von Laurel Remington
aus dem Englischen von Britt Somann-Jung
chicken house, 2018
gebunden, 254 Seiten
ab 12 Jahren
ISBN 978-3-551-52096-8
15,– Euro
Die Ketchupflasche pupst und die letzten Reste spritzen auf den Toast meiner Schwester. Mir dreht sich der Magen um, aber wenn ich ehrlich sein soll, war mir vorher schon schlecht. Es ist Freitagmorgen, 7 Uhr 50. Noch zehn Minuten.
Die 13jährige Scarlett hasst Freitage. Denn pünktlich um 8 Uhr geht der wöchentliche Blogpost ihrer Mum online. Und dann kann wieder die ganze Schule lesen, was Scarlett in der letzten Woche falsch gemacht hat. Ihre Mutter liebt es, Scarletts Misserfolge auf ihrem Blog breit zu treten. Scarlett ist der unfreiwillige Star auf dem Blog ihrer Mutter.
Seit ihre Mutter all ihre peinlichen und schrecklichen Erlebnisse öffentlich macht, hat Scarlett sich aus allen Klubs und AGs der Schule zurückgezogen. Sie hat keine Freundinnen mehr und wird in der Schule gemobbt. Dafür hasst Scarlett ihre Mutter, die von alldem aber gar nichts mitbekommt. Sie wundert sich nur, dass ihre Tochter nicht mehr mit ihr spricht. Dabei ist das reiner Selbstschutz. Denn alles, was Scarlett zuhause erzählt, findet sie am nächsten Freitag ironisch verfremdet im Blog ihrer Mutter wieder.
Doch als Scarlett eines Tages zufällig die Küche ihrer alten Nachbarin Rosemary entdeckt, die ins Krankenhaus eingeliefert wurde, ist sie wie verwandelt. Sie findet ein altes handgeschriebenes Kochbuch und beginnt, obwohl sie noch nie etwas gekocht oder gebacken hat, ein Rezept für Zimtschnecken auszuprobieren. Das ist der Grundstein zu ihrer neuen Leidenschaft. Jeden Tag schleicht Scarlett sich nun in Rosemarys Küche und probiert ein neues Rezept aus. Bis sie von einer neuen Mitschülerin, Violet, dabei gestört wird. Die beiden gründen den „geheimen Kochclub“ und backen jeden Tag neue Köstlichkeiten, die sie in der Schule verteilen. Das bleibt natürlich nicht unbemerkt. Doch der größte Schlamassel beginnt, als Rosemary, die Besitzerin der Küche und des geheimen Kochbuchs aus dem Krankenhaus entlassen wird und die Mädchen beim Backen überrascht….
Dieses Buch hat mich von der ersten Seite in seinen Bann gezogen. Ich war sofort auf Scarletts Seite und habe mit ihr gelitten und geweint, gelacht und gezittert. Ich konnte mich sehr gut in ihre Gedanken und Gefühle hineinversetzen und habe gehofft, dass sie den richtigen Weg aus einer sehr schwierigen Situation finden wird. Scarlett ist ein verletzliches und sensibles Mädchen, das unheimlich viele Fähigkeiten und sehr viel Empathie für andere Menschen hat. Ihre Mutter dagegen kann man anfangs nur hassen, so gefühllos und kalt wie sie sich benimmt. Doch auch sie macht eine interessante Entwicklung durch und daran ist Nachbarin Rosemary, eine liebenswerte, aber sehr alte und kranke Dame, Schuld.
In diesem Buch steckt ganz viel: ein bisschen Liebe, ein Freundschaftskonflikt, eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, die Schwierigkeiten der Pubertät, ganz wunderbare und köstliche Backrezepte und gaaanz viel Gefühl.
Die Geschichte ist geheimnisvoll und spannend, aber auch mitreißend. Sie rührt uns zu Tränen und ist doch manchmal auch sehr komisch.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut zu lesen und man kann das Buch, wenn man einmal angefangen hat, nicht mehr aus der Hand legen. Eine sehr lohnenswerte und zu Herzen gehende Lektüre. Unbedingt empfehlenswert!
Monika H.
Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:
Scarlett hat ein großes Problem …Ihre Mutter führt einen erfolgreichen “Mom-Blog”, bei dem jede von Scarletts peinlichen Aktivitäten eine Hauptrolle spielt. Egal, ob sie versehentlich beim Weihnachtsessen pupst oder Disney-Princess-Unterhosen trägt, nichts entgeht Ihrer Mutter und dem Blog!
Scarlett beschließt, dass die einzige Möglichkeit, ihre Mutter bei ihrem eigenen Spiel zu schlagen darin besteht, alle ihre Aktivitäten aufzugeben und total langweilig zu werden.
Während Scarlett sich immer unglücklicher fühlt, scheint ihre Chance immer näher zu kommen. Denn plötzlich wird ihre ältere Nachbarin, Mrs Simpson, mit dem Krankenwagen in eine Klinik gebracht. Nichts ahnend betritt Scarlett darauf ihr Haus, um die Katze zu füttern und findet dabei eine atemberaubend schöne, voll ausgestattete Küche und ein Buch mit handgeschriebenen Rezepten und der liebevollen Inschrift „Für meine kleine Köchin – mögest du die geheime Zutat finden“.
Scarlett verspürt plötzlich den ungewohnten Drang die Dinge zu ändern. Sie beschließt in der magischen Küche von Mrs. Simpson das Backen zu erlernen, aber natürlich streng geheim vor ihrer Mutter.
Das Backen lässt gemeinsam mit der geheimen Zutat all ihre Probleme wegfliegen. Doch es scheint nicht lange anzuhalten, denn plötzlich steht die alte Mrs Simpson vor der Türe und durch Scarletts blödes Missgeschick droht nun, dass Mrs Simpson ins Heim kommt und das Haus verkauft wird. …
Meine Meinung:
Dieses Buch ist Irgendwie alles in einem. Es ist schön, und die herzerwärmende Geschichte ist über Freundschaft, Beziehungen zwischen Eltern und Kind und das Finden all der anderen Dinge, die mindestens genauso wichtig sind. Und auch genau diese Kombination hat mir so unglaublich gut gefallen.
Ein Kinderbuch in einer dunklen Farbe… das habe ich noch nicht so oft gesehen , aber das Dunkelrot wird einfach dem Buch „gerecht“, da Scarlett für so viel wie Scharlachrot steht. Ich mag es immer besonders gern, wenn das Cover das Buch von innen spiegelt – und das tut es hier auf jeden Fall.
Die Autorin, Laurel Remington, schreibt wirklich sehr anschaulich. Ich konnte kaum vermeiden, dass mir bei den Leckereien im Rezeptbuch nicht das Wasser im Mund zusammen läuft. Die Rezepte sind garantiert unwiderstehlich.
Besonders lustig fand ich Scarletts Ideen für die Titel der neuen Blog Beiträge im Blog ihrer Mutter. Schade, dass sie diese nie wirklich ausgesprochen, sondern sich nur gedacht hat. Zu meinen Favoriten gehört auf jeden Fall:
“Tschüss, Oxford, meine Tochter hat keine Interessen” oder “zehn Gründe, die Geige deines Kindes zu verschrotten” oder “Stepptanz… Habe ich drei linke Füße geboren?”
Ich kann dieses Buch wirklich nur weiterempfehlen. Es eignet sich super für junge Leser, aber auch für „größere“, die sich einen Nachmittag einfach mal entspannen und inspirieren lassen wollen.
Bengisu Bor, 14