Unsere verlorenen Herzen

Coverfoto Unsere verlorenen Herzen
Copyright: randomhouse

von Krystal Sutherland
aus dem Amerikanischen  von Petra Koob-Pawis
cbt, 2017
Klappenbroschur, 384 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-570-16497-6
14,99 Euro

 

„Normalerweise konnte ich andere Menschen ziemlich gut einschätzen, aber Grace Town war eine Anomalie, ein schwarzer Fleck auf meinem Radar. Je weniger ich Grace einschätzen konnte – je faszinierter war ich von ihr und desto drängender wurde der Wunsch, endlich herauszufinden, was in dem dunklen, verwinkelten Labyrinth ihres scharfen Verstands vor sich ging“

Dieser Debütroman einer jungen Australierin bezieht sich auf ein Thema, das sehr oft verwendet wird: die erste große Liebe. Nur ist dieses Buch ganz anders, als man es vielleicht auf den ersten Blick vermuten mag. Es geht um den 17 – jährigen Henry Page, der noch nie eine Freundin hatte und sowieso noch nie so richtig verliebt war. Doch dann steht plötzlich eine neue Mitschülerin vor ihm: Grace Town, eingehüllt in Jungsklamotten, mit ungepflegten Haaren und einer zerbrechlichen Erscheinung. Doch ihre Rätselhaftigkeit und geheimnisvolle Art fasziniert Henry umso mehr. Gemeinsam arbeiten sie zusammen an der Schülerzeitung und kommen sich durch die Treffen immer näher. Ehe er etwas dagegen tun kann, verliebt sich Henry in sie. Doch seine Hoffnungen prallen bald in eine Leere, denn obwohl Grace Henry überraschend auf einer Party küsst, lässt sie ihn nicht wirklich hinter ihre Fassade blicken und enttäuscht ihn immer wieder.

Henry weiß, dass, wenn sie wirklich zusammenkommen können, er hinter das Geheimnis kommen muss, das sie die ganze Zeit mit sich herumschleppt.

Henry wagt es zu hoffen, doch das ist gar nicht so einfach, denn Grace scheint in ihrem ganz eigenen Universum zu leben, in dem nur wenige Menschen einen Platz haben…

Henry ist ein Charakter, der mir von Anfang an zu klischeehaft ist. Es wird bereits zu Beginn das typische Bild eines pubertierenden Jungen vorgestellt, dessen beste Freundin auf Mädchen steht und sein bester Freund der größte Mädchenschwarm der Schule ist. Eine bunte Mischung also, die mir oft zu konstruiert wirkte, sowie Henrys Familie, besonders seine unglaublich peinlichen Eltern, die dann oft ein bisschen zu unrealistisch waren. So dachte ich am Anfang auch zu wissen, wie die Geschichte enden wird. Dass es keine unvorhersehbaren Wendungen geben und Henry und Grace´ Liebesgeschichte wie eine von vielen sein wird.

Doch so war es nicht. Ganz im Gegenteil. Es stellte sich heraus, dass es in diesem Buch nicht nur um typische Situationen im Teenager-Leben, wie Partys, das erste Verliebtsein und schlechte Noten in der Schule geht, sondern von etwas viel Tiefgründigerem handelt: um den Tod. Denn dieses Thema wird irgendwann stark in den Vordergrund gerückt und hat vor allem mit der zerbrechlichen Grace zu tun, die Henry nach und nach ein kleines bisschen Wahrheit erzählt. So kann es auch dazu kommen, dass man manchmal Seite für Seite verschlingen muss, weil es plötzlich so unvorhersehbar mitreißend und spannend wird, wenn man in den Bann von Grace´ Geschichte gesogen wird.

Alles in allem ist dieses Buch sehr abwechslungsreich. Ich habe noch nie etwas gelesen, das immer wieder so plötzlich zwischen Humor und Traurigkeit schwankt. Ich weiß auch nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Aber was ich weiß, ist, dass diese Geschichte auf einer tollen, gefühlvollen, tiefgründigen und mitreißenden Handlung beruht und den Leser in eine Welt bringt, aus der er nicht mehr so schnell verschwinden möchte.

Greta Schulte, 15 Jahre

Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:

Die große Liebe? Als Henry Grace kennenlernt, die in diesem Jahr auf seine Schule gewechselt ist, merkt er schnell, dass sie nicht so wie die anderen Mädchen ist. Sie trägt nicht nur schlabbrige Jungsklamotten, hat ein kaputtes Bein und vermeidet den Kontakt zu anderen, sondern hat auch sonst viele tiefsinnige Gedanken, die sie nach und nach mit ihm teilt. Henry fühlt sich von ihr angezogen, aber sie lässt ihn kaum an sich heran und sendet unklare Signale.  Als sie ihn eines Tages unvermittelt küsst, wird alles komplizierter und Henry versteht, dass irgendein Geheimnis zwischen ihnen steht.

Das Buch ist aus Henrys Perspektive geschrieben und lässt sich sehr flüssig lesen. Die Autorin hat, wie ich finde, einen guten Humor, der die sonst eher traurige und komplizierte Liebesgeschichte etwas aufpeppt. Außerdem schafft sie es, den Spannungsbogen bis zum Ende hin zu erhalten. Man kann sich meiner Meinung nach gut mit Henry identifizieren, und das, obwohl es ein totales Gefühlschaos gibt. Besonders gut haben mir die doch teilweise poetischen Gedanken von Henry und die sehr tiefgründigen Gespräche zwischen ihm und Grace gefallen. Man fängt an über das Leben und die Liebe nachzudenken und kann das Buch nach einer Weile nicht mehr aus der Hand legen. Auch die Beziehung von Henry zu seinen Eltern, seiner Schwester und seinen Freunden ist wunderbar beschrieben und man schließt sie alle schnell ins Herz. Das Buch spricht viele wichtige Themen an und geht sehr in die Tiefe. Außerdem bietet es, besonders im Hinblick auf Liebeskummer, viele Ratschläge.

Es ist zeitweise jedoch auch etwas deprimierend, insbesondere wenn Grace ihre Ansichten auf den Sinn des Lebens und den Tod äußert. Grace war mir gegen Anfang noch sympathisch und ich konnte mich gut mit ihr identifizieren, aber nach einer Weile konnte ich sie immer weniger verstehen. Zudem hat mich dieses ständige Hin und Her zwischen ihr und Henry irgendwann angefangen zu nerven und es hat nur dazu geführt, dass ich vom Ende leicht enttäuscht war.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein sehr schönes Buch ist, aber man sich als Leser nicht unbedingt auf ein Happy End einstellen sollte.

Saskia Kathagen, 16 Jahre

 

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