Spy – Highspeed London

Coverfoto Spy-Highspeed London
Copyright: Loewe

von Arno Strobel
Loewe, 2019
broschiert, 304 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN 978-3-7855-8841-3
9,95 Euro

Als Nick auf der Straße zufällig beobachtet, wie einem Mädchen das Handy gestohlen wird, setzt er dem Dieb sofort hinterher.  Dabei findet er den Eingang zu einer geheimen Basis des BND. Als ihm der geheimnisvolle Herr Schmitt eröffnet, dass sein Vater Geheimagent ist und er nun eine spezielle Schule besuchen soll, um in dessen Fußstapfen zu treten, glaubt Nick zuerst an einen schlechten Scherz. Doch schnell muss er feststellen, dass dies die gefährliche Wahrheit ist, denn sein Vater ist verschwunden und die ominösen Entführer haben es auch auf ihn abgesehen.

Selten hat mich ein Buch so sehr zwiegespalten, wie der Auftakt zur neuen Jugendserie von Arno Strobel. Normalerweise bin ich ein großer Fan seiner Bücher, auch der Jugendthriller, wie zum Beispiel „Schlusstakt“. Aber irgendwie konnte ich mit diesem Buch nicht so wirklich warm werden.

Erstens wirkt die komplette Einführung in die „geheime Agentenwelt“ ein wenig sehr auf die Spitze getrieben. Nick ist komplett versteift darauf an seiner Theorie festzuhalten, dass alles nur ein lustiges Spiel von seinem Vater ist, und es wirkt dabei nicht nachvollziehbar sondern einfach nur verkrampft und irrational. Das sorgt auch für einige höchst seltsame Momente, in denen er sich wieder über das „coole Spiel“ freut und alle anderen Personen (zu Recht) einfach nur verwirrt sind. Das hätte man besser und einfühlsamer machen können.  Auch der ganze Aufbau der Agentenschule wirkt etwas zu sehr wie in einer schlechten Nachahmung der James Bond Filme. Man hat mehr das Gefühl in einer Parodie (à la Kingsman) zu sein und nicht in einem ernstgemeinten Roman.

Als das Buch dann endlich zum ersten Mal so richtig Fahrt aufgenommen hat, wird die Handlung  einfach unterbrochen und drei Jahre später weitererzählt. Einerseits finde ich das sehr schade, weil ich gerne mehr von Nicks Ausbildung gesehen hätte, andererseits sorgt dies auch für eine unangenehme Lücke. Personen und Tatsachen werden dem Leser einfach vor die Füße geworfen. Nick hat plötzlich ominöse Fähigkeiten, die niemals eingeführt wurden und andere Schüler sind gut mit ihm befreundet, die man zuvor nie kennengelernt hat. Deshalb konnte ich mich auch leider mit keinem der Charaktere so richtig identifizieren. Auch Nick als Hauptperson hat meines Erachtens nach oft nicht logisch gehandelt. Er verlässt ohne mit der Wimper zu zucken sein altes Leben, lässt seine Familie und Freunde zurück um ein Agent zu werden? Irgendwie hat mir da sehr die Tiefe im Charakter gefehlt.

Nach so viel Kritik jetzt aber mal zum positiven Teil: Der zweite Teil des Buches hat mich wesentlich mehr überzeugen können, weil er sehr actiongeladen und spannend erzählt ist. Die Handlung ist hier gut durchdacht und es wird sehr schön mit „Geheimagententricks“ gespielt. Nicks Strategien und Pläne sind faszinierend zu beobachten und seine Methoden um Informationen zu erlangen richtig gut eingefangen. Man muss die ganze Zeit miträtseln und mitfiebern, wer Nicks Gegenspieler denn jetzt wirklich ist und wer auf wessen Seite steht. Davon hätte ich gerne mehr gelesen.

Ich gehe mit gemischten Gefühlen aus diesem Buch. Einerseits hatte ich in der zweiten Hälfte sehr viel Spaß beim Lesen, andererseits hat die erste Hälfte echt einen faden Beigeschmack hinterlassen, dessen Auswirkungen man leider noch durchs ganze Buch spüren kann. Ob ich beim zweiten Buch wieder zugreifen würde, werde ich wahrscheinlich kurzfristig entscheiden müssen. Insgesamt wäre es mir allerdings lieber gewesen wieder einen Thriller ganz im Stil von „Schlusstakt“ lesen zu können.

Imke Wellessen, 18 Jahre

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