arsenault
Gerstenberg, 2020
gebunden, 64 Seiten
all age
ISBN 978-3836960403
15,00 Euro

 

Ich habe ein Geheimnis. Ich bin ein Soldat mit einer Mission. Ich spioniere den Feind aus. Ich arbeite an meinem Plan: Hauptmann Rosalie. …Für alle Großen bin ich die Kleine, die sich hinten ins Klassenzimmer setzt und den ganzen Tag lang nichts tut.

Die kleine Rosalie ( 5 ½  Jahre alt) geht jeden Tag mit den Großen zur Schule. Dort sitzt sie in der hintersten Bank, versteckt unter den Garderobehaken und zeichnet in ihrem Heft. Die Andern denken, sie würde vor sich hinträumen, aber das ist ganz und gar nicht so. Rosalie ist hellwach und lernt heimlich mit den Großen mit. Ihr Vater ist im Krieg und ihre Mutter arbeitet in der Fabrik. Deshalb setzt sie Rosalie schon frühmorgens in der Schule ab, wo der Lehrer auf sie aufpasst.

Manchmal bekommt Rosalie auch einen Brief von ihrem Vater. Darin erzählt er  vom gemeinsamen Angeln und dem Bach hinter der Mühle, wo Rosalie schwimmen lernen kann. Rosalie mag diese Briefe nicht. Irgendetwas stört sie daran. Und ihre Mutter hat auch immer so komische Augen, wenn sie die Briefe vorliest und sie dann in einer Keksdose auf dem Küchenregal versteckt.

Eines Tages kommt ein Mann mit einem blauen Briefumschlag zu Rosalies Mutter und danach ist nichts mehr wie früher. Am nächsten Tag verschwindet Rosalie heimlich aus der Schule.  Das ganze Dorf macht sich auf die Suche….

Dieses Buch ist etwas Besonderes, eine kleine Kostbarkeit sozusagen. Timothee Fombelle der Autor, erzählt mit wenigen, kargen Worten eine unfassbare Geschichte. Er beschreibt präzise Rosalies Gedanken und Taten, und doch ahnt man mit Schrecken, dass sich hinter den Sätze noch weit schlimmere Dinge verbergen, als dort geschrieben stehen.

Rosalie ist ein mutiges und zielstrebiges Mädchen, das ein Ziel verfolgt und sich nicht davon abbringen lässt. Für Rosalie ist der Krieg „ normal“. Solange sie sich erinnern kann, gibt es nur diesen Krieg. Aber sie fühlt intuitiv, dass sie nicht alles weiß und dass ihre Mutter ihr etwas verschweigt. Und so macht sie einen Plan und arbeitet kontinuierlich daran, die Wahrheit herauszufinden.

Die wunderschönen und ausdrucksstarken Zeichnungen von Isabelle Arsenault unterstreichen diese ans Herz gehende Geschichte und zaubern eine ganz eigene Stimmung. Durch diese empfindsamen und aus besonderen Blickwinkeln gezeichneten Bilder wird man förmlich in die Geschichte hineingezogen und kann sich beim Betrachten leicht in ihnen verlieren.

Ein Buch von großer Tiefe und Eindringlichkeit, nicht unbedingt ein Kinderbuch, eher ein Buch, das Erwachsene mit (älteren) Kindern zusammen lesen und besprechen sollten.

Monika H.

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